Der neue Aufpasser der OMV

Peter Löscher
Peter Löscher(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Der frühere Siemens-Chef Peter Löscher soll den OMV-Aufsichtsrat künftig anführen. Russland und Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss sind ihm gut vertraut.

Wien. Die Umbauarbeiten im OMV-Aufsichtsrat sind fixiert: In etwa sechs Wochen wird der frühere Siemens-Chef Peter Löscher an die Spitze des Kontrollgremiums rücken, um dort Peter Oswald abzulösen. Der Chef des Papierkonzerns Mondi hat erst kürzlich überraschend seinen Rücktritt erklärt. Für die Mammutaufgabe OMV fehle ihm einfach die Zeit, erklärte Oswald damals.

Über zu wenig Zeit kann sich der 58-jährige Peter Löscher eher nicht beklagen. Vor zwei Jahren holte ihn der russische Oligarch Viktor Vekselberg an die Spitze der Züricher Renova-Holding, um das schlechte Image des Russen in der Schweiz aufzupolieren. Löscher, der als Siemens-Chef den Korruptionsskandal gut aufarbeiten ließ, galt als Saubermann – und damit als Idealbesetzung für den Job. Überzeugt hat er den Oligarchen allerdings nicht. Erst vor wenigen Wochen wurde Peter Löscher „von der Renova-Spitze weggelobt“, berichten Schweizer Medien. Der gebürtige Villacher ist nunmehr Vice Chairman, ein neu geschaffener Posten, der ihn ohne operative Verantwortung das Gesicht wahren lässt. Lang werde er wohl nicht bleiben, spekulieren Schweizer Zeitungen.

Schelling: „Größerer Umbau muss her“

Den OMV-Eigentümern kann es nur recht sein, dass der neue Aufsichtsratspräsident Zeit genug hat, um das teilstaatliche Unternehmen genau zu beobachten. Mit dem eingeschlagenen Kurs nach Russland dürfte Löscher wenig Probleme haben. In seiner Zeit bei Siemens war er – ähnlich wie OMV-Chef Rainer Seele heute – hauptberuflicher Vielflieger. In Moskau dockte der Siemens-Chef damals so oft an, dass er sogar den Orden der Freundschaft der Russischen Föderation verliehen bekam.

Ein anderes Detail könnte Rainer Seele allerdings doch beunruhigen. Peter Löscher pflegt engen Kontakt zu Gerhard Roiss, Seeles direktem Vorgänger bei der OMV. Löscher persönlich holte Roiss nach dessen unrühmlichem Abgang von der OMV-Spitze als Vertrauten in den Verwaltungsrat des Schweizer Industriekonzerns Sulzer, der ebenfalls zu einem guten Teil Viktor Vekselberg gehört. Die meisten heimischen Manager, mit denen „Die Presse“ über diese Besetzung gesprochen hat, bezweifeln allerdings, dass daraus ein Interessenkonflikt entstehen könnte. Peter Löscher habe Siemens „in einer schwierigen Zeit übernommen und gut stabilisiert“, heißt es etwa. Ähnliches könnte nun auch die OMV gut gebrauchen.

Neben dem Kärntner werden die OMV-Aktionäre am 18. Mai auch den früheren OMV-Vorstand Marc Hall und den Grazer TU-Professor Karl Rose in das Aufsichtsratsgremium wählen. Sie ersetzen den Banker Herbert Stepic und Allianz-Chef Wolfram Littich. Die Nominierung von Marc Hall soll auf Drängen der SPÖ erfolgt sein. Sie hatte den Manager, der einst im Kabinett von Viktor Klima saß, vor wenigen Jahren aus Deutschland in den Vorstand der Wiener Stadtwerke geholt – aber bald wieder abgesetzt. Seit Ende des Jahres war er seinen Job bei der Stadt los.

Beendet ist die Restrukturierung des OMV-Aufsichtsrats mit den drei Neuen noch nicht. „Mittelfristig muss ein größerer Umbau her“, sagt Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP). Sobald sich die Republik mit ihrem Syndikatspartner aus Abu Dhabi auf neue Governance-Regeln geeinigt habe, werde wohl niemand mehr länger als zehn Jahre im Kontrollgremium des Energiekonzerns sitzen dürfen. Etliche Aufsichtsratsveteranen müssten dann Koffer packen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2016)

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