Der Freiheitliche Norbert Hofer und der Grüne Alexander Van der Bellen rüsten sich für die Hofburg-Stichwahl am 22. Mai. Heute werden noch die Briefwahlstimmen ausgezählt.
Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen rüsten sich am Tag nach der Bundespräsidentschaftswahl für die Stichwahl am 22.Mai. Hofer, der am Sonntag mit großem Abstand auf Platz eins landete, erklärte am Montag, er wolle im Wahlkampf "überhaupt nichts ändern".
"Was Wähler wollen, ist Verlässlichkeit. Man weiß, wofür ich stehe", betonte der FPÖ-Kandidat im Ö1-Morgenjournal. Man solle seinen Weg gehen, seine Inhalte konsequent verfolgen, dann stelle sich der Erfolg ein. Er werde im Wahlkampf weiter die Themen unterstreichen, die ihm wichtig seien - vor allem den Ausbau der direkten Demokratie, innere Sicherheit und TTIP, das er als Präsident nicht unterschreiben werde.
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Ob er sich Wahlempfehlungen erhoffe? Die hält Hofer nicht mehr für zeitgemäß: "Die Zeiten, als man sagte: ,Politiker X gibt eine Wahlempfehlung für die Partei Y ab, und deswegen mache ich das dann', die sind lange vorbei."
Der freiheitliche Wahlsieger Norbert Hofer kommt erst spät auf die Wahlfeier seiner Partei, um seinen Erfolg auszukosten. Um 21.00 erscheint er dafür mit - für ihn - unüblichem Pathos: "Wir haben heute ein Rendezvous mit der Geschichte gehabt", sagt er. Und: "Wir wissen, dass ein altes System sich verabschiedet". Frenetischer Applaus. Von Rosa Schmidt-Vierthaler (c) APA Zuvor geht es im Medienzentrum der FPÖ in der Lichtenfelsgasse ruhig zu. Die Hochrechnungen werden bekannt, Norbert Hofer liegt klar auf Platz eins. Dabei wird natürlich gejubelt, doch dominiert am Nachmittag der nachdenkliche Blick zum Bildschirm. Dieser Tag sei "eben nur ein Zwischenschritt", sagt ein Wiener Lokalpolitiker. (c) Presse Digital Irmgard Griss und Alexander Van der Bellen haben gemeinsam 40 Prozent, das wären ein- und derselbe Wählerpool, meinen manche. Die spannende Frage in diesem Moment für alle: Wer wird Hofers Gegner in der Stichwahl sein? Man hofft auf Van der Bellen. (c) Presse Digital Funktionäre sind aus vielen Bundesländern angereist. Diese beiden Oberösterreicher hinterfragen die Umfragen: Wie kann es sein, dass nach der Wien-Wahl nun abermals eine solche Kluft zwischen Umfrage und Wahlergebnis liegt? (c) Presse Digital Ein großes Aufatmen: Dass Hofers Gegner Alexander van der Bellen heißen wird, erfreut die FPÖler. Das sei dann eine echte Richtungsentscheidung bei der Wahl, so der Tenor. Dann werde man wirklich sehen, was die Österreicher wollen. Und ein Bundespräsident Hofer würde im Amt sicher nicht alles erdulden, was von der Regierung kommt. (c) Presse Digital Die obligatorischen rot-weiß-roten Fahnen werden verteilt, man isst, trinkt und vor allem raucht allerorts: Die Stimmung steigt. Mehr als 36 Prozent der Stimmen hat der freiheitliche Kandidat bei der Bundespräsidentschaftswahl erreicht. Damit schaffte Norbert Hofer das beste FPÖ-Ergebnis außerhalb Kärntens. Hofer, auch wenn er als das "freundliche Gesicht" der FPÖ gilt, war im Wahlkampf selten angriffig. Doch er ist voll auf FPÖ-Linie, er formte diese auch mit - als führender Ideologe hinter dem Parteiprogramm. (c) Presse Digital Der Nationalratsabgeordnete Wendelin Mölzer (Andreas Mölzers Sohn) ist selbstredend "äußert erfreut" über das Ergebnis. Und: "Wenn die Regierung ehrlich wäre, müsste sie heute schon in Neuwahlen gehen", sagt er. Die Wahl zeige, welchen Drang zur Veränderung es gebe. "Hofer wird ein Bundespräsident sein, der sich nicht im Sinn der politischen Zeitgeists äußert", sagt Mölzer. (c) Presse Digital Langsam kommt die freiheitliche Politprominenz zur Feier - und tatsächlich Jubel auf. Der burgenländische Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Tschürtz freut sich auf das "Duell" Hofer gegen Van der Bellen: "Hofer ist für die Heimat. Van der Bellen ist für den Ausverkauf der Heimat." Er sagt einen klaren Sieg für Hofer