Ticker-Nachlese 18 Nationen hofften auf eines von zehn Finaltickets und warfen sich in die Material- und Frisurenschlacht. Nett reicht nicht für einen Finalplatz.
18 Nationen haben beim zweiten Halbfinale des Song Contest s am Donnerstagabend ihren Beitrag in Stockholm vorgetragen. Aus dem Starterfeld kommen zehn Kandidaten ins Finale. Dort treffen sich auch auf Österreichs Kandidatin Zoe, die ihr Finalticket am Dienstag löste . Das Finale findet am Samstag statt.
Politisch brisant der Beitrag der Ukraine: Jamala singt über die Vertreibung der Krim-Tataren im Jahre 1944 - ohne das explizit so im Liedtext zu sagen, sonst dürfte sie gar nicht antreten, denn politische Botschaften sind beim Song Contest unerwünscht. Sie hat Wettanbietern zufolge die größten Chancen auf ein Finalticket. Auch Australien darf sich Hoffnungen auf das Finale machen, ebenso wie Serbien und Belgien. Ohne Chancen sehen die Buchmacher hingegen die Schweiz.
Es fing mit großem Musical-Kitsch an. Die Moderatoren Petra Mede und Mans Zelmerlöw sangen außer Konkurrenz und wärmten die Menge in der Stockholmer Ericsson-Arena für die folgenden 18 Nationen auf, die beim zweiten Halbfinale des Song Contests um eines von zehn Finaltickets sangen. Im Gegensatz zum Dienstag war der Abend deutlich unterhaltsamer. Die Performances in der Einzelkritik. APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND Justs - Heartbeat Coole Stimme, etwas unbeholfene Bühnenpräsenz, aber definitiv ein Song, der etwas hergibt. Sicher durch den Song gekommen. In der Stimme immer ein leichtes Rauschen, eine leichte Distortion/Verzerrung, die das sichere Intonieren nicht gerade vereinfacht. Aber gut und sicher gemacht. Hat von Anfang an Spaß gemacht zuzusehen. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Michal Szpak - Color Or Your Life Gleich ein Patzer zu Beginn, die Tonart ein wenig verloren. Aber Michal Szpak hat sich rasch erfangen. Die Pop-Ballade ist an sich etwas 0815 zusammengestellt, aber mit einem Refrain, der ins Ohr geht. Die Gestik wirkt etwas übertrieben, aber das gehört dazu. Aber die Gesamt-Show war durchaus eine gute. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Hovi Star - Made Of Stars Schöne Stimme, ruhiger Song mit packender Bridge. Das ist Emotion pur, muss einem aber gefallen. Der Beat gegen Ende lässt den Song noch einmal voll aufgehen, samt Goldregen zur optischen Unterstützung. Stimmige, gute Sache wieder von Israel. Kein Golden Boy, aber auch nicht schlecht, wenn man Kitsch verdauen kann. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Sanja Vucic ZAA - Goodbye (Shelter) Stimme top. Da sieht man wie viel Power man in seinen Körper bekommen muss, um in den Höhen die klaren Töne produzieren zu können. Der Song ist sicher in Ordnung, in Erinnerung wird er nicht bleiben, aber er macht Stimmung im Saal. Serbien schafft es in den letzten Jahren immer, gute Songs zum Song Contest zu bringen. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Donny Montell - I'v Been Waiting for This Night Solider Einstieg mit schöner, sanft gesetzter Stimme. Der Refrain ging dann etwas ins andere Extrem mit vielen Beats. Aber definitiv einer der besseren Songs mit einer der besseren Stimmen an diesem Abend. Und bei der Choreografie braucht es schon etwas Power um bis zum Ende auch gut durchzuhalten. Gut. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Dami Im - Sound Of Silence Eine sehr gute Stimme mit einem guten Song, der sich aber kaum von der Beat-Meterware des ersten Halbfinales abhebt, aber routinierter und abgebrühter. Gegen Ende zeigt Dami Im, was sie sängerisch im Stande ist. Definitiv ein Mitfavorit. (c) REUTERS (TT NEWS AGENCY) Poli Genova - If Love Was A Crime Ja, wenn Liebe ein Verbrechen wäre. Das regt zum Tanzen an. Der Refrain ist zwar nichts Neues, aber wann ist schon etwas neu im Pop. Stimmlich gibt's da nichts zu sagen - einwandfrei, solide durchgesungen. Könnte auch ein Song zu einer Fußball-WM sein. Passt gut ins Finale. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Jamala - 1944 Dass dieser Song als "unpolitisch" bei der EBU durchgegangen ist, ist eigentlich nicht nachvollziehbar. Der Elektropop kommt durch die dramatische Stimme Jamalas eindringlich beim Zuhörer. Das Wehklagen in Kombination mit folkloristischen Geigen-Klängen geht unter die Haut. Und gesanglich zeigt Jamala alle Facetten. Dennoch ist der Song eigentlich nicht so herausragend. