"Game of Thrones" Staffel sechs, Folge drei

Einigermaßen gelangweilt: Tyrion in Meereen
Einigermaßen gelangweilt: Tyrion in Meereen(c) HBO
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„Oathbreaker“ kommt unspektakulär daher, ist aber eine Schlüsselfolge – und wir stehen kurz vor der Beantwortung einer der wichtigsten Fragen der Serie.

Spoiler-Warnung: In diesem Episodenblog wird die Handlung der jeweils beschriebenen "Game of Thrones"-Folge verraten.

Eine Wiederauferstehung wie in der vorigen Folge  „Game of Thrones“ gibt es in „Oathbreaker“ keine – aber gut, so etwas kann es ja nicht jede Folge geben. Vor allem, da Jon Snows Wiedererweckung ganz schön Staub aufwirbeln dürfte. „I shouldn't be here“, sagt Jon nach seiner Rückkehr. Am Ende spricht auch einer der Meuterer, die hingerichtet werden, diese Worte – als eine Art Echo.

Aber haben sie recht?

Sollte Jon Snow nicht leben?

Der Handlung von „Game of Thrones“ tut seine Wiederauferstehung gut. Erstens, weil die Serie damit doch wieder für eine Überraschung sorgen kann (auch wenn die Fans ohnehin damit gerechnet haben). Zweitens ist die Figur jetzt frei. „My watch has ended“, sagt Jon zu Dolorous Edd am Ende von „Oathbreaker“. Stimmt ja, durch seinen Tod ist er vom Schwur befreit. Nun könnte er in den Süden ziehen, um seine Heimat Winterfell zurück zu erobern – nur bitte sollte er auf Sansa warten, die auf dem Weg zu ihm ist. Aber wer weiß, was er tatsächlich plant. Jons Grundstimmung ist – auch wenn er ein paar Witze reißt – noch grüblerischer als üblich. Er wirkt ganz und gar nicht wie „some kind of God“, sondern eher verunsichert. Weil er weiß, was nach dem Tod auf ihn wartet? „Nothing, there was nothing at all“, sagt er zu Melisandre.

Rickons Rückkehr nach Winterfell

„There must always be a Stark in Winterfell“, lautet ein Spruch im Norden von Westeros. Mit der (unfreiwilligen) Rückkehr von Rickon Stark ist diese Regel erfüllt. Mit dieser Wendung habe ich nicht gerechnet. Lord Umber – einer dieser berüchtigten eigensinnigen nordischen Lords, von denen wir schon viel gehört haben – liefert Rickon und Osha an Ramsay Bolton aus. Umber ist ein starker Mann mit großem Mundwerk – und getrieben von Angst. Er fürchtet sich davor, dass die Wildlinge, die der Bastard Jon Snow durch die Wall gelassen hat, marodierend durch seine Lande ziehen. Für Schützenhilfe gegen diese geht er einen Pakt mit dem Teufel ein.

Auch Shaggydog, Rickons Direwolf, ist tot – nun sind nur mehr Jons Wolf Ghost, Brans Wolf Summer und Aryas Wolf Nymeria vom Wurf übrig. Wobei: Der Kopf ist erstaunlich klein. Ist das gar nicht Shaggydog und plant Umber gar einen Hinterhalt wie einst Roose Bolton? Hier mehr zu dieser "Shaggydog-Truther"-Theorie: http://mashable.com/2016/05/09/game-of-thrones-shaggydog-theory/#Zf2prAs79uqk

Osha und Rickon (der ist groß geworden) mit Lord Umber
Osha und Rickon (der ist groß geworden) mit Lord Umber(c) HBO

In manchen Dingen ist Gilly klüger als Samwell Tarly – nicht nur, weil sie weiß, woher das Wort „sea“ kommt. Sie durchschaut, dass Regeln von Männern gemacht werden. Als Sam ihr erklärt, warum sie nach ihrer Ankunft in Oldtown nicht in der Zitadelle bei ihm sein könne, kontert sie: „I stayed at Castle Black. There's no women allowed there“. Regeln können geändert werden. Wir werden trotzdem eher Sams Familie kennenlernen, bei der sie unterkommen soll, als dass wir Gilly in der Ausbildungsstätte der gelehrten Männer erleben werden.

Drei Namen auf der Liste

Arya erzielt einen Durchbruch in ihrer Ausbildung zu "No One"/Profi-Attentäterin und wird „entblindet“. Schön, wieder etwas von The Hound zu hören, wenn auch nur im Gespräch zwischen Arya und ihrer Ausbilderin. Stehen wirklich nur mehr drei Namen (Cersei, Ser Gregor „The Mountain“ Clegane und Walder Frey) auf ihrer Liste? Interessant auch, dass die richtige Antwort im Kreuzverhör ist, dass sie drei Brüder hat – nicht vier, wie sie immer glaubte.

