Südtirol: Der lange Weg zur Autonomie

Eine kurze Chronologie des Konfliktes um Südtirol.

Es begann im Ersten Weltkrieg: Italien war zwar eigentlich durch den Dreibund an Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich gebunden, doch die Entente machte Rom großzügige Versprechungen im Falle eines Kriegseintritts an ihrer Seite: das südliche Tirol bis zum Brenner und Gebiete in Istrien und Dalmatien. Im Mai 1915 trat Italien tatsächlich an der Seite der Entente in den Ersten Weltkrieg ein. 1918 wurde das südliche Tirol von italienischen Truppen besetzt, 1920 erfolgte dann die formelle Annexion.

1939 einigten sich Adolf Hitler und Benito Mussolini auf die sogenannte Option: Die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler mussten sich entscheiden – Auswanderung ins Deutsche Reich oder italienische Staatsbürgerschaft. Die große Mehrheit optierte für die Auswanderung, es dürften etwa 70.000 gegangen sein.

Eine Revision der Brennergrenze war von den Siegermächten nach 1945 nicht zu haben. 1946 einigten sich die beiden Außenminister Karl Gruber und Alcide de Gasperi auf eine gewisse Autonomie für Südtirol, die aber nicht als ausreichend empfunden wurde, zumal sich die Umsetzung mancher Bestimmungen durch Rom sehr verzögerte.

1956 begann der „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS), verharmlosend oft „Bumser“ genannt, mit seinen Anschlägen. Zunächst richteten sie sich nur gegen die Infrastruktur, besonders Strommasten. Später gerieten auch die italienischen Sicherheitskräfte ins Visier, mehr als ein Dutzend Menschen starben. In der Haft gestorben sind auch mehrere BAS-Mitglieder, andere berichteten von Folter.

1960 trug Außenminister Bruno Kreisky das Südtirol-Problem vor die UNO. 1972 kam es schließlich zum zweiten Autonomiestatut. Auch dessen Umsetzung verzögerte sich merklich, sodass der Streit erst im Jahr 1992 offiziell für beigelegt erklärt werden konnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2009)

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