Landstraße: Schutzzone mit Lücken

Das alte Haus in der Hetzgasse 8 soll einem Neubau weichen.
Das alte Haus in der Hetzgasse 8 soll einem Neubau weichen.Stanislav Jenis
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Um einen Altbauabriss zu verhindern, will die Stadt dem Bezirk eine Schutzzone verordnen. Einige Häuser sind ausgenommen – die Neos orten ein SPÖ-Naheverhältnis der Besitzer.

Wien. Die Adresse Hetzgasse 8 im Bezirk Landstraße wurde im Wiener Wahlkampf zur Gemeinderatswahl im Herbst 2015 zum Symbol für grüne Wohnbaupolitik. Wenige Tage vor der Wahl wurde ein meterlanger Plastik-„Miethai“ vor dem Altbau aufgeblasen, und die Grünen hielten hier eine Wahlkampfveranstaltung ab, versprachen, gegen Immobilienspekulation vorzugehen. Die Causa um das Haus, das ursprünglich im Besitz der Stadt war, hatte in den Wochen zuvor Wellen geschlagen – „Die Presse“ berichtete exklusiv.

Das Haus, das 2001 an eine Privatstiftung verkauft wurde, und dann nochmals den Eigentümer wechselte, verfiel über die Jahre. Nun wollen die Besitzer an dieser Stelle einen Neubau errichten, weil sich eine Sanierung nicht mehr auszahle, so die Argumentation. Allerdings wehren sich die letzten Mieter trotz hoher angebotener Ablösen auszuziehen. Seitdem tobt ein Rechtsstreit zwischen Besitzern und Mietern – der gerade in erster Instanz zugunsten der Besitzer entschieden wurde. Laut Bescheid sei ein Abriss zulässig, die Mieter müssten ausziehen. Diese sind jetzt in Berufung gegangen.

Schnellverfahren

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou nahm die Causa Hetzgasse damals zum Anlass, um einmal mehr anzukündigen, dass es keinen Altbauabriss mehr ohne ihr Okay geben solle. Weiters versprach sie, darum eine Schutzzone verhängen zu wollen, sofern sie als Planungsstadträtin wiedergewählt würde. Ein Hausabriss in einer Schutzzone kann nur mit einer Genehmigung seitens der Baupolizei erfolgen.

Dieses Wahlversprechen löst Vassilakou nun ein: Über das ganze Weißgerberviertel bis hinunter zur Rasumofskygasse ist eine großzügige Schutzzone geplant – diese liegt derzeit zur öffentlichen Einsicht auf. Der Bezirk, der sich ursprünglich für den Abriss des Hauses ausgesprochen hatte, wird dieser Tage eine Stellungnahme dazu verfassen.

Verhindern könnte er die Zone aber wohl nicht. Die Schutzzone soll im Gemeinderat schon Ende Mai beschlossen werden. Das Verfahren würde mit diesem Zeitplan demnach äußerst rasch durchgezogen werden. Die Initiative Denkmalschutz begrüßt den Vorstoß prinzipiell – schlägt aber gleichzeitig vor, weitere Altbauten in die Schutzzone aufzunehmen. Einige Objekte davon befinden sich ebenfalls in der Hetzgasse. So wurden die Nummern 13 und 17 sowie die Nummer 8 zwischen 1848 und 1918 erbaut. Obwohl sie in deutlich besserem Zustand sind, ist keine Schutzzone vorgesehen – die Objekte bilden eine Lücke im Plan.

Daran stoßen sich die Neos, die ebenfalls eine Überarbeitung des Plans wünschen: „Die Hausbesitzer jener Häuser, die ausgenommen sind, weisen ein deutliches Naheverhältnis zur SPÖ auf“, sagt Planungssprecher Stefan Gara. Die Hetzgasse 13 gehört laut Grundbuch Rudolf Rappel – er ist ein ehemaliger Fußballspieler und Verwaltungsrat der Austria Wien. Der Vorsitzende des Fußballvereins ist Michael Häupl – auch andere hochrangige SPÖ-Mitglieder sind bei der Austria engagiert. Die Hetzgasse 17 gehört Susanne Randa, Frau des langjährigen Ex-Bank-Austria-Chefs Gerhard Randa. Die Stadt hat Haftungen an der Bank – und im Gegenzug gesetzliche Mitbestimmungsmöglichkeiten. Die Bank Austria ist die Haus- und Hofbank der Stadt.

Originalfassade fehlt

Die MA 19, die den Plan entwickelte, weist die Vorwürfe der Neos scharf zurück: „Bei einem Ensembleschutz geht es immer um das äußere Erscheinungsbild, und da bei diesen beiden Häusern die Fassaden nicht mehr im Originalzustand sind, haben wir sie ausgenommen. Das hat überhaupt nichts mit den Eigentümern zu tun“, sagt ein Sprecher zur „Presse“. Die Besitzer der Hetzgasse 8 zeigen sich ob dieser Streitereien unbeeindruckt: Bauliche Vorbereitungsarbeiten für den Neubau seien im Laufen, heißt es.

(Print-Ausgabe, 22.04.2016)

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