''Ich spüre eine sehr breite Unterstützung'': Ein Rücktritt in Zitaten
Werner Faymann erweckte lange Anschein, als könnte ihn selbst das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl nicht wanken lassen. "Gewählt ist gewählt." Letztlich konnte er die Kritik aber nicht mehr aussitzen.

Der 24. April, erster Durchgang der Präsidentschaftswahl, ist ein schwarzer Tag für die SPÖ (auch für die ÖVP, aber dort wird die Obmanndebatte derzeit noch unter dem Teppich gehalten). Faymann sieht, wie auch nicht anders zu erwarten, keine Notwendigkeit personeller Konsequenzen: "Ich gehe davon aus, dass wir personell gut aufgestellt sind. Ich spüre eine sehr breite Unterstützung."
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"Gewählt ist gewählt", meint Faymann am 28. April. An diesem Tag hat er einen Termin, der ihn zumindest ein bisschen ablenkt von der garstigen Realität der Innenpolitik: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ist zu Gast in Wien und hält auch eine Rede im Parlament. So angenehm ist die Ablenkung dann aber doch nicht, denn Ban übt auch Kritik an der neuen österreichischen Flüchtlings-Politik.
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"Wenn man pfeift, kann man nicht zuhören", entgegnet Werner Faymann seinen zahlreich erschienen Kritikern beim heurigen Maiaufmarsch. Ausgerechnet bei der traditionssatten Veranstaltung zur Selbstvergewisserung der Sozialdemokratie wird der SPÖ-Chef von einem Teil der Parteibasis gnadenlos ausgepfiffen. Dagegen können auch auch seine Unterstützter, ausgerüstet mit "Werner der Kurs stimmt"-Tafeln, nichts ausrichten.
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"Ein Bundeskanzler, der sich von kritischen Diskussionen zurückdrängen lässt, hätte erst gar nicht Bundeskanzler werden sollen", meint Faymann am selben Tag in einem Interview. Manche seiner parteiinternen Kritiker würden wohl den zweiten Teil des Satzes unterschreiben.
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"Rechnen sie weiter mit mir." Als Werner Faymann diesen Satz am 3. Mai sagt, wirkt er sogar für seine Verhältnisse selbstsicher. Es scheint nicht mehr undenkbar, dass er die Kritik tatsächlich aussitzen könnte. (Links im Bild Faymanns interimistischer Nachfolger, ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner).
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Noch in der Früh dieses 9. Mai scheint durch aktuelle Aussagen von Wiens Bürgermeister Michael Häupl und Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl ein Verbleib Faymanns an der Partei- und Regierungsspitze zumindest für die nächsten Monate mehr oder weniger fix. Doch dann tritt Faymann vor die Kamera und sagt die entscheidenden Worte: "Hat man die volle Rückendeckung, einen starken Rückhalt in der Partei? Das muss ich Ihnen mit Nein beantworten. Dieser starke Rückhalt ist verloren gegangen. Die Mehrheit ist zu wenig, trotzdem bedanke ich mich bei allen Mitstreitern, die in diesen Tagen zu mir gestanden sind".
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"Ich ziehe aus diesem zu geringen Rückhalt die Konsequenzen, lege meine Funktionen als Bundesparteiobmann und Bundeskanzler mit heutigem Tag zurück". Das Demissionsschreiben an Bundespräsident Heinz Fischer ist bereits abgeschickt. Interimistisch wird der bisherige Vizekanzler Reinhold Mitterlehner mit der Fortführung aller Geschäfte beauftragt. (Bei dem Foto handelt es sich um ein Archivbild aus dem Jahr 2009).
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