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Nika Kocharov and Young Georgian Lolitaz - Midnight Gold Netter Rock-Song mit guten Synthesizer-Sounds, bleibt aber nicht wirklich hängen. Laut und ungewöhnlich gegen Ende. Die Stimme von Nika Kocharov passt gut zu diesem Genre. Das es für das Finale gereicht hat, ist dennoch eine Überraschung. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Laura Tesoro - What's The Pressure Eine spannende Stimme hat die junge Belgierin. Das Bass-Riff zu Beginn schrammt haarschaft an "Another One Bites the Dust" vorbei. Aber Laura Tesoro hat mit den Background-Sängern eine super Choreographie voller Energie gezeigt. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Rykka - The Last Of Our Kind Gesanglich nicht aufregend, aber immerhin die Töne besser getroffen als beim nationalen Vorentscheid. Der Song ist lahm, da hilft auch die komische Kniebeugen-Choreografie nichts. Da muss sich Rykka noch weiterentwickeln, auch in den sanften Höhen gibt es noch etwas zu tun. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Ivan - Help You Fly Nackt mit Wolf. Der Song ist durchaus okay - in der Album-Version. Live etwas naja. Ivan zeigt sein stimmliches Potenzial nur kurz, generell etwas nervös gewesen. Mit Ivan hätte man im Finale durchaus rechnen können. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Nicky Byrne - Sunlight Belangloser Pop, nett dargeboten, leider ein paar falsche Töne beim Refrain-Einstieg, bei jedem Refrain-Einstieg. Die Pseudo-Band auf der Bühne ist nett, aber unnötig. Dem Saal-Publikum hat's einigermaßen gefallen. Der Chor war fleißig, insgesamt zu durchschnittlich. Das genügt heutzutage beim ESC nicht. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Kaliopi - Dona Ein bisschen klassische Stimme wäre ja beim ESC etwas Schönes. Doch diese Wahnsinns-Ballade ist etwas zu viel des Guten. Außerdem ist das Vibrato ungefähr einen Ganzton breit, das zerfleddert jede Gesangslinie. Da hat die Stimme keine Chance, Emotionen zu transportieren. Massive E-Gitarren im Refrain machen die Sache nicht besser. Ein Song wie Dona gehört zum Song Contest dazu, aber nicht zum Finale. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) ManuElla - Blue And Red Etwas anstrengender Song auf Dauer. Der Country-Style will nicht so richtig abheben. Die Artistik des Tänzers ists durchaus bewundernswert. Das Gejodle im Refrain hat ManuElla zwar sauber rübergebracht - samt ständigem Wechsel von Kopf- und Bruststimme - doch wird die Linie auf Dauer eher mühsam zum Anhören. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Lighthouse X - Soldiers Of Love Furchtbar schlechter Lala-Pop, mit schlechtem 90er-Jahre Gehabe. Da gibt es nicht mehr dazu zu sagen. Leider. Schade Dänemark. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Agnete - Icebreaker Leichte Intonationsprobleme zu Beginn, der Tempowechsel (Verlangsamung) im Refrain ist spannend und ein guter dramaturgischer Kniff. Insgesamt aber das übliche Beat-Pop-Balladen-Geschmettere - aber das durchaus solide, geht live im Saal sicher unter die Haut. Hätte auch im Finale sein können. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Eneda Tarifa - Fairytale Solide gesungen, später sogar gezeigt, was stimmlich möglich ist. Aber der Song ist zu unklar komponiert, kein Teil, den man sich merkt. Die Performance ohne Besonderheiten. Song kommt spät, aber doch in Fahrt ein wenig, war aber chancenlos. (c) APA/AFP/TT News Agency/MAJA SUSL (MAJA SUSLIN/TT) Song Contest: Das war schon besser Diese Kandidaten schafften es ins große Finale:
Lettland: Justs „Heartbeat“ Polen: Michał Szpak „Color Of Your Life“ Israel: Hovi Star „Made Of Stars“ Serbien: Sanja Vučić ZAA „Goodbye (Shelter)“ Litauen: Donny Montell „I've Been Waiting for This Night“ Australien: Dami Im „Sound Of Silence“ Bulgarien: Poli Genova „If Love Was A Crime“ Ukraine: Jamala „1944“ Georgien: Nika Kocharov and Young Georgian Lolitaz „Midnight Gold“ Belgien: Laura Tesoro „What's The Pressure“ Ausgeschieden sind:
Schweiz: Rykka „The Last Of Our Kind“ Weißrussland: IVAN „Help You Fly“ Irland: Nicky Byrne „Sunlight“ F.Y.R. Mazedonien: Kaliopi „Dona“ Slowenien: ManuElla „Blue And Red“ Dänemark: Lighthouse X „Soldiers Of Love“ Norwegen: Agnete „Icebreaker“ Albanien: Eneda Tarifa „Fairytale“
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