Warum Irmgard Griss (noch) nicht Van der Bellen empfiehlt

BP-WAHL: WAHLFEIER GRISS
BP-WAHL: WAHLFEIER GRISS(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Die knapp gescheiterte Präsidentschaftskandidatin wird wohl keine neue Partei gründen. Dafür waren zu viele Neos auf ihrer Wahlparty.

Wien. Die Stimmung war ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden. Auch Irmgard Griss war lang da. Im Heuer am Wiener Karlsplatz feierte die unabhängige Hofburg-Kandidatin den Wahlabend. Mit vielen jungen Leuten, darunter auffallend vielen Funktionären der Neos.
Und auch wenn man einander gegenseitig versicherte, was für eine tolle Leistung man da an diesem Sonntag erbracht habe – aus dem Stand die beiden vormaligen Großparteien SPÖ und ÖVP deutlich hinter sich gelassen –, war die Enttäuschung über die vergebene Chance schon auch groß: So knapp an der Stichwahl gescheitert. Nur zwei Prozentpunkte hinter Alexander Van der Bellen.
Und diesem, genauer gesagt seinem Kampagnenteam, gibt man hier auch die Schuld daran, dass es letztlich nicht geklappt hat. Das ist auch der Grund, warum Irmgard Griss am Wahlsonntag (noch) keine Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen abgeben wollte. Der Ärger ist noch nicht verraucht, die Wunden zu frisch.

Grünes Dirty Campaigning

Das Narrativ hier geht so: Die Grünen hätten Griss mit der Nazi-Keule zu erschlagen versucht. Und dieses Dirty Campaigning habe möglicherweise auch gewirkt. Zwei Prozentpunkte war Van der Bellen dann letztlich vorn. Und in der Stichwahl, da sind sich hier auch alle einig, hätte Irmgard Griss wesentlich bessere Chancen gegen den freiheitlichen Kandidaten, Norbert Hofer, gehabt als der polarisierendere Grüne Van der Bellen. Die Jungen hier, insbesondere jene von den Neos, wollen aber dennoch Van der Bellen in der Stichwahl wählen. Aber nur mit zusammengebissenen Zähnen. Denn sauer auf die Grünen sind sie fast alle. Für ältere, bürgerliche Neos-Wähler aus früherem ÖVP-Umfeld könne man nicht die Hand ins Feuer legen, heißt es. Da könne es sein, dass diese weiß wählen oder zu Hause bleiben.

Aber auch der ÖVP trägt man nach, dass sie Griss nach Kräften in ein schlechtes Licht zu rücken versuchte. Da waren einerseits die Vorwürfe, Griss habe Hypo-Akten vernichten lassen, was so nicht stimme. Es ging lediglich um ihre Gesprächsprotokolle. Und später habe man ihr dann vorgehalten, für die Gesamtschule zu sein. Sie sei aber nicht für die Gesamtschule, sondern für die Ganztagsschule.

Was Irmgard Griss selbst nun machen wird? Am Montag hat sie jedenfalls einmal zwei Schlichtungsfälle auf dem Programm. Die ehemalige OGH-Präsidentin ist nach wie vor in der Verbraucherschlichtungsstelle tätig. Danach erwägt sie, Urlaub zu machen. An die Gründung einer eigenen Partei denkt Irmgard Griss nicht. Dazu war sie zuletzt wohl auch in zu engem Kontakt mit den Neos, die sie nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten unterstützt haben.

Nicht in Rechnungshof

Dass Irmgard Griss von SPÖ und ÖVP als Rechnungshofpräsidentin nominiert wird, wie kolportiert, gilt als nahezu ausgeschlossen. Zumal Griss weder zu SPÖ-Chef Werner Faymann noch zu ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner einen sonderlich guten Draht hat. Griss zur ÖVP-Kandidatin für die Bundespräsidentschaftswahl zu machen, das wäre Reinhold Mitterlehner auch nie in den Sinn gekommen. Nachträglich betrachtet möglicherweise ein Fehler.

Auf einen Blick

Irmgard Griss erreichte in der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl am Sonntag 18,9 Prozent. Sie landete damit nur knapp hinter Alexander Van der Bellen (21,3 Prozent) auf Platz drei und verpasste so den Platz für die Stichwahl. Griss war als Unabhängige angetreten, wurde jedoch von den Neos unterstützt. Auch prominente ÖVPler wie Erhard Busek warben für sie.

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