Lugner: Und der Kasperl gewinnt doch nicht

Richard Lugner bei der Stimmabgabe.
Richard Lugner bei der Stimmabgabe.(c) APA (Hans-Klaus Techt)
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Richard Lugner landete auf dem letzten Platz. Ein drittes Mal will er nicht mehr zur Präsidentschaftswahl antreten.

Am Schluss gewinnt immer der Kasperl“, sagte Richard Lugner, als er bekannt gab, für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren zu wollen. „Für die Rolle melde ich mich freiwillig.“ Die Regel, dass der Kasperl immer gewinnt, gilt dann doch eben nur für das Theater und nicht für den Politzirkus: Wie erwartet landete Lugner, der mit 83 Jahren der älteste, aber laut Umfragen bekannteste Kandidat war, dann doch auf dem letzten Platz.
Er konnte seine Enttäuschung Sonntagabend nicht verbergen, als er mit seinen wenigen Fans („Die Presse zählte dreizehn) im Kino der Lugner City die ersten Hochrechnungen sah. „Na ja, ich hab mir schon deutlich mehr erhofft“, sagte er.

Dass es nichts mit der Präsidentenloge beim nächsten Opernball wird, das hat Lugner wohl schon Sonntagfrüh geahnt. „Wissen Sie, es geht manchmal nur darum, etwas verändern zu wollen“, sagte er, nachdem er in Begleitung seiner jungen Frau Cathy (26) seine Stimme beim Wahllokal in der Mannagettagasse in Döbling abgegeben hatte. Und: „Ich war zeit meines Lebens Unternehmer, habe mir Ziele gesteckt, manche habe ich erreicht, andere nicht. Das macht nichts.“ Lugner hatte sich selbst zum Ziel gesetzt, als unabhängiger Kandidat aus der Wirtschaft die verkrusteten Strukturen von Rot-Schwarz aufzubrechen. „Was wir haben, ist eine Zweiparteiendiktatur“, sagte er in einem „Presse“-Interview. Wenn die Regierung nichts weiterbringe, dann gehöre sie eben rausgeschmissen – er als Präsident wollte das tun.

Lugner macht ORF verantwortlich

Als Hauptgrund für seinen Misserfolg sieht Lugner die Negativwerbung, die für ihn gemacht wurde. Allen voran schiebt er dem ORF dafür die Schuld in die Schuhe, der ihn zu Diskussionssendungen nicht eingeladen hatte. Nach Meinung des Senders sei Lugner „nicht relevant“ genug gewesen. Lugner sah einen Verstoß gegen das Objektivitätsgebot – und reichte eine Klage ein.
Der Konflikt zwischen dem ORF und Lugner eskalierte dann auch wieder am Wahlabend – und endete in einer Schreierei. Lugner kritisierte die Fragen des ORF-Reporterin, nannte sie „unverschämt“. Ehefrau Cathy Lugner wollte daraufhin überhaupt den ORF des Gebäudes verweisen. Diese will ab sofort übrigens FPÖ-Kandidat Norbert Hofer unterstützen – Lugner gab keine Wahlempfehlung ab. Er selbst wird jedenfalls nicht noch einmal zu einer Wahl antreten. Bereits 1998 hatte er kandidiert und 9,9 Prozent geholt. „Nochmal mach ich es nicht mehr. Das ist ja auch teuer.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2016)

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