BHS und AHS: Die Unterschiede bei der Matura

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Am komplexesten ist es in der Mathematik: Die Prüfungen für AHS und BHS sind komplett unterschiedlich. Für die BHS gibt es zehn Varianten.

Am 9. Mai erfolgt erstmals an allen Oberstufenschulen im Land der Startschuss zur Zentralmatura. Heuer stellen sich rund 19.000 Kandidaten an AHS und 21.500 an BHS dem schriftlichen Teil der neuen Reifeprüfung. Die AHS feierten bereits im Vorjahr ihre flächendeckende Zentralmatura-Premiere, die BHS sind heuer erstmals vollzählig dabei. Am Freitag startet die Auslieferung der Aufgabenhefte.

Die neue Matura an AHS und BHS ist ähnlich konstruiert - im Detail gibt es aber Unterschiede. Das beginnt schon beim Namen: An den BHS absolvieren die Maturanten nicht nur eine Reifeprüfung, sondern eine Reife- und Diplomprüfung - zum Zeichen dafür, dass damit nicht nur eine Hochschulberechtigung, sondern gleichzeitig auch Berufsberechtigungen und berufliche Qualifikationen erlangt werden. Auch die (mittlerweile großteils abgeschlossenen) Hausarbeiten unterscheiden sich: An den AHS ist eine als Einzelleistung gedachte vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) zu schreiben, an den BHS eine als Teamarbeit konzipierte Diplomarbeit.

Fachklausuren erstellen Klassenlehrer

Der schriftliche Teil der Reifeprüfung ist an AHS wie BHS grundsätzlich als Zentralmatura gestaltet und wird in den meisten Fächern (Deutsch, Mathematik, lebende Fremdsprachen Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Minderheitensprachen, an AHS noch zusätzlich Latein und Griechisch) vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) vorgegeben, das 251.000 Aufgabenhefte (164.000 an AHS, 87.000 an BHS) ausliefern muss. Die fachtheoretischen- bzw. Fachklausuren an den BHS werden dagegen weiter von den Klassenlehrern erstellt. Der Kandidat kann wählen, ob er in drei oder vier Fächern schriftlich maturiert (je nachdem sind mündlich drei oder zwei Prüfungen zu absolvieren).

Die Prüfungen in den Zentralmatura-Fächern finden österreichweit am gleichen Tag statt (Deutsch: 9. Mai, Mathematik: 10. Mai, Englisch: 11. Mai, Französisch: 12. Mai, Italienisch: 13. Mai, Spanisch bzw. Minderheitensprachen: 18. Mai, Latein und Griechisch: 19. Mai). Allerdings sind nur die Deutsch- bzw. Minderheitensprachen-Aufgabenstellungen sowohl an AHS als auch an BHS ident. In den lebenden Fremdsprachen wird es komplizierter: Es gibt sowohl gemeinsame Teile für AHS und BHS als auch BHS-spezifische und innerhalb der einzelnen BHS schultypenspezifische Aufgaben.

Mathe: AHS und BHS komplett unterschiedlich

Am komplexesten ist es in der Mathematik: Die Prüfungen für AHS und BHS sind komplett unterschiedlich. Innerhalb der BHS gibt es einen gemeinsamen Teil für alle Typen (Höhere technische Lehranstalten/HTL, Handelsakademien/HAK, Humanberufliche Schulen/HUM, Bildungsanstalten für Kindergarten- bzw. Sozialpädagogik/BAKIP bzw. BASOP, Höhere Schulen für Land- und Forstwirtschaft/HLFS) sowie einen zweiten Teil, der je nach Schultyp unterschiedlich ist. Insgesamt sind es sogar zehn Varianten (sechs für die unterschiedlichen HTL-Formen und je eine für HUM, HLFS, HAK und BAKIP/BASOP).

Insgesamt werden 113.100 (AHS: 61.100, BHS: 52.000) Zentralmatura-Prüfungen durchgeführt, für die (je nach Fach, Ausbildungsdauer bzw. Schulform) 71 unterschiedliche Prüfungshefte (38 an AHS, 33 an BHS) im Einsatz sind. Diese umfassen insgesamt knapp 4,5 Mio. Druckseiten.

Mathe verpflichtende für die Kindergärtner

Ein Novum gibt es mit der neuen Matura für Schüler mancher BHS-Formen: Schüler in humanberuflichen Schulen müssen etwa erstmals verpflichtend zu einer Mathematik-Klausur antreten, HTL-Schüler erstmals zu einer Fremdsprachen-Matura (schriftlich oder mündlich).

Weniger Umstellungen an den BHS gibt es dann bei den mündlichen Prüfungen: Falls der Maturant schriftlich keine Fachklausur abgelegt hat, muss er sich mündlich einem Fachkolloquium stellen. Ähnlich wie an den AHS müssen an den einzelnen Standorten die Lehrer jedes Gegenstands 20 bis 25 Themenbereiche für die mündliche Matura erarbeiten. Aus diesem Korb zieht der Prüfungskandidat zwei Bereiche, von denen er sich einen aussuchen kann. Nach einer Vorbereitungszeit von 30 Minuten folgen die vom Prüfer vorbereiteten Fragen zu dem Themenbereich, die Prüfung selbst dauert zehn bis 15 Minuten.

Sowohl an AHS als auch BHS müssen negative Leistungen bei der VWA/Diplomarbeit bzw. in einem Fach bei der schriftlichen oder mündlichen Matura grundsätzlich durch eine neue Prüfung in genau diesem Teilbereich ausgebessert werden - also etwa durch eine neue VWA/Diplomarbeit, eine neue schriftliche Mathe-Matura oder eine neue mündliche Englisch-Prüfung. Ausnahme sind die schriftlichen Klausuren: Hier darf der Schüler auch eine mündliche "Kompensationsprüfung" (6. oder 7. Juni) ablegen. Ein "Fleck" in einer der drei Säulen hindert aber nicht am Antritt zu den anderen Prüfungen.

(APA/Red.)

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