Aus für 500-Euro-Schein soll Terror und Schwarzarbeit erschweren

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Für heute wird die offizielle Entscheidung der EZB erwartet. Skeptiker sprechen vom Anfang vom Ende des Bargelds.

Er ist 160 mal 82 Millimeter groß, lilafarben - und dürfte bei den wenigsten der knapp 340 Millionen Einwohner der Eurozone regelmäßig im Portemonnaie stecken: Der 500-Euro-Schein mit seinen Motiven aus der Architektur des 20. Jahrhunderts. Aktuell sind 594 Millionen Stück davon im Umlauf, in Österreich sieben Millionen Stück. Nun steht er vor dem Aus.

Europas Währungshüter wollen mit einer Abschaffung des 500ers soll Kriminellen das Handwerk erschwert werden. Ob das klappt, ist umstritten. Seit einigen Wochen wird darüber diskutiert, nun könnte es ganz schnell gehen: Das Ende des 500-Euro-Scheins scheint besiegelt, heute Mittwoch wird eine offizielle Entscheidung erwartet. Die Hoheit dafür liegt bei der Europäischen Zentralbank (EZB). In ihrem obersten Führungsgremium, dem EZB-Rat, reicht für Änderungen eine einfache Mehrheit.

Für das Aus gibt es grundsätzlich zwei Varianten. Die EZB könnte verfügen, dass keine neuen 500er mehr gedruckt werden und die alten nach und nach von den Banken eingezogen werden. So könnte es allerdings Jahrzehnte dauern, bis die Banknote verschwindet. Denn zum Bezahlen wird der 500-Euro-Schein kaum benutzt, eher als Wertanlage. Viele der Scheine werden zudem außerhalb des Euroraums vermutet. Als wahrscheinlicher gilt, dass die EZB einen Stichtag festlegt, ab dem der 500-Euro-Schein kein offizielles Zahlungsmittel mehr ist. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wollen die Währungshüter damit offenbar solange warten, bis ausreichend neue Banknoten zu 100 und 200 Euro gedruckt sind.

Bargeld in �sterreich - Wiederholung
Bargeld in �sterreich - Wiederholung(c) APA

Österreich und Deutschland skeptisch

Mit der Abschaffung des 500-Euro-Scheins versprechen sich Befürworter davon, dass Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zurückgedrängt werden. EZB-Präsident Mario Draghi persönlich hatte darauf hingewiesen, dass der 500er für kriminelle Zwecke genutzt werde: "Der 500-Euro-Schein ist ein Instrument für illegale Aktivitäten." "Es sind Zweifel angebracht, ob Terroristen und Kriminelle an illegalen Handlungen gehindert werden, weil es eine Obergrenze gibt oder die großen Stückelungen abgeschafft werden", sagt hingegen der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.

Auch Österreichs Nationalbankchef Ewald Nowotny zeigte sich vor kurzem in einem "Presse"-Interview nicht erfreut: "Beim 500er-Schein geht es nur um die Stückelung. Aber ich persönlich bin auch kein Freund der Abschaffung, weil ich glaube, dass wir der Bargelddebatte keine Nahrung geben sollten".

Kosten von 500 Millionen Euro

Einher mit der Abschaffung des 500ers geht die Diskussion um das Ende des Bargelds. "Es wäre aus meiner Sicht fatal, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entstünde, die Diskussion um Bargeldobergrenzen und die Abschaffung des 500-Euro-Scheins stellten Schritte hin zu einer allgemeinen Abschaffung des Bargelds dar", betont Bundesbank-Präsident Weidmann. Gerade in Deutschland seien Schein und Münze sehr beliebt. "Wir wollen den Bürgern die Zahlungsart ermöglichen, die sie sich wünschen."

Wenn die größte der insgesamt sieben Euro-Banknoten nicht mehr zur Verfügung stünde, müssten die bis jetzt kursierenden knapp 600 Millionen 500er schrittweise durch andere Noten mit kleinerem Nennwert ersetzt werden. Dafür müssten neue Scheine gedruckt werden. Die Kosten dafür werden nach Informationen der "FAZ" auf gut 500 Millionen Euro geschätzt. Die Produktion einer Banknote kostet im Schnitt acht bis neun Cent. Zuständig für die Herstellung der Geldscheine sind die nationalen Notenbanken.

(APA/dpa)

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