Josef Ostermayer war der Regierungschef hinter Faymann – und eines der größten Talente der SPÖ.
Zuletzt war dann auch der mit allen Wassern gewaschene Taktiker, Verhandler und Jurist mit seinem Latein am Ende. Mit Nachdruck hatte er noch versucht, zu retten, was zu retten war. Doch Werner Faymann war nicht mehr zu retten. Er selbst letztlich auch nicht. Es reichte nur noch für wohlwollende Schlagzeilen zum Abgang Werner Faymanns. Und Josef Ostermayer selbst nützte auch eine Petition namhafter Künstler nichts mehr, die seinen Verbleib in der Bundesregierung forderten.
Ostermayer, der Techniker der Macht, das Mastermind der Ära Faymann, fand seinen Namen gestern nicht mehr auf der Ministerliste wieder. Faymanns engsten Vertrauten und Freund in der Regierung zu halten, war Christian Kern wohl zu riskant.
In den vergangenen Jahren als Kulturminister war immer wieder die Rede von den zwei Gesichtern des Josef Ostermayer. Der aufblühte, mit der Begeisterung eines kleinen Kindes, wenn er mit Kunst und Kultur zu tun hatte. Und das harte Gesicht des Machtmenschen zeigte, wenn er in seiner Funktion als Regierungskoordinator unterwegs war.
Die vielen Jahre als Nummer zwei hinter Werner Faymann – nicht wenige hielten Ostermayer sogar für den wahren Regierungschef – haben ihren Tribut gefordert: Auch der früher so spielerische Josef Ostermayer ist im Laufe der Jahre zusehends verhärtet. Nach außen hin ließ er sich aber nie etwas anmerken: Er blieb smart und verbindlich, wirkte stets entspannt, als käme er gerade aus dem Urlaub.
Kunst und Kultur – das waren die Steckenpferde des Juristen. Sein Faible für Architektur konnte er schon früher ausleben. Er war bereits Werner Faymanns rechte Hand, als dieser Wiener Wohnbaustadtrat war. Nach einem Intermezzo beim Wiener Wohnfonds diente er Faymann als Kabinettschef im Infrastrukturministerium, dann als Staatssekretär im Kanzleramt.
Meisterstück Ortstafeln
Das Meisterstück des Burgenländers war die Lösung der Kärntner Ortstafelfrage. Unzählige Politiker waren zuvor daran gescheitert. Ostermayer gelang das Kunststück, mit seinem Verhandlungsgeschick und dem bewährten Einsatz von Druck und Umgarnung alle Interessensvertreter an den Tisch zu bringen und auch dort zu halten.
Ohne Josef Ostermayer ging in der Faymann-SPÖ gar nichts. Den Sprung ganz nach vorn wagte er aber nie – wiewohl er wahrscheinlich das Zeug dazu gehabt hätte. Von der fachlichen Eignung her jedenfalls. Nun endet die politische Karriere des Josef Ostermayer. Ob für immer, wird man sehen.
Josef Ostermayer: Nicht mehr an des Kanzlers Seite
Neo-Kanzler Kern predigte gegen Stillstand und Dogmen. Vizekanzler Mitterlehner gab ein „Ich will“-Versprechen ab, verteidigte aber auch die rot-schwarze Ära Faymann.
Kabinettschefin des Kanzlers wird Maria Maltschnig. Der Bruder von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, dürfte die außenpolitische Beratung übernehmen.
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.