„Man muss schon Besonderes leisten“

Karriereplanung. Der eine will selbstständig sein, die andere im großen Unternehmen durchstarten. Zwei Berufseinsteiger diskutieren über den richtigen Weg zum Traumjob als Berater.

Stefanie Eltmann wollte ursprünglich Anwältin werden. Schon während des Studiums arbeitete sie deshalb für eine kleine Kanzlei. „Aber ich bin dann draufgekommen, das ist nicht so meines“, sagt die Wirtschaftsjuristin. Heute befasst sich die 29-Jährige im Advisory mit der aufsichtsrechtlichen Beratung von Banken. Ihr Arbeitgeber ist einer von den Großen: KPMG. Allein in Österreich beschäftigt das Unternehmen rund 1200 Mitarbeiter an acht Standorten, der jährliche Umsatz beträgt 178 Millionen Euro. „Mir gefällt es sehr gut“, sagt Eltmann.

Auch Patrick Schornböck berät Unternehmen, wenn auch nicht hauptberuflich. Der 22-Jährige studiert Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau an der TU Wien. Nebenbei engagiert er sich bei Icons – Consulting by Students, einem Verein, in dem Studierende diverser Fachrichtungen etablierte Unternehmen und Start-ups beraten. „Wir können keine langfristige strategische Beratung bieten. Aber wir können konkrete Fragestellungen beantworten“, sagt Schornböck. Etwa, wie junge Zielgruppen angesprochen werden können.

(c) Stanislav Jenis

Der Nimbus der Großen

Sein Berufsziel? Beratung ja, Big Four nein. Big Four steht für die vier weltweit größten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften, zu denen auch KPMG zählt. Die Big Four erwirtschafteten in Österreich zuletzt gut 526 Millionen Euro Jahresumsatz.

Jeder zweite seiner Kollegen bei Icons, sagt Schornböck, strebe eine Karriere bei „den Großen“ an. Er hingegen will lieber selbstständig arbeiten: „Ich möchte gestalten.“ Geld und Prestige spielen in seiner Karriereplanung eine untergeordnete Rolle. Die Begegnung mit einem Icons-Alumnus in Kuala Lumpur im vergangenen Herbst, der für einen großen Konzern arbeitet, hat ihn darin bestätigt: Arbeit für jemand anderen statt für sich selbst, da bleibe das Gefühl zurück, nur ein kleines, austauschbares Rädchen zu sein.

(c) Stanislav Jenis

Pluspunkt Weiterbildung

Eltmann versteht das, aber: „Man ist ja nicht an KPMG gebunden.“ Einige Jahre dabei zu sein und mit den gewonnenen Erfahrungen später in die Selbstständigkeit zu wechseln, sei doch eine Option. Erfahrung und Weiterbildungsmöglichkeiten sprechen tatsächlich für die Großen. Bei KPMG haben Mitarbeiter ein jährliches Budget für Fortbildung zur Verfügung.

Dieses Angebot sei schon beeindruckend, sagt Schornböck, aber „ich find's ein bisschen gefährlich“. Sein konkretes Bedenken? Das eigene Ziel aus den Augen zu verlieren: „Dass man dann einfach nur mehr darüber nachdenkt, wie man vom Junior Associate zum Senior Associate wird. Nur weil es der naheliegende nächste Schritt ist.“

Eltmann wiederum schätzt die Planbarkeit: „Ich habe gern Stabilität.“ Vom Senior Associate zum Assistant Manager zum Manager und so weiter: Wer dauerhaft für KPMG arbeitet, hat eine klar definierte Karriereleiter. Doch die interne Konkurrenz ist groß: „Wir haben viele gescheite Leute. Wenn man hervorstechen will, muss man schon Besonderes leisten.“ Auffallen kann man etwa mit guter Kundenakquise. Überstunden gehören hingegen zum Alltag. Steht ein wichtiges Projekt an, kommt sie oft tagelang nicht vor 22 Uhr heim.

Wen interessiert schon Fußball?

Auch Schornböck ist mit dem Beraterjob neben dem Studium sehr eingespannt. Den Stress nimmt er in Kauf, er brennt für seine Sache: „Wenn ich mit zwei befreundeten Kollegen abends an einem Projekt arbeite, ist mir das fast lieber als wir hängen nur ab und schauen ein Fußballspiel.“

(Print-Ausgabe, 07.05.2016)

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