voraus. (c) Presse Digital Die Wände sind im FPÖ-Medienzentrum sind mit Bildern des Parteichefs geschmückt. Der wirkt an diesem Abend angespannt, ist bei seiner Rede im Kampfmodus. (c) Presse Digital In der FPÖ glaubt man, dass sich durch Hofer als Präsident einiges ändern würde. Der Ausdruck "Korrektiv" fällt mehrmals - Hofer würde aufpassen, dass der Regierung nicht alles "durchgeht", meinen die Funktionäre. (c) Presse Digital Das mediale Interesse ist sehr groß. "Durch seinen Sieg hat der Mann mit der freundlichen Ausstrahlung die FPÖ endgültig salonfähig gemacht", schreibt die Süddeutsche Zeitung später. (c) Presse Digital Immer mehr blaue Prominenz zeigt sich bei der Feier - und damit hört man auch immer mehr Siegesparolen. Der Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus ist überzeugt, dass Hofer die Stichwahl gewinnen wird: "Wir hoffen auf einen Wahlkampf der Sachlichkeit. Hart aber fair. Die nächsten vier Wochen werden wirklich sehr interessant." (c) Presse Digital Eine halbe Stunde, bevor Parteichef Heinz-Christian Strache kommt, wird Stimmung gemacht: Die Musik wird bis zum Anschlag aufgedreht, die freiheitlichen Hymne "Immer wieder Österreich" erklingt. Und noch mehr Fahnen werden verteilt. (c) Presse Digital Generalsekretär Herbert Kickl wird angesichts des äußerst erfolgrechen Wahlkampfs hochgelobt - und ist blendender Laune. Viele sehen ihn als Gehirn der FPÖ. (c) Presse Digital Parteichef Heinz-Christian Strache fungiert als Einheizer für Hofer: Doch in seiner Rede hört man mehr harsche Kritik an der aktuellen Politik, der Regierung und den Gegnern (Van der Bellen als "grünem Diktator") als Lob für den siegreichen Kandidaten. Dann aber doch: "Er zeigt, das ist die neue Mitte", betonte er. Die anderen Parteien würden nun am Rand stehen. Als Hofer wenig später kommt, stellt er gleich zu Beginn klar: Er wird im Wahlkampf genau so weitermachen, seinen Stil nicht ändern. Was unter den FPÖ-Politikern vor Ort ohnehin niemand angenommen hatte. Denn Hofer sei genau so, wie er sich gebe. (c) Presse Digital "Ich werde meinen Weg nicht ändern." Keine neue Strategie, "um vielleicht Wähler von dort oder da zu bekommen": "Ich werde das einfach noch mal doppelt unterstreichen, was ich bisher gesagt habe." Hofers Ansprache ist kurz, er dankt allen Beteiligten. Nun werde gefeiert, sagt er. Kickl sieht das genauso: Interviews gebe es erst am Dienstag wieder. (c) Presse Digital Ursula Stenzel allerdings beantwortet auch gerne das mediale Interesse, das sie als ehemalige ÖVP-Chefin der Inneren Stadt gewöhnt war. Da sie beinahe FPÖ-Kandidatin für das Präsidentschaftsamt gewesen wäre, muss sie sich nun häufig die Frage gefallen lassen, ob sie gern an Hofers Stelle wäre. Was sie - natürlich - verneint. (c) Presse Digital Bei Norbert Hofer stellen sich die Gratulanten in Hochzeitsmanier an. Ein großer Erfolg, obwohl Hofer zuerst eigentlich gar nicht zur Wahl antreten wollte. Zu jung fühlte er sich für das Amt. Und er hatte Bedenken wegen seiner Gehbehinderung nach einem schweren Paragleiterunfall 2003. Dass er erst 45 Jahre alt ist, half ihm aber: In einer Wahltagsbefragung gaben 30 Prozent an, Hofer gewählt zu haben, weil er jünger als die Konkurrenz und dynamisch sei. (c) Presse Digital Nach 21.00 und der kurzen Sieger-Ansprache von Norbert Hofer sind nun wirklich alle in Feierlaune. Bald wird man sich für die Hofburg-Stichwahl am 22. Mai rüsten müssen, doch heute will man den Erfolg genießen. (c) Presse Digital Für genügend Getränke ist jedenfalls gesorgt. (c) Presse Digital FPÖ-Feier: "Rendezvous mit der Geschichte" Van der Bellen "optimistisch und kampfeslustig" Van der Bellen zeigte sich gegenüber dem ORF-Radio "optimistisch und kampfeslustig". Die Karten würden im zweiten Durchgang völlig neu gemischt: "Ich muss ja nicht 80 Prozent überzeugend, aber hinreichend viele, dass ich Österreich besser nach außen vertreten kann als Norbert Hofer und nach innen eine verbindendere Rolle einnehmen", so der ehemalige Grünen-Chef.
