Bank Austria auf Schrumpfkur

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Die Arbeiten an den Details des 300-Mio.-Euro-Sparprogramms sind voll im Laufen. Schlussendlich könnte UniCredit hierzulande den Mitarbeiterstand um 30 Prozent senken.

Wien. Mitte Dezember präsentierte der damalige Bank-Austria-Chef Willibald Cernko die Eckpunkte des Sparpakets der heimischen UniCredit-Tochter: Mit 70 Filialen sollen bis 2018 knapp 40 Prozent aller heimischen Geschäftsstellen geschlossen und in der gesamten Bank Austria 300 Mio. Euro eingespart werden. Vier Monate später ist man bei dem Institut nach wie vor am Feilen an den Details. Klar war von Anfang an, die Einsparungen sollen nicht nur, aber auch beim Personal erfolgen. Konkrete Zahlen will man dazu bislang nicht nennen. Laut „Presse“-Informationen gibt es intern jedoch Szenarien, bei denen der Mitarbeiterstand von UniCredit in Österreich von derzeit rund 9000 Personen mittelfristig um bis zu 30 Prozent sinken könnte.

Etwa 60 Prozent der Einsparungen von 300 Mio. Euro sollen nämlich beim Personal erfolgen, hieß es bereits im Dezember. Angesichts der durchschnittlichen Personalkosten bei der Bank entspricht dies einer Reduktion von rund 1500 Mitarbeitern. Allerdings bezieht sich dieses Einsparungsvolumen nur auf die Bank selbst, in der 7000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Hinzu dürfte nun noch eine Reduktion bei der nach dem Kauf durch UniCredit an die IT-Tochter der Italiener (Ubis) ausgelagerte ehemalige Bank-Austria-IT kommen. So sollen dort laut „Standard“ bis 2018 weitere 750 Mitarbeiter (auf Vollzeit gerechnet 560) ihren Job verlieren.

Bleibt Osteuropa in Wien?

Und zu guter Letzt ist die Zukunft der Mitarbeiter, die für das Osteuropageschäft tätig sind, fraglich. Wie berichtet wird dieses ja von Wien zur Konzernmutter nach Mailand übersiedelt. Ein Grund dafür war die hierzulande sehr hohe Bankensteuer. Was mit den 700 operativen Mitarbeitern (auf Vollzeit gerechnet 500) geschieht, soll nun bis Ende des Jahres entschieden werden. Sowohl Bank-Austria-Management als auch Betriebsrat setzen sich dafür ein, dass sie weiterhin in Wien verbleiben. Eine abrupte Übersiedlung sei aufgrund der gewachsenen Strukturen auch gar nicht möglich, heißt es. Dass mittelfristig ein Teil dieser Jobs jedoch von Wien abgezogen wird, gilt als nicht unwahrscheinlich.

In Summe stehen somit rund 2600 der 9000 heimischen UniCredit-Jobs aktuell auf dem Prüfstand, was knapp 30 Prozent entspricht. Da der Abbau jedoch im Lauf mehrerer Jahre erfolgen soll, hofft man bei der Bank, den Großteil durch Nichtnachbesetzungen von Pensionierungen und natürlicher Fluktuation zu schaffen. Vollständig dürfte das jedoch nicht reichen. Und da Kündigungen um jeden Preis vermieden werden sollen, wird auch bereits an Modellen für sogenannte Golden Handshakes gearbeitet. Endgültige Entscheidungen sollen hierbei aber noch nicht getroffen worden sein.

Ausschlaggebend ist dabei nämlich auch, welche Kosten unter dem Strich für die Bank Austria entstehen. Denn ganz so, wie sich das Institut den Umbau ursprünglich vorgestellt hat, kann er nun nicht mehr umgesetzt werden. Grund dafür ist Sozialminister Alois Stöger (SPÖ). Wie mehrfach berichtet, hat dieser den Plan der Bank durchkreuzt, rund 3300 Mitarbeiter aus dem firmeneigenen Pensionssystem in das ASVG-System zu übertragen und dafür, wie bisher gesetzlich geregelt, pro Versicherungsmonat nur sieben Prozent des Letztgehalts zu bezahlen.

Stöger erließ in der Folge eine Novelle des Gesetzes, weshalb künftig für jegliche Überträge (das betrifft pro Jahr auch rund 3000 Beamte) zum ASVG pro Versicherungsmonat 22,8 Prozent des Letztgehalts zu bezahlen sind. Der Prozentsatz ist somit gleich wie bei jenen Versicherten, die laufend in das allgemeine Pensionssystem einzahlen. Die Kosten für die Bank Austria sollen dadurch von 300 auf 730 Mio. Euro steigen. Eine Verteuerung, die bei der Konzernmutter in Mailand nicht für große Freude gesorgt haben soll. Das Gesetz ist zwar bereits vom Nationalrat beschlossen, muss durch die EU allerdings noch nostrifiziert werden, um in Kraft zu treten. Erst dann will die Bank Austria entscheiden, ob sie rechtliche Schritte dagegen vornimmt.

Zur Frage, ob das Sparpaket einen Mitarbeiterabbau von bis zu 30 Prozent bringen könnte, heißt es bei der Bank nur: „Dieses Gerücht ist eine Fantasiezahl ohne Realitätsgehalt. Wir haben kein Köpfe-Ziel, sondern ein Kosten-/Ertragsziel. Und das ist die Einsparung von 300 Mio. Euro bis zum Jahr 2018.“ Dies soll dabei helfen, das Verhältnis von Kosten zu Erlösen (Cost-Income-Ratio) von derzeit 80 auf 60 zu senken. Zusätzlich will die Bank aber auch ihre Erlöse weiter steigern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2016)

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