Paris-Anschläge: Drei Verdächtige in Brüssel festgenommen

Szenen wie diese spielen sich in Brüssel derzeit häufiger ab. Die Polizei nimmt Terror-Verdächtige fest.
Szenen wie diese spielen sich in Brüssel derzeit häufiger ab. Die Polizei nimmt Terror-Verdächtige fest.APA/AFP/Belga/STRINGER
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Die Polizei greift durch und hat neue Haftbefehle gegen zwei Verdächtige erlassen. Salah Abdeslam soll intensiv zu den Brüssel-Anschlägen befragt werden.

Die Brüsseler Polizei hat drei weitere Verdächtige der Pariser Anschläge vom November festgenommen. Die Verdächtigen seien bei einer Hausdurchsuchung Dienstag Vormittag im Brüsseler Stadtteil Uccle aufgespürt worden, teilte die belgische Staatsanwaltschaft am Dienstag in Brüssel mit. Wenige Stunden zuvor hatte die belgische Justiz Haftbefehl gegen zwei Verdächtige der Brüsseler Anschläge erlassen.

Ein Ermittlungsrichter sollte laut Staatsanwaltschaft nach der Anhörung der im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen Verdächtigen am Mittwoch entscheiden, ob sie in Haft bleiben. Wenige Stunden zuvor hatte die belgische Justiz mitgeteilt, zwei Verdächtige der Brüsseler Anschläge namens Smail F. und Ibrahim F. seien durch einen Untersuchungsrichter in Haft genommen worden. Ihnen werde Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung und an terroristischen Morden sowie Mordversuchen als mögliche Täter oder Komplizen vorgeworfen.

Verbindung nach Etterbeek

Der Staatsanwaltschaft zufolge könnte es eine Verbindung zu der Anmietung einer Adresse im Brüsseler Stadtteil Etterbeek geben, wo am Samstagnachmittag eine Durchsuchung stattfand. Nach früheren Angaben fand die Polizei dort aber zunächst keine konkreten Hinweise.

Belgischen Medien zufolge handelt es bei Smail und Ibrahim F. sich um Brüder. Von der Wohnung der Brüder sei Khalid El Bakraoui zu seinem Selbstmordanschlag in der Brüsseler U-Bahn aufgebrochen. Am nächsten Tag hätten Smail und Ibrahim F. die Wohnung "gereinigt", schrieb die Zeitung "La Derniere Heure". Überwachungsbildern zufolge hätten sie mehrere Säcke weggetragen.

Bei den Brüsseler Anschlägen wurden am 22. März 32 Menschen getötet. Zwei Selbstmordattentäter hatten sich dabei zunächst am Flughafen Zaventem in die Luft gesprengt. Kurz darauf wurde auch in einer U-Bahn im Brüsseler Europaviertel ein Selbstmordattentat verübt. Zwischen den Brüsseler und den Pariser Anschlägen vom November mit 130 Toten gibt es zahlreiche Verbindungen, mehrere Verdächtige sollen an der Vorbereitung beider Gewalttaten beteiligt gewesen sein.

Am Wochenende hatten die Ermittler mitgeteilt, dass die Brüsseler Attentäter zunächst einen weiteren Anschlag in Paris verüben wollten. Wegen der Festnahme des Schlüsselverdächtigen Salah Abdeslam und nachfolgender Polizeirazzien hätten sie sich aber dann zu den Anschlägen in Brüssel entschlossen.

Bild von Abdeslam an Öffentlichkeit gelangt

Abdeslam wurde am Dienstag laut belgischen Medien zu einer Schießerei im Zuge eines Polizeieinsatzes im Brüsseler Stadtteil Forest befragt. Der Algerier Mohamed Belkaid war damals erschossen worden, zwei Verdächtige konnten flüchten, darunter mutmaßlich Abdeslam. Die Zeitung "De Standaard" schrieb, in den kommenden Tagen solle der in Brüssel aufgewachsene Franzose Abdeslam zu seinen Kenntnissen über die Vorbereitung der Brüsseler Anschläge befragt werden.

Eine andere flämische Zeitung veröffentlichte ein Bild, bei dem es sich um das erste Foto Abdeslams in einem Hochsicherheitsgefängnisses in Brügge handeln soll und das ihn mit einem Bart zeigt. Laut belgischer Nachrichtenagentur Belga wurden Ermittlungen eingeleitet, wie das von den Behörden aufgenommene Foto an die Öffentlichkeit gelangen konnte.

(APA/AFP/Reuters)

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