Die Raiffeisenlandesbank NÖ–Wien kehrte im abgelaufenen Geschäftsjahr in die Gewinnzone zurück. Abschreibungen auf die Raiffeisen Zentralbank wurden aber notwendig.
Wien. „Wir sind 2015 schwer gestartet, haben aber trotzdem erreicht, was wir erreichen wollen“, sagt Klaus Buchleitner, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Das Institut ist im abgelaufenen Geschäftsjahr zurück in die Gewinnzone gekehrt. Unterm Strich fiel ein Überschuss von 65,4 Mio. Euro an.
Dabei blies dem Geldhaus durchaus rauer Wind entgegen. Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken, Margen, die „dünn, wie ein Rasiermesser“ und Regelwerke, die für die Banken europaweit zu einer Belastung geworden sind. Bei der RLB kam allerdings noch ein weiterer Faktor hinzu: eine rund hundert Mio. Euro schwere Abschreibung auf ein anderes Raiffeisen-Institut, die Raiffeisen Zentralbank (RZB). An dieser ist die Raiffeisen NÖ-Wien zu rund einem Drittel beteiligt. „Das ist eine signifikante Ergebnisbelastung“, sagte Buchleitner am Donnerstag. Die RZB schüttete für das vergangene Jahr zudem erstmals keine Dividende aus. Ihr Beitrag ist in früheren Jahren bei immerhin rund 84 Mio. Euro gelegen.
Digitalisierung kein Untergang
Im Raiffeisen-Reich wird derzeit über eine Fusion von RZB, Raiffeisenbank International und einer möglichen Teilnahme der RLB NÖ-Wien spekuliert. Buchleitner wollte dazu gestern jedoch keinerlei Kommentar abgeben.
Derzeit überarbeite man aber das Geschäftsmodell der Bank „sehr grundsätzlich“. Noch heuer wolle man erste Maßnahmen für den Umbau zu einem schlankeren Institut einleiten. Dabei spielt auch das Thema Digitalisierung eine Rolle. Diese werde das Bankenwesen „natürlich“ stark verändern. Von einem Untergang der Banken zu sprechen halte er, Buchleitner, aber für übertrieben.
Die Raiffeisen NÖ-Wien ist die wichtigste und größte Beteiligung der Raiffeisen Holding. Daneben gibt es noch Beteiligungen an rund 500 Unternehmen. So finden sich dabei Anteile an Medien (wie dem „Kurier“), Immobilien und Industriegesellschaften (unter anderem Agrana, NÖM, Strabag). Unter dem Strich erzielte die Holding ein Ergebnis von 72,5 Mio. Euro. Ein Jahr zuvor ist an dieser Stelle in der Bilanz noch ein Minus von 322,6 Mio. Euro gestanden.
Sollte der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht wie derzeit geplant in Zukunft verlangen, dass Beteiligungen mit mehr Kapital unterlegt werden (statt 100 sind 250 Prozent des Anteilswerts im Gespräch), müsste man seine Beteiligungsstrategie aber grundsätzlich überdenken, so Buchleitner.
Ebenfalls Zahlen vorgelegt hat am Donnerstag die RLB Steiermark. Bei ihr wuchs das Konzernergebnis von 5,1 auf 152,4 Mio. Euro. Grund dafür waren vor allem niedrigere Kreditvorsorgen. Man habe zuletzt belastende Auswirkungen wie Heta, niedrige Zinsspanne oder Bankenabgabe mehr als kompensiert, so Bankchef Martin Schaller. (nst)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2016)