SchwarzÖsterreich
Wo sind die schwarzen Kinder hin?
Die Ausstellung "SchwarzÖsterreich" im Volkskundemuseum Wien versucht Licht in ein Kapitel verdrängter österreichischer Zeitgeschichte zu bringen: Was passierte mit den Kindern von schwarzen GIs?

Ab 27. April zeigt das Volkskundemuseum eine Sonderausstellung, die sich mit der ersten Generation schwarzer Österreicher beschäftigt. "SchwarzÖsterreich. Die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten" heißt die Schau. Die beschäftigt sich mit den Schicksalen jener Menschen, die zwischen 1946 bis 1956 als Kinder von österreichischen Müttern und afroamerikanischen GIs geboren wurden. Kinder afroamerikanischer GIs in St. Jakob, 1958
(c) Sammlung Lost in Administration

Die Mütter wurden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg oft drangsaliert, vielen wurde Prostitution unterstellt. Die Väter spielten in den Leben der Kinder oft keine große Rolle - sie gingen (freiwillig oder unfreiwillig) in ihre Heimatländer zurück oder wurden an einen anderen Standort versetzt. Freddie mit seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten, Paris, ca. 1953
(c) Sammlung Lost in Administration

Über die Kinder war lange wenig bekannt. Die Ausstellung basiert auf Oral-History-Interviews mit Betroffenen, die teils anonymisiert wurden. Verena am Feuerkogel, Oberösterreich, 1957
(c) Sammlung Lost in Administration

Viele der Kinder wurden von ihren Müttern getrennt, wuchsen in Heimen auf oder wurden zur Adoption in die USA gebracht - in ein Land, dessen Sprache sie nicht sprachen. Peter, Salzburg, ca. 1972
(c) Sammlung Lost in Administration

Denjenigen, die in Österreich blieben, wurde die Eingliederung in die Gesellschaft oft schwer gemacht. Das Schicksal dieser Kinder ist kaum aufgearbeitet. Das an der Universität Salzburg angesiedelte Projekt "Lost in Administration" versucht seit 2013 Licht in dieses Kapitel "verdrängter österreichischer Zeitgeschichte" zu bringen. Christine, Wien, ca. 1954
(c) Sammlung Lost in Administration

Zunächst waren private Kontakte oder Liebesbeziehungen zwischen den Soldaten und der österreichischen Bevölkerung streng verboten, ab Oktober 1945 wurde dieses Verbot gelockert. Die Beziehungen amerikanischer Soldaten erregten auch in den USA Aufsehen. Sie wurden sowohl in den Medien als auch in der Populärkultur thematisiert. GI Brides Comicbuch, Toronto, 1954
(c) Sammlung Lost in Administration

Zur Ausstellung gibt es auch Vorträge und ein mehrtägiges internationales Treffen. Bei diesem sollen sich österreichische und internationale Zeitzeugen treffen. SchwarzÖsterreich. Die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten: 27. April bis 21. August 2016, Volkskundemuseum Wien www.volkskundemuseum.at Peggy am Strand von Los Angeles, 2015
(c) Tal Adler/Sammlung Lost in Administration