Man werde sich jetzt überlegen, wie man Wähler der ausgeschiedenen Kandidaten Irmgard Griss, Andreas Khol und Rudolf Hundstorfer, "die jetzt enttäuscht sind", überzeugen könne. Die Kampagne sei bereits geplant.
Der Gartenpalast Starhemberg-Schönburg auf der Wieden sollte am Sonntag Schauplatz einer großen Party werden. So groß wurde sie dann doch nicht. Einen herben Brocken hatte die mehrheitlich grüne Festgemeinde im Laufe des Abends zu verkraften. Text & Bilder von Sabine Hottowy Sabine Hottowy / Die Presse Als klar wurde, dass Wunschkandidat Alexander Van der Bellen in die Stichwahl kommt, konnte man das Aufatmen in den barocken Hallen förmlich hören. Sabine Hottowy / Die Presse Am Ende war es ein unerwartet knappes Rennen mit Irmgard Griss und ein unerwartet klarer Abstand zu FPÖ-Kandidat Norbert Hofer. Sabine Hottowy / Die Presse Wahlkampfmanager Lothar Lockl verkündete schon früh am Abend, dass Van der Bellen seine Konkurrentin Griss unterstützen werde, so es so weit kommen würde. So weit kam es dann doch nicht. Sabine Hottowy / Die Presse Bis zu dieser Erkenntnis hing die Stimmung im Palais schief. Sabine Hottowy / Die Presse In der Stichwahl wird Norbert Hofer auf Alexander Van der Bellen treffen. Wieder einmal waren die Umfragewerte besser als das Wahlergebnis – Van der Bellen kennt dieses Spiel bereits aus seiner Zeit als Grünen-Chef. In der unteren Bildmitte freut sich die Grüne Vizepräsidentin des Europaparlaments, Ulrike Lunacek über Van der Bellens gute Wien-Ergebnisse. Sabine Hottowy / Die Presse Der Präsidentschaftskandidat ließ sich ein wenig Zeit, bis er vor seinen Anhängern und Parteifreunden auftrat. Zuvor gab es Gastauftritte von Autorin Eva Rossmann ("Hier geht es um eine Wende".), Schauspieler Serge Falck ("Ich möchte keinen Präsidenten, der den Tag der Kapitulation des Nazi-Regimes nicht feiert.") und einem Teil der Band Sofa Surfers. Sabine Hottowy / Die Presse "Sofa Surfer" I-Wolf ist mit seiner gesamten Familie zu Van der Bellens Wahlparty gekommen. Der Musiker beschreibt seine Gedanken zu Hofers gutem Abschneiden: "Wo leb' ich, dass ich das alles nicht mitkrieg?" Er trete jedenfalls, wie "sein Kandidat", für "Aufklärung, Vernunft und Empathie" ein. Sabine Hottowy / Die Presse Grünen-Chefin Eva Glawischnig schwor ihre Anhänger unter Jubel ein. „Die Bewegung muss noch viel breiter werden. Wir brauchen noch viel mehr Menschen, die uns unterstützen.“ Einer, der das bereits angekündigt habe, sei Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Sabine Hottowy / Die Presse Van der Bellen traf kurz vor 21.30 Uhr ein. Dabei wurden die alten Mauern auf ihre Dehnbarkeit geprüft. "Ein Hoch auf uns. Auf jetzt und ewig" von Andreas Bourani schlug aus den Boxen in alle Richtungen. Sabine Hottowy / Die Presse "Das war nur der erste Durchgang, aber jetzt geht es wirklich um die Wurst", sagte der Professor unterbrochen von "Sascha, Sascha!" und "Hofburg statt Hofer"-Rufen. Sabine Hottowy / Die Presse "Und wie man vom Schifahren weiß: Man muss nicht der erste im ersten Durchgang sein, um den zweiten zu gewinnen." Jetzt brauche man eine deutliche Mehrheit am 22. Mai. "Und die werden wir kriegen." Sabine Hottowy / Die Presse "Hofburg, Hofburg": Ein leises Hoch auf Van der Bellen Am Montag werden noch die Briefwahlstimmen ausgezählt. Sie dürften keinen großen Änderungen bringen. Nach dem vorläufigen Endergebnis hat Hofer 36,4 Prozent erreicht, Van der Bellen 20,4 Prozent.
Anders als sonst nach Wahlen üblich wird es am Montag keine Sitzungen der Parteigremien geben. Nach dem Debakel für die Kandidaten von SPÖ und ÖVP dürfte es aber dennoch reichlich interne Diskussionen geben. Die frühere SPÖ-Spitzenpolitikerin Brigitte Ederer forderte am Montag bereits die Ablöse von Parteichef und Bundeskanzler Werner Faymann.
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(Red.)
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