"Bankomatgipfel" bei Schelling: Vorerst keine Gebühr

BANKOMATGIPFEL IM FINANZMINISTERIUM: SCHELLING
BANKOMATGIPFEL IM FINANZMINISTERIUM: SCHELLINGAPA/HELMUT FOHRINGER
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Bis zur Vorlage des Ergebnisses des Monitorings der Bundeswettbewerbsbehörde sollen die Banken keine Maßnahmen setzen.

Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hatte die Banken zu einem "Bankomatgipfel" eingeladen. Anlass für das Treffen war die Vielzahl von Wortmeldungen zu einer möglichen Einführung einer Bankomatgebühr. Ergebnis: Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) startet ein Monitoring und erkundet die Lage.

Keine Bank denke daran, den eigenen Kunden Kosten dafür zu verrechnen, dass sie ihr Geld abheben - schließlich könne man ja auch am Schalter nicht weniger Geld auszahlen als gerade abgehoben wird, sagte Schelling nach dem Treffen vor Journalisten. Manche Banken verrechnen aber jetzt schon Kunden anderer Institute Gebühren, wenn sie bei ihnen Geld abheben. Ob dieses Prinzip auf breiter Front eingeführt wird, ist derzeit noch offen.

Schelling gegen Verbot

Besonderes Problem seien aber die "Drittanbieter", das sind Bankomaten, die nicht Teil des großen österreichischen Bankomatkreislaufs sind und von anderen Institutionen betrieben werden. Bei Abhebungen von diesen Geräten fallen Kosten an, die derzeit die Hausbank tragen muss. Bei diesen Drittanbietern müsse es künftig Warnhinweise geben, dass bei einer Abhebung Gebühren anfallen.

Für Abhebungen innerhalb des Systems ist bis zum Ende des BWB-Monitorings mit keinen Anpassungen zu rechnen, erwartet Schelling. Wie lange es dauern wird, ließ er offen, Experten gehen von "Monaten" aus. Auch danach könne das Ministerium keine Vorgaben machen, da der freie Wettbewerb gelte, sondern Schelling will dann in Einzelgesprächen mit den Banken über die weitere Vorgangsweise sprechen.

Schelling geht davon aus, dass es einen neuen Vertrag brauchen wird, um die neuen Gebühren beim Kunden durchzusetzen. Einmal mehr sprach sich Schelling gegen ein gesetzliches Verbot von Bankomatgebühren aus, wie es Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) gefordert hat. Auch die BWB sehe dies kritisch. Positiv sei, dass Österreich bei den Gesamtkosten für ein Konto im Europavergleich "im unteren Segment" liege.

Hohe Bankomatdichte

In Österreich standen Anfang des Jahres 8.828 Bankomaten, darunter wurden 7.561 (85 Prozent) von der Payment Services Austria (PSA) betreut. Davon betreibt die PSA 508 selber, 7.053 hängen in den Rechenzentren der Banken und werden von der PSA serviciert. Weitere 1.200 Geldausgabegeräte betreibt First Data International, 67 Euronet Worldwide, geht aus einer Auswertung der PSA hervor. Im internationalen Vergleich sind die Österreicher damit gut mit Bankomaten ausgestattet.

Die heimischen Banken betreiben den Großteil der Geräte selber und verrechnen einander für Abhebungen "sehr kleine Centbeträge", wie ein Experte der APA sagte. Im PSA-Netz (ohne Abhebungen an einem Gerät der eigenen Bank) ist es 2015 zu 110 Mio. Transaktionen gekommen. Über die Zugriffe auf die nicht zur PSA gehörenden Geräte gibt es hingegen keine Daten.

(APA)

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