Registrierkassen: Es ist noch längst nicht vorbei

Gastkommentar. Langsamere Einführung wäre kein Fehler gewesen, zeigt die erste Bilanz.

Durch die Einführung der Registrierkassenpflicht in Verbindung mit einer technologischen Sicherheitseinrichtung werden jährlich 900 Millionen Mehreinnahmen für den Fiskus erwartet. Wie hoch der Betrag am Ende wirklich sein wird, werden wir wohl nie erfahren. Dennoch ist es Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.

Die Aufregung war groß, teilweise übertrieben, zum Teil aber auch berechtigt. Viele haben befürchtet, dass es schwieriger wird – und damit ist jetzt nicht gemeint, die Steuern zu hinterziehen, sondern der zusätzliche bürokratische Aufwand. Es gibt auch nach wie vor Spezialfälle, etwa den Schulwart. Aber für die meisten Branchen gibt es gute Lösungen zu vernünftigen Preisen, sodass fast alle eine geeignete Kasse gefunden haben.

Selbstverständlich wären eine langsamere Einführung, höhere Umsatzgrenzen und mehr Spezialregelungen (warum braucht etwa jemand, der nur Kreditkartenumsätze hat, eine Kasse?) kein Fehler gewesen. Aber die meisten Unternehmer werden sich in ein paar Jahren gar nicht mehr vorstellen können, wie es ohne Kasse war.

Detaillierte Auswertungen, automatische Überleitung in die Buchhaltung, integrierte Kundenverwaltung sind nur einige mögliche Vorteile. Vielleicht ist die Einführung der Kasse sogar die bisher größte Digitalisierungswelle bei den Kleinbetrieben überhaupt.

Jackpot für Kassenhersteller

Unfassbar war jedenfalls das Interesse. Keine Kammerveranstaltung, die nicht einen vollen Saal garantiert hätte. Allein der Autor dieses Beitrags konnte in seinen Vorträgen zum Thema Registrierkassenpflicht über 10.000 Teilnehmer begrüßen. Dazu kommen noch Zehntausende Abrufe der Webinare und Online-Ratgeber.

Groß natürlich auch der Andrang bei den Kassenherstellern. Für diese war das Gesetz wohl wie ein Lottosechser – nein, wie ein Jackpot bei Euro-Millionen. Dennoch kam anfangs gerade von ihnen viel Kritik. Diese wurde aber auch gehört und führte zu vielen Vereinfachungen. Nur so war der Ansturm halbwegs zu bewältigen. Aber auch die Konkurrenz wurde deutlich größer: Es gibt jetzt wohl mehr als dreimal so viele Anbieterfirmen wie noch vor einem Jahr.

Es bleibt spannend

Wer aber glaubt, dass es das war, täuscht sich: Die Kassen müssen erst manipulationssicher werden. Da hier durch die RKSV eine rein österreichische Lösung, bei der jeder Bon mit einem Hardwarezertifikat digital signiert werden muss, gewählt wurde, darf keine Registrierkasse ab dem 1. Jänner 2017 ohne Änderungen weiter verwendet werden.

Es gibt wohl nur drei Optionen: Umschreiben der Kassensoftware, Anschaffung eines zusätzlichen Adapters (Fiskalspeicher) oder Austausch. Gerade bei älteren Modellen wird Letzteres zutreffen.

Sogar Filialisten, die – obwohl sie durch die Verwendung von sogenannten geschlossenen Systemen ohnehin kaum manipulieren können – teilweise an die 1000 Kassen tauschen müssen, sind bekannt. Die im Gesetz zwar vorgesehene Möglichkeit eines Gutachtens hilft hier nur bedingt, da trotzdem Adaptierungen vorgenommen werden müssen.

Und auch all jene, die Rechnungen und keine Kassenbelege schreiben und sich deswegen vielleicht entspannt zurücklehnen, müssen aufpassen. Denn auch bar bezahlte Rechnungen fallen unter die Registrierkassenpflicht, sogar wenn ursprünglich Telebanking vereinbart war.

Es bleibt also spannend – und die Registrierkassenpflicht wird bestimmt noch lange Thema sein.

Markus Knasmüller (44) ist Abteilungsleiter für Software-Entwicklung und Prokurist bei BMD-Systemhaus in Steyr sowie gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, unter anderem für Kassensoftware.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2016)

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