Dieselskandal: Bonistreit überschattet VW-Erholung

Volkswagen Werk Wolfsburg
Volkswagen Werk Wolfsburg(c) APA/dpa/Julian Stratenschulte
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Volkswagen will wieder Anleihen an den Kapitalmärkten begeben.

Wolfsburg. Man gibt sich in Wolfsburg zuversichtlich. In wenigen Wochen strebt der VW-Konzern die Rückkehr an den Anleihemarkt an. „Wir gehen davon aus, dass der Volkswagen-Konzern bis zur Jahresmitte wieder Anleihen an den Kapitalmärkten begeben wird“, teilte ein Sprecher am Montag mit.

Man habe bereits Gespräche mit Banken aufgenommen. Eine erste Emission sei unmittelbar nach der Veröffentlichung der Bilanz für das abgelaufene Jahr am 28. April möglich.

Volkswagen hat im Dezember von mehreren Großbanken einen Überbrückungskredit über 20 Mrd. Euro erhalten, um die Kosten des Abgasskandals abzufedern.

Doch der Schritt zurück zur Normalität wird von einem Streit um Bonizahlungen für das Management überschattet. Gestern tagte sogar das sechsköpfige Präsidium des Aufsichtsrats zu dieser Frage, konnte den Konflikt aber nicht lösen.

Wegen des Abgasskandals befürworten der Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall eine spürbare Senkung der millionenschweren Sonderzahlungen. Dies wäre in der nach wie vor ungelösten Krise ein „politisches Zeichen“ nach außen und innen, hieß es aus diesen Kreisen.

Angeblich schlägt VW-Vorstandschef Matthias Müller eine Bonisenkung um etwa ein Drittel vor. Doch nicht alle wollen mitziehen, es gebe Manager, die auf vollen Zahlungen entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen bestehen würden. Andere Forderungen reichen von einem Komplettverzicht bis zur Abführung eines Teils der Boni an eine Stiftung.

Die Gehälter der Vorstände von Volkswagen errechnen sich aus verschiedenen Faktoren, Boni sind ein wesentlicher Teil. 2014 schüttete das Unternehmen knapp 70 Millionen Euro an das Topmanagement aus.

Zumindest in einem ebenfalls hinter den Kulissen schwelenden Streit über den sogenannten Zukunftspakt konnte Volkswagen eine Weiterentwicklung melden: Müller macht den Pakt zur Chefsache und folgt dem Verhandlungsaufruf des Betriebsrates. So sollen etwa für die deutschen VW-Werke „verbindliche Standortsicherungspakete“ abgeschlossen werden. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2016)

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