Führungsrolle: Autonom fahrende Autos

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Warum ist die Autoindustrie eigentlich so versessen darauf, dem Menschen im Auto das Fahren abzunehmen?

Man kennt vielleicht diese Illustration aus den 1950ern, die vermutlich für ein Science-Fiction-Magazin entstanden ist: Ein futuristischer Straßenkreuzer rauscht über den Highway, und an Bord, unter einer großen Glaskuppel, sitzt die Familie und spielt frohgemut Karten. Niemand von den Insassen steuert das Auto. Wie viele Vorstellungen von der Zukunft (Mondlandung, Megacitys etc.) wird auch diese Realität. Noch in dem Jahrzehnt, so Experten, werde die Industrie so weit sein, komplett autonom fahrende Autos auf der Straße zu haben. Einstweilen werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen neu ausgerichtet, vermisst man unsere Wege, Gassen und Plätze neu und genauer, zeigen Prototypen, was sie schon alles draufhaben: mit Vollgas über die Rennstrecke jagen, lange Distanzen bewältigen, ohne dass ein Mensch am Lenkrad kurbeln oder Pedale treten muss.

Wesentlich länger werde es aber dauern, auch da sind sich die Experten einig, bis die Konsumenten überzeugt sind, dass sie das auch brauchen oder zumindest wollen. In Umfragen geben derzeit bis zu drei Viertel der Befragten an, überhaupt keine Lust zu verspüren, das Lenkrad aus der Hand zu geben. Nicht, weil es so hetzig wäre, sich jeden Tag aufs Neue den Weg durch den zähen Verkehr zu bahnen. Der Grund ist Furcht.

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Wir alle sind mit Computern aufgewachsen, und die stürzen eben dann und wann ab. Was ärgerlich genug ist, wenn man dabei Zeit und Daten verliert. Aber auf der Autobahn, während man gerade die Karten mischt, wie unsere Science-Fiction-Familie?

Die Konsumenten werden sich schon noch fügen. So, wie sie Kühlschränke kaufen, die mit dem Internet verbunden sind, oder Autos, die für ihre Bedürfnisse zu groß und zu schwer sind. Als Argumente für Roboterautos werden Komfort und Sicherheit ins Treffen geführt. In Wahrheit freilich geht es um Daten, die wir beim Fahren hinterlassen wie Abgase aus dem Auspuff. Daten sind bekanntlich das große Ding, das neue Erdöl: Woher wir kommen, wohin wir wollen, und was wir dabei tun oder tun könnten (nämlich möglichst nicht mehr Auto fahren, denn davon hat niemand etwas).

Die Autoindustrie spürt den Zunder besonders intensiv, weil IT-Konzerne kurz davor sind, ins Autogeschäft einzusteigen und es gründlich aufzumischen. Deshalb beansprucht man sicherheitshalber die Führungsrolle für sich, obwohl man eigentlich der Getriebene ist. Google hat früh begonnen mit der Entwicklung – und sich gern belächeln lassen, als man diese ulkigen Gefährte, die weder Lenkrad noch Pedale haben, auf die Straße geschickt hat. Das Rennen dürfen die großen Automarken nicht verlieren.

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