Song Contest: Die Pressekonferenz war spannender

Sergey Lazarew jubelt über den Finaleinzug.
Sergey Lazarew jubelt über den Finaleinzug.(c) AFP (Jonathan Nackstrand)
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Nicht einmal Trash lockerte das solide produzierte Event auf. Zumindest am Dienstag war die Politik beim Song Contest spannender als die Musik.

Und aus war's. Nach matten rund 120 Minuten stand fest, wer das erste Halbfinale des Eurovision Song Contests in Stockholm als Gewinner verlassen darf. 18 relativ belanglose Songs mit mehr oder weniger belangloser Botschaft gab es da heuer - garniert mit austauschbaren Beat-Teppichen. Nicht einmal Trash lockerte das solide produzierte Event auf. Die Video-Einspielungen auf der Bühne waren da noch das Beeindruckendste. Es gab schon spannendere Bewerbe im Fernsehen.

Und dann kam die Pressekonferenz, das war dann schon unterhaltsamer. Da muss der russische Strahlemann Sergey Lazarew einem Kiewer Reporter erklären, ob sich Homosexuelle in Russland sicher fühlen können, sollte der Song Contest nächstes Jahr in Russland stattfinden. Der russische Reporter zuvor hatte hingegen ganz im Prawda-Style gefragt, ob Lazarew dem internationalen Publikum erklären könne, dass Russland kein "kaltes" Land sei. Und Lazarew schafft den Spagat, lächelt, entschuldigt sich für sein eigentlich passables Englisch, und lädt alle ein, nach Russland zu kommen. Alle seien sicher.

Reporter hält politische Rede

Armenien spricht wenig später von der Friedensbotschaft im Song - Iveta Mukuchyan singt von einer "LoveWave". Und nur Minuten später, als Fragen an die Sängerin aus Aserbaidschan (Samra sang "Miracle") gestellt werden dürfen, stellt sich ein aserbaidschanischer Reporter vor die versammelten Künstler und Journalisten und setzt zu einer politischen Rede an. Berg-Karabach - eine umkämpfte Region zwischen Aserbaidschan und Armenien - sei kein eigener Staat und gehöre definitiv zu Aserbaidschan. Frage stellt er keine. Der Moderator der Pressekonferenz hat Mühe, ihn abzuwürgen. Ob Samra etwas erwidern wolle? Beim Song Contest gehe es um Musik, die diplomatisch weise Antwort der Sängerin.

Wenn die Ukraine am Donnerstag von der Vertreibung der Krim-Tataren im Jahre 1944 singt (ohne das explizit so im Liedtext zu sagen), dann dürfen wir durchaus wieder auf die Pressekonferenz gespannt sein. Denn zumindest am Dienstag war die Politik beim Song Contest spannender als die Musik. Und es wäre schön, wenn es wieder anders wäre.

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