Josef Halbmayr: ÖBB-Chef für sieben Wochen

Josef Halbmayr und Neo-Kanzler Christian Kern.
Josef Halbmayr und Neo-Kanzler Christian Kern.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Finanzvorstand Josef Halbmayr ersetzt Neo-Kanzler Christian Kern an der Spitze der ÖBB. Aber nur für kurze Zeit: Bis Juli soll die Nachfolge endgültig geregelt sein.

Wien. Der fliegende Wechsel von Bahnchef Christian Kern in die heimische Bundespolitik löst Rochaden in der Spitze der ÖBB aus. Der neue SPÖ-Parteivorsitzende und Bundeskanzler Kern habe mit Dienstag alle Funktionen bei der Staatsbahn zurückgelegt, teilten die ÖBB in einer Aussendung mit. Wie berichtet springt sein Vorstandskollege Josef Halbmayr als Bahnchef für ihn ein. Die offizielle Bestellung eines interimistischen Nachfolgers für den Vorstandsvorsitz soll bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 24. Mai über die Bühne gehen.

Erstmals Frau an ÖBB-Spitze?

Doch der bisherige Finanzvorstand der ÖBB ist ein Konzernboss mit kurzem Ablaufdatum. Denn dem 60-jährigen Halbmayr wird zwar die Fähigkeit bescheinigt, das Unternehmen zu lenken – ein großer Haken ist jedoch die Partei, der er nahesteht. Die ÖVP.
Bis zur nächsten ÖBB-Aufsichtsratssitzung am 4. Juli will das Kontrollgremium nun also einen geeigneten Nachfolger für Kern gefunden haben. Die Ausschreibung der Position des Vorstandsvorsitzenden nach dem Stellenbesetzungsgesetz soll in den nächsten Tagen erfolgen.

Die besten Chancen werden bisher dem 53-jährigen ÖBB-Manager Andreas Matthä eingeräumt. Er galt schon vor sechseinhalb Jahren als heißer Kandidat für den Chefposten, letztlich sollte bekanntlich Kern das Rennen machen. Mättha, heute Vorstand der Infrastruktur-Tochter, ist seit Jahrzehnten bei den ÖBB beschäftigt – und kann auf die Unterstützung der Eisenbahnergewerkschaft bauen.

Denkbar ist auch, dass erstmals eine Frau ins Chefbüro im ÖBB-Hochhaus am Hauptbahnhof einziehen wird. Als bisher chancenreichste Kandidatin wurde zuletzt mehrfach Valerie Höllinger genannt. Die 44-jährige Juristin leitet seit fünf Jahren das Berufsförderungsinstitut BFI. Ähnlich wie Kern war auch sie angetreten, um frischen Wind in das gewerkschaftlich geprägte Unternehmen zu bringen. Höllinger kommentierte die Medienberichte per Aussendung: Sie fühle sich „geehrt“, dass ihr Name genannt werde, konkrete Gespräche zu dieser Position habe sie allerdings noch nicht geführt.

Ederer: Den Kurs fortführen

Wen immer der Aufsichtsrat unter seiner Vorsitzenden, Brigitte Ederer, wählen wird, am Kurs der Bundesbahnen solle nicht gerüttelt werden, betonte Ederer. Christian Kern sei es in seinen sechs Jahren gelungen, die ÖBB zu einem modernen Mobilitätsdienstleistungsunternehmen zu machen, so Ederer: „Wir werden den eingeschlagenen Erfolgskurs in den ÖBB auch in Zukunft konsequent fortführen.“ (ag./auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2016)

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