Viel Jammer und ein wenig Jubel: Es läuft derzeit nicht so rund bei SPÖ und ÖVP.
In der SPÖ läuft der Hofburg-Wahlkampf nicht wirklich rund. Und es ist nicht so, dass die Funktionäre etwa in Wien nicht für Rudolf Hundstorfer laufen wollten. Nur haben sie nicht wirklich das Gefühl, von der Löwelstraße auch gebraucht zu werden. Selbst der Nachschub von Werbematerial aus der SPÖ-Zentrale, Flyer oder Give-aways, stockt. SPÖ-Funktionäre in den bevölkerungsreichen Flächenbezirken, ohnehin schon genervt von der weltfremden Refugees-welcome-Fraktion in den Bobo-Bezirken, verstehen die rote Welt derzeit nicht mehr so ganz.
Auch in der ÖVP läuft die Mobilisierung nicht gerade auf Hochtouren. Ausnahme ist ausgerechnet Niederösterreich. Denn Erwin Pröll, der zuletzt wieder einmal eigene Interessen vor jene der Partei – und damit auch den Präsidentschaftswahlkampf Andreas Khols in den Schatten – gestellt hat, will sich nicht nachsagen lassen, nicht genügend für diesen getan zu haben. Die Funktionäre sind angehalten, jeden Haushalt zu besuchen, um für Khol zu werben. Montagabend richtete Pröll ein durchaus imposantes Wahlkampfevent im Schloss Grafenegg aus. Es wird nicht viele ÖVP-Funktionäre in Niederösterreich gegeben haben, die an diesem Abend nicht dort waren. Wenn Erwin Pröll ruft, ist Anwesenheit Pflicht. Und Andreas Khol war sichtlich gerührt von der Welle an Begeisterung, die ihm hier entgegenschlug. Eine kleine Entschädigung für die Stunden davor quasi.
Die überraschende Regierungsumbildung hatte aber nicht nur ihn irritiert. Auch Parteichef Reinhold Mitterlehner war nicht ganz Herr des Verfahrens. Er versuchte dann noch, selbst Akzente zu setzen, um aus dem Schlamassel halbwegs wieder herauszukommen. Um den Frauenanteil zu halten, unternahm Mitterlehner den Versuch, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter durch die EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger zu ersetzen. Doch scheiterte dies am Widerstand des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2016)