Ein russischer Star ist zurück

MOSCOW RUSSIA OCTOBER 31 2015 Russian operatic baritone Dmitri Hvorostovsky performs at a concer
MOSCOW RUSSIA OCTOBER 31 2015 Russian operatic baritone Dmitri Hvorostovsky performs at a concer(c) imago/ITAR-TASS (imago stock&people)
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Dmitri Hvorostovsky gab sein Österreich-Comeback – und bewies sich im russischen wie im italienischen Repertoire als feinsinniger Sänger.

Fast ein Jahr lang war der Star-Bariton Dmitri Hvorostovsky krankheitsbedingt nicht aufgetreten, nun gab er bei einem Festkonzert des steiermärkischen Musikvereins im Grazer Stefaniensaal sein Österreich-Comeback: Es übertraf alle Erwartungen. Als hochkarätiger Begleiter des klug zusammengestellten Programms (ideal die zeitlichen Proportionen zwischen Instrumentalstücken und Gesangsnummern!) erwies sich das Ural Philharmonic Orchestra unter Dmitri Liss: Tschaikowskys „Onegin“-Polonaise und das „Capriccio italien“ erklangen in klangsatter, aufschäumend slawischer Verve, Ravels „La valse“ war ein veritables Kabinettstück, mit schmissig-frechem Brio folgte die „Diebische Elster“-Ouvertüre: Das waren keine lästigen Füller, sondern eigenständige Kostbarkeiten.

Seine stimmlichen Reserven betreffend wirkte Hvorostovsky über weite Strecken zwar angestrengt, doch die wohl tagesbedingte Beeinträchtigung konnte weder seiner Bühnenausstrahlung noch seinen Stimmqualitäten etwas anhaben. Diese bestachen neuerlich durch ein üppig reiches Farbenspektrum, das er durch feinsinnige Modulationskunst virtuos aufzufächern versteht: eine Wonne etwa, wie er auf dem finalen „b“ der Troubadour-Cantilene auf nur einem einzigen Ton gleich mehrere Farbwechsel zustande brachte! Dieses Meisterstück erlaubte ihm nicht zuletzt seine perfekte Atemtechnik, die das Einatmen nicht als lästige Unterbrechung, sondern als integralen Teil der musikalischen Phrase selbst erscheinen lässt. Diese Phrasen schwingen in ihrem natürlichem Fluss geradezu wolgaweit aus, besonders in den Szenen aus „Chowanschtschina“ und aus Rubinsteins „Dämon“; abgründig fahl die Schauerballade aus „Pique Dame“, von imperial-majestätischem Zuschnitt die Heimatklage des Fürsten Igor. In diesem ersten, russischen Teil erstrahlte naturgemäß das genuin slawisch-virile Stimmtimbre besonders hell, aber auch im zweiten, italienischen Teil gelangen punktgenaue Interpretationen, besonders in der „Rigoletto“-Szene, die zu einem berührenden Minidrama einer Wandlung vom zynischen Narren zum liebenden Vater wurde. Dies alles völlig unprätentiös, keine Starallüren trübten den herzerfrischenden Gesamteindruck. Schließlich zwei russische Zugaben (die zweite gar a cappella!), Standing Ovations und viele, viele Blumen von der besonders enthusiasmierten weiblichen Fangemeinde.

Weitere Termine: 9. April im Wiener Konzerthaus, 12. April im Linzer Brucknerhaus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2016)

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