Porsche-VW: „Zwei Starke werden stärker“

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Ferdinand Piëch hat sein Ziel, ein Auto-Imperium zu schaffen, erreicht. Nach Porsche-Chef Wiedekings Abgang wird das Unternehmen bis 2011 in den VW-Konzern integriert.

Wien (ag./nst). In einer am Mittwochabend überraschend einberufenen Aufsichtsratssitzung von Porsche wurde die Ablösung von Konzernchef Wendelin Wiedeking beschlossen. Der Weg für die Integration von Porsche in den VW-Konzern ist somit frei. Wiedeking war dem mächtigen Piëch schon seit Längerem ein Dorn im Auge. Auch weil Wiedeking bis zum Schluss verhindern wollte, dass der Sportwagenbauer zur Gänze von Volkswagen übernommen wird. Schlussendlich ist ihm das jedoch nicht gelungen.

Porsche soll laut Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) bis 2011 in den VW-Konzern integriert werden. VW strebt eine schrittweise Beteiligung an Porsche an, die letztlich in einer Fusion mit dem Autobauer münden soll, teilte VW nach der Sitzung des Aufsichtsrats mit. VW will nun gemeinsam mit Porsche ein finales Konzept für die Erreichung dieses Ziels erarbeiten, hieß es dazu von Volkswagen. Die Zusammenführung der Unternehmen mache „zwei starke Unternehmen noch stärker“, wie VW-Chef Martin Winterkorn sagt. Gemeinsam will das Unternehmen zur weltweiten Nummer eins avancieren.

Michael Macht ist Porsche-Chef

Dramatische Szenen sollen sich am Donnerstag auch auf der Betriebsversammlung von Porsche abgespielt haben. Demnach soll Wolfgang Porsche den Mitarbeitern zugerufen haben: „Verlassen Sie sich auf mich. Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen.“ Er, Porsche, sehe diesen Tag mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wolfgang Porsche soll Augenzeugen zufolge geweint haben.

Wiedking verlässt gemeinsam mit Finanzvorstand Holger Härter das Unternehmen mit sofortiger Wirkung. Beide legen auch ihre Aufsichtsratsmandate bei Volkswagen und Audi nieder. „Leider. Es tut mir in der Seele weh“, kommentierte Wiedeking seinen Abgang. Er, der 16 Jahre lang an der Spitze des Unternehmens stand, bekommt zu seinem Abschied 50 Mio. Euro. Die Hälfte des Geldes will der 56-Jährige in eine gemeinnützige Stiftung einbringen.

Die Höhe der Abfertigung fällt damit geringer aus als erwartet. Seit Tagen wurde spekuliert, ob der Porsche-Chef nach seinem Abgang hundert Mio. Euro kassieren könnte. Wiedekings Vertrag wäre bis 2012 gelaufen. Finanzvorstand Härter wird mit 12,5 Mio. Euro abgefertigt.

Der neue Mann an der Spitze des Konzerns heißt Michael Macht. Der Aufstieg des 48-jährigen Produktionsvorstandes ist eng mit jenem Wiedekings verbunden. Macht arbeitet bereits seit knapp 20 Jahren für den Sportwagenbauer aus Zuffenhausen. Vor zehn Jahren zog er in den Vorstand ein. Bereits 2007 soll Macht laut „FTD“ als neuer Porsche-Chef gehandelt worden sein. Machts neuer Stellvertreter wird Personalvorstand Thomas Edig.

Katar steigt ein

Am Donnerstag hatte der Porsche-Aufsichtsrat eine Kapitalerhöhung von mindestens fünf Mrd. Euro beschlossen. Zudem soll das Emirat Katar, neben den Familien Porsche/Piëch und dem Land Niedersachsen, zum neuen VW-Großaktionär mit einem Anteil von 17 Prozent avancieren. Möglich ist das, weil Katar jene Aktienoptionen, die Porsche an VW hält, übernehmen soll. Porsche hält derzeit 50,8Prozent an VW mit Optionen auf rund 20Prozent der VW-Aktien. Verhandlungen mit Katar könnten bereits in den kommenden Wochen zum Abschluss gebracht werden. Nach der Übernahme soll Katar seinen Anteil auf 19Prozent der Aktien aufstocken.

Übernahmepoker

Seit Jahresbeginn tobt ein Machtkampf zwischen Porsche und VW sowie den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch. Porsche hatte seine Anteile an Volkswagen in den vergangenen Jahren sukzessive aufgestockt, sich aber mit der Übernahme des deutlich größeren VW-Konzerns übernommen und Schulden in Milliardenhöhe angehäuft. Am Markt wurden VW-Aktien zugekauft, bis Porsche die Mehrheit an VW hielt. Im Zuge der Übernahmeschlacht witterte die Familie Piëch ihre Chance. Anstatt sich von Porsche schlucken zu lassen, kündigte VW an, den Spieß umdrehen zu wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2009)

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