Rumänien nimmt US-Raketenabwehrsystem in Betrieb

Einweihungsfeier in Deveselu.
Einweihungsfeier in Deveselu.APA/AFP/DANIEL MIHAILESCU
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Der Kreml sieht eine "Bedrohung für Russlands Sicherheit" durch das NATO-Schild. Das System richte sich nicht gegen Russland, sagt Stoltenberg.

Die USA und Rumänien haben einen weiteren Teil des Raketenabwehrschilds der NATO in Europa in Betrieb genommen. Im südrumänischen Deveselu wurde am Donnerstag ein US-Abwehrsystem eingeweiht, das Raketen im Anflug auf Europa zerstören soll. Das System sei "eine bedeutende Verstärkung" der Kapazitäten der Alliierten zur Raketenabwehr, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Russland protestierte umgehend. Die NATO baut seit Anfang des Jahrzehnts einen Raketenschild auf, der die europäischen Verbündeten vor Angriffen schützen soll. Das Bündnis verweist dabei regelmäßig auf Bedrohungen durch Mittelstreckenraketen aus dem Nahen Osten, die USA verweisen immer wieder auf den Iran.

Angesichts des ohnehin angespannten Verhältnisses zwischen der NATO und Russland wegen der Ukraine-Krise reagierte Moskau umgehend auf die Inbetriebnahme. "Die Stationierung von Raketenabwehrsystemen an sich ist eine Bedrohung für Russlands Sicherheit", erklärte ein Kreml-Sprecher in Moskau.

Russland über starken Radaranlagen besorgt

Stoltenberg bekräftigte dagegen in Deveselu erneut, dass sich das System nicht gegen Russland richte. Es seien nur wenige Abwehrraketen stationiert, und diese befänden sich "zu weit im Süden oder zu nahe an Russland, um russische ballistische Interkontinentalraketen abzufangen".

Russland geht es bei der Kritik an dem NATO-Schild weniger um die Abwehrraketen, die eine relativ kurze Reichweite haben, sondern um die starken Radaranlagen. Diese könnten demnach Starts von atomwaffenfähigen Interkontinentalraketen in Russland viel früher als bisher erfassen. Aus russischer Sicht verschafft dies der Allianz längere Reaktionszeiten und damit einen militärischen Vorteil.

In Deveselu sind insbesondere Abwehrraketen vom Typ SM-2 stationiert, die eine Reichweite von bis zu 170 Kilometern haben. Der Bau der Station hatte im Oktober 2013 begonnen und insgesamt 800 Millionen Dollar (700 Millionen Euro) gekostet.

Offiziell in den Raketenschild integriert werden soll die Station während des NATO-Gipfels Anfang Juli in Warschau. Am Freitag wird offiziell der Baubeginn für eine vergleichbare Station in Polen gegeben, die 2018 fertiggestellt sein soll.

(APA/AFP)

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