Ned Stark am Tower of Joy
Ned Stark am Tower of Joy(c) HBO

„The past is already written“

Das führt uns zu Brans Reise in die Vergangenheit. Er beobachtet seinen Vater am Tower of Joy, aus dem man Schreie einer Frau hört. Die Stimme gehört natürlich  Lyanna Stark, der von Rhaegar „entführten“ Schwester Neds. Rhaegar ist zu diesem Zeitpunkt schon tot, König Aerys gestürzt. Warum also bewacht Ser Arthur Dayne, der beste Kämpfer in Westeros, einen Turm irgendwo im Nirgendwo? Diese Frage wird in „Oathbreaker“ nicht beantwortet – noch nicht. Ned erklimmt zwar die Stufen zum Turm, aber wir sehen seine Begegnung mit Lyanna nicht. Aber alles deutet darauf hin, dass sich die R+L=J genannte Theorie bestätigen wird: dass Lyanna im Turm ein Kind zur Welt bringt. Dieses Kind ist Jon Snow – und Thronerbe Rhaegar ist sein tatsächlicher Vater, nicht Ned. Damit wäre eine der großen Fragen der Serie – wer ist Jon Snows Mutter bzw. wer sind seine Eltern – endlich geklärt.

Zwei Fragen stellen sich mir nach der Szene:

  • Hört Ned Bran tatsächlich? Könnte Bran also in die Vergangenheit eingreifen? „The past is already written“, sagt der Three Eyed Raven nur.
  • Wer tötet Dayne, the „Sword of the Morning“ im Kampf mit Ned tatsächlich? Ist es Howland Reed, Meeras Vater, der ihm den Dolch in den Rücken stößt? Reed muss den Kampf ja überlebt haben, sonst wären Jojen und Meera nicht gezeugt worden.

Spione und Spitzel

In den Szenen mit Varys und Cersei zeigt sich schön, wie sich Spionage von einem Spitzelsystem unterscheidet, finde ich. Cersei will Varys System der „little birds“, der kindlichen Informanten übernehmen – aber sie übertreibt mal wieder. Ihr geht es nicht um Information, sondern um die Unterdrückung bestimmter Meinungen. Maester Qyburn, der Frankenstein der Serie, und sein Monster Ser Gregor sind außerdem weit weniger überzeugend als Varys, der Verführer. Politisch läuft es bei den Lannister-Geschwistern eher schlecht. Ihr Onkel Kevan, Hand of the King, löst das Small Council lieber auf, als sich mit Cersei und Jaime zu beraten.

Für die humorvollste Szene der gesamten Episode sorgt Tyrion Lannister, der sonst einigermaßen unterfordert wirkt. Glaubt er Grey Worm tatsächlich, dass sich dieser mit Missandei nur über seine Patrouillengänge unterhält? Der kleine Mann war schon einmal scharfsinniger.

Was will der High Sparrow von Tommen?

Einigermaßen kryptisch fand ich die Szene zwischen dem High Sparrow und König Tommen, der den Priester nicht wegen seiner Ehefrau Margaery aufsucht, sondern wegen seiner Mutter. Will der High Sparrow Tommen bekehren? Oder ihn nur hinhalten. Ein Prozess soll über Cerseis Schuld entscheiden – wen sie bei einem „Trial by combat“ in den Kampf schicken wird, das weiß sie schon: The Mountain.

Welchen Zweck Daenerys Ausflug nach Vaes Dothrak, in die Hauptstadt der Dothraki, haben soll, ist mir schleierhaft. Unklar ist nämlich, ob die Witwen der Khals sie überhaupt in ihren Kreis aufnehmen (dürfen). Die arme Dany wird hin und hergeschickt in Essos, ohne dass sie ihrem Ziel, dem Eisernen Thron, wirklich näher kommt.

Zitate der Woche

  • Ser Alliser Thorne: „I fought, and I lost. Now, I rest. But you, Lord Snow, will be fighting those battles forever.“
  • Jon Snow: „I failed.“
    Ser Davos: „Good. Now fail again.“
Jon Snow: einigermaßen durcheinander
Jon Snow: einigermaßen durcheinander(c) HBO

Auffälliges:

  • Schon wieder einige Tote diese Woche. Aber es tut mir nicht leid um Ser Alliser Thorne und schon gar nicht um das unheimliche Kind Olly.
  • Wird Dolorous Edd nun Lord Commander? Das wäre ein Karrieresprung, mit dem er selbst nicht gerechnet hat.

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Redaktioneller Hinweis: Die aktuellen "Game of Thrones"-Folgen werden dem Autor vom Sender Sky zur Verfügung gestellt, der die Serie in Österreich zeigt.

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