Rote "Sektion 8" startet "Testwahl" für SPÖ-Parteichef

Sektions-Vorsitzende Eva Maltschnig
Sektions-Vorsitzende Eva Maltschnig(c) Stanislav Jenis
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Der Bundesparteichef soll künftig von allen Mitgliedern direkt gewählt werden, fordert die "Sektion 8" der Wiener SPÖ. Zur fiktiven Wahl stehen Kern, Babler, Ederer, Kaiser und Wehsely.

Die "Sektion 8" der Wiener SPÖ will - befeuert durch die rote Schlappe bei der Bundespräsidentenwahl - Kanzler und Bundesparteichef Werner Faymann unter Druck bringen. Sie fordert, dass der Vorsitzende künftig von allen Mitgliedern direkt gewählt werden kann. Um die Debatte in Schwung zu bringen, startet der SPÖ-Thinktank nun eine "Testwahl", sagte Sektions-Vorsitzende Eva Maltschnig am Mittwoch. Hintergrund des Vorstoßes ist auch, dass Faymann beim für Herbst anberaumten Bundesparteitag als Vorsitzender von den Delegierten zur Wiederwahl antritt. Einen Gegenkandidaten sieht das Prozedere traditionell nicht vor.

"Die Leute sollen sich vorstellen können, wie es wäre, wenn es jemand anderer macht", erklärte Maltschnig am Mittwoch. Dafür haben die - als renitent bekannten - Genossen die Plattform www.vorsitzwahl2016.at ins Leben gerufen. Auf dieser Website lässt die "Sektion 8" fünf namhafte Sozialdemokraten gegen Faymann um den Posten des Parteivorsitzes antreten - allerdings ohne deren dezidiertes Einverständnis, wie Maltschnig einräumte. Wobei man die Proponenten grundsätzlich sehr wohl über die Aktion informiert habe.

Kern, Babler, Ederer, Kaiser, Wehsely oder Faymann?

Zur (fiktiven) Wahl stehen der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, Ex-Siemens-Chefin und SPÖ-Spitzenpolitikerin Brigitte Ederer - sie hatte jüngst Faymanns Rücktritt gefordert -, Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, der die Vorverlegung des Bundesparteitags ins Spiel gebracht hatte, und die Wiener Sozialstadträtin Sonja Wehsely, lautstarke Kritikerin von Faymanns Flüchtlingskurs. Komplettiert wird die Kandidatenliste von ÖBB-Chef Christian Kern, der immer wieder als möglicher Ablösekandidat an der Parteispitze genannt wird. "Titelverteidiger" Faymann selbst findet sich freilich auch auf dem Stimmzettel.

"Wir wollen zeigen, dass es viele gute Leute gibt", meinte Maltschnig. Sie lud alle roten Teilorganisationen, Sektionen und Ortsparteien ein, sich an der Vorsitz-Testwahl zu beteiligen. Macht eine Gruppe mit, bekommt sie von der "Sektion 8" Stimmzettel und Infos über die Kandidaten zugeschickt und kann dann wählen. Teilorganisationen können zudem eigene Kandidaten ins Spiel bringen. In einer zweiten Phase können auch einzelne SPÖ-Mitglieder oder externe Sympathisanten online abstimmen. Dieses Ergebnis werde aber separat ausgewiesen. Resultate soll es aber jedenfalls Ende Juni geben, kündigte die "Sektion 8"-Chefin an.

"Wir sind das Verlieren inzwischen gewöhnt"

Zum gegenwärtigen Zustand ihrer Partei fand Maltschnig harte Worte. "Wer von der SPÖ behauptet, dass das Wahldebakel am Sonntag eine Überraschung war, der lügt. Wir sind das Verlieren inzwischen gewöhnt", so ihre Analyse. Nach Maltschnigs Zählung haben die Roten - mit Ausnahme Kärnten - 18 Urnengänge hintereinander verloren. Die aktiven Einbindung aller Mitglieder in (Personal-)Entscheidungen sieht die Sektionsvorsitzende als "einzige Chance, damit die SPÖ wieder eine Bewegung wird, mit der man rechnen kann".

Die "Sektion 8" erhofft sich durch die Aktion auch Rückenwind für ihren entsprechenden Direktwahlantrag, den sie beim Parteitag im Herbst einbringen wird. Beim Wiener Landesparteitag vor knapp zwei Wochen hatte man dies ebenfalls schon getan. Dort wurde das Papier einer Arbeitsgruppe zugewiesen - was der rote Thinktank mit einem "Begräbnis" gleichgesetzt hatte.

(APA)

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