Die EU ist durch Öffnung von Märkten größer und stärker geworden. Jetzt steht das infrage.
Es ist eine Illusion: Immer mehr politische Gruppen in Europa stellen sich gegen Freihandelsabkommen, gegen eine Öffnung von Märkten. Sie suggerieren, dass es möglich sein könnte, sich der Globalisierung zu entziehen, wieder ausschließlich kleinräumig zu wirtschaften.
Die Kritik an TTIP, dem derzeit verhandelten Freihandelsabkommen mit den USA, mag in Einzelpunkten durchaus berechtigt sein. Die Folgen der politischen Dynamik, die sich nun gegen jegliche Marktöffnung richtet, dürfen aber nicht unterschätzt werden. Die Vergrößerung von Märkten, die Erweiterungen des Binnenmarkts waren ein Motor für Wohlstand in der EU und brachten Stabilität. Österreich, das mittlerweile als Autozulieferer für die gesamte EU gut im Geschäft ist, sollte eigentlich ein Lobeslied darauf singen.
Offene Märkte bringen nicht nur Konkurrenz, sondern Jobs und viele mögliche Nischen für Betriebe jeglicher Größe. Sich aus Prinzip gegen alle Versuche zu stemmen, international mitzumischen, ist in Zeiten von Internet und raschen internationalen Verkehrswegen gefährlich kurzsichtig. Ein Leben ohne Samsung-Fernseher und Apple-Handys mag beschaulicher sein. Ohne Leiterplatten aus Österreich, ohne Apps junger Start-ups gingen da aber auch hierzulande Arbeitsplätze und Zukunftschancen verloren.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2016)