Markus Nestroy: Ein Filmer mit großem Namen

Von Graz nach Berlin: Markus Nestroy machte als Kameramann in Deutschland Karriere.
Von Graz nach Berlin: Markus Nestroy machte als Kameramann in Deutschland Karriere.(c) Ken MacDonald
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Für Kameramann Markus Nestroy darf es nie zu gemütlich werden. Der Urururgroßneffe des großen Nestroy stellt seine Doku „Above And Below“ vor.

„In Wien wäre es zu gemütlich geworden“, sagt Markus Nestroy. Gut, gemütlich ist es vor seinem Stammcafé in Kreuzberg auch, wo er bei einem Kaffee sitzt und in die Sonne schaut. Aber anders, denn Berlin sei für den gebürtigen Grazer eine Herausforderung. „In Österreich, das sind mein Land, meine Leute, meine Medienmischung“, und das wäre auf Dauer auf Kosten der Kreativität gegangen. Seit drei Jahren lebt der Kameramann mittlerweile in der deutschen Hauptstadt, davor hat er sechs Jahre lang in Baden-Württemberg ein Kamerastudium absolviert. Mittlerweile ist er an einem Punkt angelangt, an dem er von seiner Arbeit recht gut leben kann.

Zuletzt gab es sehr positiven Kritiken zu „Above And Below“, einen Dokumentarfilm, für den er gemeinsam mit Regisseur Nicolas Steiner zwei Monate in die USA gefahren ist, um dort Überlebenskünstler zu filmen. Etwa Cindy und Rick, die sich in den Flutwasserkanälen von Las Vegas eingerichtet haben – und sich nach jeder Flut mit gefundenen Möbeln neu einrichten müssen. Oder April, die in der Wüste von Utah eine Marsmission simuliert. Langsam haben sie sich damals an die Protagonisten angenähert, Vertrauen aufgebaut. Und irgendwann war ganz unausgesprochen der Zeitpunkt da, an dem Nestroy die Kamera mitlaufen ließ, während sie von ihrem Leben erzählten.

„Die Kritiken sind gut, aber das schlägt sich nicht in Publikum nieder“, erzählt der 36-Jährige: „Ein zweistündiger Dokumentarfilm auf Englisch hat es schwer.“ Immerhin, ab heute, Freitag, ist der Film, nachdem er bereits bei zahlreichen Festivals Preise geholt hat, auch in Österreich zu sehen. Gleichzeitig läuft er in den USA an.

Gar nicht schlecht für jemanden, der dreimal bei der Bewerbung für die Wiener Filmakademie gescheitert ist. „Filmen sollte offenbar nicht sein“, habe er damals, als er es um die Jahrtausendwende versucht hat, gedacht. Also ging er eben in eine andere Richtung – und studierte Schauspiel in Linz. „Es war eine geile Zeit, ich war jung und weg von zu Hause.“ Und ganz abgesehen davon hat er auch noch einen Namen, der gar nicht schlecht für einen Schauspieler ist. „Der große Nestroy war mein Urururgroßonkel“, erzählt er. Er werde heute völlig unterschätzt, als Komödienschreiber durch eine verharmlosende Brille gesehen. „Dabei hatte er so viel Sozialkritik in seinen Stücken.“ Doch allzu sehr beschäftigt er sich derzeit nicht mit dem berühmten Vorfahren, als Schauspieler hätte er das vielleicht intensiver gemacht. „In Österreich hat der Name auch durchaus eine Rolle gespielt“, da wurde er des Öfteren auf Johann Nepomuk angesprochen. „In Deutschland hat das aber niemanden interessiert.“ Dort zog es ihn hin, als er am Ende der Schauspielausbildung merkte, dass er doch lieber Film machen möchte.

Ein Weg, den er nicht bereut. Er bediente die Kamera bei mehreren Kurzfilmen, 2013 feierte er mit Martin Schreiers Fernsehfilm „Robin Hood“ sein Spielfilmdebüt. Und daneben wandte er sich auch dem Dokumentarfilm zu – 2011 widmete er sich in „Kampf der Königinnen“ den traditionellen Kuhkämpfen im Schweizer Wallis. Und nun macht er die Promotionarbeit für „Above And Below“.

Komödie mit Rapper Cro

Sein nächster Film soll im Oktober in die Kinos kommen. Und dieser ist um einiges größer dimensioniert als seine bisherigen Werke. „Cro - unsere Zeit ist jetzt" ist eine Komödie rund um den deutschen Rapper Cro, in der unter anderem auch Til Schweiger, Wotan Wilke Möhring – und als Stargast auch Howard Carpendale mitwirken. „Das läuft ganz anders“, erzählt Nestroy. „Da stehen die Warner Bros. dahinter.“ Was natürlich auch finanziell deutlich interessanter ist. Was danach kommt, ist noch nicht ganz spruchreif. Aber so viel Spannung braucht Markus Nestroy auch. Sonst wird es zu gemütlich.

Zur Person

Markus Nestroy (geb. 1979) hat in Linz Schauspiel und Kamera an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert. Der Kurzfilm „The Night Father Christmas Died“, in dem er für die Kamera verantwortlich war, wurde 2010 für den Studentenoscar nominiert. Zuletzt erschien die Doku „Above And Below“, die er mit dem Schweizer Regisseur Nicolas Steiner drehte. Im Oktober hat „Don't Believe the Hype“, eine Komödie rund um den deutschen Rapper Cro, Premiere.

Web: www.markusnestroy.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2016)

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