Wegen seiner Satire über Erdogan ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den deutschen Moderator. Böhmermann ist "erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe."
Der wegen seiner Satire über den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan in die Kritik und ins Visier der Staatsanwaltschaft geratene ZDF-Moderator Jan Böhmermann hat seine Teilnahme an der Verleihung des Grimme-Preises am Freitagabend abgesagt. Bei Facebook zeigte sich Böhmermann zutiefst angegriffen von der Debatte um seine Person.
"Ich fühle mich erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe", schrieb er. Deshalb bitte er um Verständnis, nicht in Marl feiern zu können, erklärte Böhmermann.
Das Grimme-Institut bestätigte die Absage. Weitergehende Angaben zu den Gründen habe Böhmermann gegenüber dem Institut nicht gemacht, sagte ein Sprecher. "Wir finden das natürlich sehr bedauerlich."
Sollte einen Preis für Varoufakis-Satire bekommen
Böhmermann wolle den ihm für eine Satire über den ehemaligen griechischen Finanzminister Giannis Varoufakis zugedachten Preis aber annehmen, er verzichte nicht darauf. "Er hat im Prinzip die Öffentlichkeit abgelehnt, nicht den Preis", sagte der Sprecher.
Böhmermann hatte in der vor einer Woche ausgestrahlten Folge seiner Satiresendung "Neo Magazin Royale" Erdogan scharf angegriffen, sein Haussender ZDF distanzierte sich von der Satire und strich sie aus dem Archiv. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Mainz gegen Böhmermann.
Der Einschaltquote von "Neo Magazin Royale" gab der Skandal am späten Donnerstagabend leichten Auftrieb: 290.000 Zuschauer schalteten die neue Ausgabe vom "Neo Magazin Royale" ein, die Klicks im Netz sind noch nicht erfasst. Über Erdogan verlor Böhmermann kein Sterbenswörtchen - ein paar Anspielungen gab es dennoch.
(APA/AFP)