Brenner: "Freiheit für Menschen, nicht nur für Waren"

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250 Demonstranten haben mit Schlauchbooten und Schwimmwesten versucht die Barrikaden der Polizei an der österreichischen Grenze niederzudrücken.

Bei einer Demonstration gegen die geplanten Grenzkontrollen am Brenner ist es am Sonntag erneut zu Zwischenfällen gekommen. Mehrere Demonstranten drückten mit Schlauchbooten gegen die Barrikaden der Polizei auf österreichischer Seite, woraufhin diese Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzte. Nach wenigen Sekunden wichen die Demonstranten wieder zurück.

Die nach Angaben der Polizei rund 250 Demonstranten hatte sich zuvor vor dem Bahnhof am Brenner auf italienischer Seite getroffen. Mehrere Redner forderten die Offenhaltung der Grenze. Danach machten sie sich ausgestattet mit Schlauchbooten und Schwimmwesten auf den Weg Richtung österreichischer Grenze. Auf Plakaten war unter anderem "Treating refugees as the problem is the problem", "Freiheit für Menschen, nicht nur für Waren" oder "People over Boarders" zu lesen.

Die Bezirkshauptmannschaft Innsbruck-Land hatte rund 300 Meter hinter der Grenze eine Sperrzone errichtet. Die österreichische Exekutive stand mit rund 300 Polizisten im Einsatz. Nach den Zwischenfällen fuhr die Polizei mit zwei Wasserwerfern auf, diese kamen jedoch nicht zum Einsatz. Nach den Zwischenfällen fuhr die Polizei mit zwei Wasserwerfern auf, diese kamen jedoch nicht zum Einsatz.

Eine vorübergehende Festnahme

Als die Demonstranten schließlich den Rückweg antraten, nahm die Polizei vorübergehend einen Mann fest. Woraufhin sich rund 100 Demonstranten zu einem Sitzstreik knapp vor der Grenze versammelten und die Freilassung des Mannes forderten. Erst als diese Forderung erfüllt war und der Verhaftete wieder frei war, löste sich der Sitzstreik langsam auf und die Demonstranten marschierten wieder Richtung Italien.

Rund 50 der 250 Teilnehmer waren laut Polizei gewaltbereit. Vor den Zwischenfällen auf österreichischer Seite, war es zu einem Streit zwischen mehreren Demonstranten gekommen, da drei Männer Plakate mit "Kein Zaun am Brenner, in Salurn wär's der Renner" oder "Ein Zaun in Salurn schütz vor fremden Kulturn" hoch hielten (Anm. Salurn ist die südlichste Gemeinde Südtirols).

Der italienische Linksparlamentarier Nicola Fratoianni protestierte gegen das Vorgehen der Tiroler Polizei. Die Festnahme des Aktivisten aus Bologna, der per Lautsprecher Slogans skandiert hatte, während sich die Kundgebung bereits auflöste, bezeichnete der Parlamentarier als "unbegründet".

Österreichische Polizisten waren "nervös"

"Diese Festnahme ist unannehmbar. Die Tiroler Polizei wird sich dafür verantworten müssen", sagte Fratoianni, Mitglied der Linkspartei "Sinistra Italiana". Fratoianni beteiligte sich selber an der Demonstration. "Die österreichische Polizei hat große Nervosität bewiesen. Es scheint, als würde Österreich testen, was mit den Migranten geschehen wird, wenn einmal die Grenze geschlossen wird", so Fratoianni.

Er habe selbst Verhandlungen mit den Tiroler Polizisten für die Freilassung des Aktivisten geführt. Dieser wurde nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Der Parlamentarier dankte dem Außenministerium in Rom für die Unterstützung während der Verhandlungen.

Bereits am 3. April war es bei einer Demonstration am Brenner zu Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden drei Polizisten verletzt und 15 Beamte durch Pfefferspray beeinträchtigt. Auch von den Teilnehmern der Protestkundgebung mussten 15 Personen nach dem Einsatz von Pfefferspray von den Rettungskräften behandelt werden.

(APA)

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