Wiener Bäder: Schulungen sollen sexuelle Übergriffe vermeiden

Archivbild: Das Wiener Amalienbad
Archivbild: Das Wiener AmalienbadAPA/ROLAND SCHLAGER
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Durch Kurse sollen Bedienstete der Wiener Bäder verdächtige Verhaltensmuster schneller erkennen und richtig einschreiten. Auf Flüchtlingen liegt dabei kein spezieller Fokus.

Nicht zuletzt wegen des Vergewaltigungsfalls im Theresienbad Ende 2015 wollen die Wiener Freibäder heuer in Kooperation mit der Polizei einen stärkeren Fokus auf das Thema Sicherheit legen. Teil des Konzepts ist die Schulung von Mitarbeitern, sagte Bädersprecher Martin Kotinsky. Dadurch sollen verdächtige Verhaltensmuster schneller erkannt und sexuelle Übergriffe vermieden werden.

Die Schulungen werden federführend von der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) und unter Beteiligung eines Polizeivertreters abgehalten und sind kürzlich angelaufen. "Es geht vor allem um Prävention", sagt Peter Wanke, der die Kurse bei der KJA organisiert. In Form von dreistündigen Einheiten will man möglichst viele Beschäftigten - von der Chefetage bis zum Bademeister - für das Thema sensibilisieren.

"Eldorado für Menschen mit pädosexuellen Neigungen"

"Das Schwimmbad ist ein Eldorado für Menschen mit pädosexuellen Neigungen", erklärt Wanke. Denn Kinder bewegten sich dort oft ohne Aufsicht, seien ausgelassener und deshalb zugänglicher für Kontakte mit Fremden und es gebe mehr "Nischenplätze" als an anderen Orten - etwa Umkleidekabinen, Duschen oder Büsche.

"Wie wollen vermitteln, wie man rechtzeitig erkennt, dass hier etwas komisch ist", verweist Wanke auf "Tricks und Manipulationstechniken" von Tätern. Denn vor Übergriffen würden Opfer oft einmal in ein Gespräch verwickelt, auf ein Eis eingeladen und erst dann beispielsweise an unbeobachtete Stellen gelockt. Es gehe darum, möglichst bald richtig und sachgemäß einzuschreiten.

Um dies zu können, wird den Bädermitarbeitern auch erklärt, was man unter "sexueller Gewalt" überhaupt versteht. Denn dabei handelt es sich keinesfalls nur um Vergewaltigung, betont Wanke. Wenn Burschen Mädchen ohne deren Willen ins Becken zerren oder auf den Hintern greifen, seien das zu ahndende Übertretungen. "Wichtig ist, möglichst am Beginn einzuschreiten", so der Experte. Denn damit verhindere man Schlimmeres und signalisiere potenziellen Tätern und Betroffenen gleichermaßen, dass das Personal aufmerksam ist und interveniert.

Einen speziellen Fokus auf das Thema Asylwerber legen die Kursveranstalter nicht. "Ich sehe keine Notwendigkeit, Kinder in besonderem Maße vor Flüchtlingen zu schützen", sagt Wanke. Die Schulungen laufen jedenfalls noch bis Ende April.

Freier Eintritt für Polizisten statt Privatsecuritys

Die Schulungen sind Teil des Gesamtsicherheitskonzepts, das die Bäder derzeit gemeinsam mit der Polizei erarbeiten. "Einige angedachte Maßnahmen sind noch in Prüfung", meint Sprecher Kotinsky. Das Maßnahmenpaket soll dann spätestens in der letzten April-Woche fertig sein und präsentiert werden. Schließlich werden die Sommerbäder - je nach Wetterlage - zwischen 28. April und 2. Mai aufsperren.

Über die Beschäftigung privater Securitys, wie sie seit neuestem im Wiener U-Bahn-Netz eingesetzt werden, habe man zwar nachgedacht. Nach derzeitigem Stand werde man aber darauf eher verzichten. Für erhöhte Polizeipräsenz in den Bädern sorgt dafür schon seit längerem, dass Beamte mit Rettungsschwimmerausbildung kostenlosen Eintritt in diese erhalten. Ihren Dienstausweis geben sie dabei ab, um im Fall des Falles vom Bäderpersonal ausgerufen werden zu können. Der Einsatzbereich geht dabei von Erster Hilfe bis hin zum Dingfestmachen von Taschendieben.

(APA)

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