Philippinischer Abu Sayyaf enthauptet nach Ende des Ultimatums Kanadier.
Manila/Ottawa. Trotz mörderischer Drohungen der radikalislamischen Gruppe Abu Sayyaf in den Philippinen blieb Kanadas Premier, Justin Trudeau, bis zum allerletzten Ultimatum hart: Er zahlte kein Lösegeld für den Kanadier John Ridsdel (68) aus Calgary, den die Terrorgruppe vor einem halben Jahr entführt hatte. Der liberale Trudeau bleibt damit der Linie seines konservativen Vorgängers sowie der US-Regierung treu. Zahlreiche EU-Regierungen hingegen zahlen für die Befreiung ihrer Staatsbürger.
Am Montag war Ridsdel vom Abu Sayyaf enthauptet worden. Medienberichten zufolge fanden philippinische Militärs den Kopf Ridsdels wenige Stunden, nachdem die Frist für die Zahlung von Lösegeld verstrichen war. Ridsdel und ein zweiter Kanadier waren am 21. September mit anderen Gästen einer Ferienanlage auf der Insel Samal entführt worden.
„Dies war ein Akt kaltblütigen Mordens“, reagierte Trudeau entsetzt. Laut dem kanadischen Sender CBC war für Ridsdels Freilassung ein Lösegeld von umgerechnet mehr als vier Millionen Euro gefordert worden. Bereits am 8. April war ein Ultimatum für die Lösegeldzahlung abgelaufen. Daraufhin kündigten die Entführer die Enthauptung für den 25. April an. Für den Abu Sayyaf, der derzeit mehr als 20 Ausländer in seiner Gewalt hält, sind Entführungen ein lukratives Geschäft: Die Gruppe soll bereits Millionen Dollar an Geiseln verdient haben.
Der Abu Sayyaf operiert im Süden der Philippinen. Die Gruppe wurde in den 1990er-Jahren gegründet. Sie hält derzeit mehr als 20 Ausländer in ihrer Gewalt. Die Führung hatte kürzlich der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) Treue geschworen. (bra, ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2016)