Die Vereinigung europäischer Juden fordert Berlin auf, gegen die Rechtspopulisten mobil zu machen. Die Zukunft des Judentums in Europa sei bedroht.
Nach muslimischen Verbänden haben nun auch Juden in Europa ihre Sorge über die wachsende Zustimmung für die Alternative für Deutschland (AfD) geäußert. Die European Jewish Association (EJA), ein Zusammenschluss jüdischer Organisationen aus verschiedenen Ländern mit Sitz in Brüssel, forderte die deutsche Bundesregierung am Montag auf, gegen die AfD vorzugehen.
Die Partei sei eine "Bedrohung für die europäischen jüdischen Gemeinden, die Religionsfreiheit und den sozialen Frieden", sagte der EJA-Vorsitzende Menachem Margolin. Der Rabbiner, der nach Angaben des Verbands einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert schrieb. Er bezeichnete die AfD als eine "Warnung an die jüdische Gemeinde". Sollte die AfD an die Macht kommen, wäre laut Margolin "die Zukunft des europäischen Judentums bedroht".
Der Verband verwies auf die Forderung der AfD, Praktiken aus dem Judentum (und dem Islam) wie die Beschneidung von Buben und das Schlachten von Tieren ohne Betäubung zu verbieten.
"Antisemitische Parteien sollten illegal sein"
"Der Aufstieg einer solchen Partei erinnert uns an die finsteren Tage des Aufstiegs der Nationalsozialistischen Partei in den 1930er Jahren und schickt Juden in Europa, aber vor allem in Deutschland, einen kalten Schauer über den Rücken", erklärte Margolin. "Die Geschichte lehrt uns, dass es möglich ist, Menschen so zu manipulieren, dass sie eine antisemitische Regierung wählen und wie das unausweichlich zu einer Tragödie führen kann."
Es sei "von größter Wichtigkeit, dass die deutsche Regierung anerkennt, dass antisemitische Parteien illegal sein sollten, um eine Katastrophe zu vermeiden", erklärte der EJA-Vorsitzende. Die Rhetorik der AfD sei "nicht nur antidemokratisch. Sie will Gemeinschaften gegeneinander aufbringen und Gewalt und Angst schüren. Sie muss zerschlagen werden."
Anders als bei ihrem klaren Anti-Islam-Kurs macht die AfD nicht offen gegen Juden mobil. Immer wieder gibt es aber Kritik an antisemitischen Tendenzen in der Partei. Unter anderem hatten sich bereits der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, und die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, besorgt gezeigt und der AfD Antisemitismus vorgeworfen.
(APA/AFP)