Das wahre Motiv für die Dopingjagd

Dopingsünder haben es wirklich schwer.

Der bei Langläufern beliebte Blutbeutel hat ausgedient, auch EPO oder Steroide haben längst an Reiz und Wirkung verloren; sie sind nachweisbar geworden. Auch bröckeln Allianzen mit Lieferanten aus dem Osten, dieser Geschäftszweig könnte nach den Skandalen in Russland sogar vollständig kollabieren.

Es ist Bewegung in der Sportwelt, sie mutet wie Selbstreinigung an. Denn optimal abgestimmt auf die russische Krise verlautbarte nun das Internationale Olympische Komitee, 31 Starter der Spiele von Peking 2008 bei aktuellen Nachtests überführt zu haben. Es ist ein Indiz dafür, dass bei der Jagd auf Dopingsünder – den Versuchskaninchen der Pharmaindustrie – Veranstalter und Sponsoren nicht länger vor der Entlarvung ihrer Sieger zurückschrecken. Was war denn die Leistung?

Nun wird in allen Sparten „ausgemistet“, der Trend erweckt zumindest diesen Eindruck. Glaubhaft wird es jedoch erst, diese Erkenntnis schmerzt wie ein Nadelstich, wenn ertappte Stars à la Lance Armstrong oder Nationen wie Russland auch sanktioniert werden. Manche Rekorde sind irgendwann zu viel des Guten, nicht aus gesundheitlichen, sondern aus rein wirtschaftlichen Bedenken. Nur deshalb blasen Geldgeber zur Jagd auf ihre Aushängeschilder, zur Wahrung des Scheins – und für neue Sponsorenverträge. Das Ende des Dopings ist ausgeschlossen.

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2016)

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