Sollte eine andere Bank flächendeckend Gebühren einführen, könnte die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich nachziehen. In Tirol hebt die Raiffeisen schon seit Jahren ein Entgeld ein.
Die Erste Bank und die Sparkassen in Österreich denken an die Einführung von Bankomatgebühren. Das haben sie vorige Woche offiziell bestätigt. Bei Raiffeisen in Oberösterreich ist das ebenfalls kein Tabu mehr. Dabei sagte der Chef der börsennotierten Raiffeisen Bank International (RBI), Karl Sevelda, vor wenigen Tagen etwas ganz anderes. Die Bankomatgebühr "ist in Österreich eine heilige Kuh und darum kein Thema."
Das hört sich bei der mächtigen Raiffeisenlandesbank Oberösterreich anders an. "Derzeit" erwäge man keine Bankomatgebühren für Kunden. Sollte aber eine andere Bank flächendeckend damit beginnen, dann wäre die Situation neu zu bewerten, sagte RLB-Chef Heinrich Schaller am Montagabend bei seiner Jahrespressekonferenz in Wien.
Tirol kassiert schon seit Jahren Gebühr
Vorreiter wäre Raiffeisen Oberösterreich damit nicht, denn in Tirol wird bei Raiffeisen schon seit Jahren ein Entgelt für Abhebungen bei fremden Bankomaten eingehoben. Die jetzt frisch angestellten Überlegungen für Gebühren fürs Bargeldabheben begründeten die Sparkassenmanager zuletzt mit dem Margen- und Ertragsdruck infolge der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Auch die Notenbank hat die Banker zur Kostenwahrheit aufgerufen.
In Oberösterreich hat Raiffeisen rund 600 Bankomaten. Der Betrieb von Bankomaten (samt Abschreibungen) kostet die Banken im Hintergrund viel Geld. Branchenschätzungen, die im Schnitt von 5000 bis 8000 Euro pro Jahr und Automat ausgingen, sind für Schaller eher noch zu tief gegriffen.
Die Banken erbrächten Dienste und Leistungen, und generell sollte jeder in der Lage sein, dafür Gebühren und Provisionen zu verlangen, meint der oberösterreichische Raiffeisen-Banker. Da dürften Banken nicht anders gesehen werden wie jedes andere Unternehmen.
Negativzinsen als Tabu
Negativzinsen allerdings, die die Banken derzeit sehr beschäftigten, seien den Kunden nicht weiterzuverrechnen, sagte Schaller weiter. Das sollte auch für Firmenkunden gelten.
Auch bei Raiffeisen gibt es weitere Fusionen, da und dort auch Straffungen im Filialnetz. Die Filialpräsenz ist in den Augen von Schaller allerdings ein Vorteil der Gruppe, der nicht aufgegeben werden dürfe. "Ich hielte es für den größten Fehler von Raiffeisen, würden die Standorte massiv verringert." Die Raiffeisenbanken in Oberösterreich haben zur Zeit 413 Filialen, auch die RLB selbst betreibt Filialen. Eine weitere Expansion der RLB steht im süddeutschen Raum an.
(APA)