Asyl: Wie viele Kinder werden vermisst?

Fl�chtlingscamp Idomeni Fl�chtlingslager Idomeni Mehr als zehntausend Fl�chtlinge stecken teilweise
(c) imago/Christian Mang
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Die Grünen fordern vom Innenressort genaue Zahlen.

Wien. Aus Deutschland gibt es konkrete Zahlen: 4749 unbegleitete Flüchtlingskinder und -jugendliche wurden am 1. Jänner 2016 vermisst. Allgemein sind in Europa laut Europol 10.000 Flüchtlingskinder ohne Begleitung verschwunden. Die Behörden vermuten, dass sie Menschenhändlern zum Opfer gefallen sein könnten beziehungsweise während ihrer Flucht sexuell missbraucht werden.

Und was weiß man in Österreich? Offizielle Zahlen gibt es nicht. Laut Bundeskriminalamt wurden am 1. Jänner 475 Minderjährige, die nicht aus einem EU-Staat kommen, vermisst. Im Vorjahr wurden im Asylquartier in Traiskirchen rund 100 minderjährige Flüchtlinge abgängig gemeldet.

Die Grünen wollen nun via parlamentarischer Anfrage von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Genaueres erfahren: „Ich möchte wissen, was das Innenministerium unternimmt, damit unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nicht leichte Beute von Menschenhändlern werden“, sagt Alev Korun, Menschenrechtssprecherin im Parlament.

Denn obwohl in Österreich 2015 rund 10.000Asylanträge von unbegleiteten Kindern gestellt worden seien, hätten sich Ende des Jahres nur noch 6000 in der Grundversorgung befunden, sagt die grüne Mandatarin. „Was ist mit den restlichen fast 4000 Menschen geschehen?“

 

Zwei Monate Zeit

Sie könnten in ein anderes EU-Land gereist sein, vielleicht zu den Verwandten. Oder aber auch in kriminelle Hände gefallen sein, meint Korun. „Arbeitet das Innenministerium mit Interpol oder Asylbehörden aus anderen Ländern zusammen, um herauszufinden, wo sich die Kinder aufhalten?“, fragt Korun. Und: Werden die Fälle von verschwundenen Flüchtlingskindern tatsächlich nicht erfasst? Für die Beantwortung hat das Ressort zwei Monate Zeit. (ib)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2016)


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