Grüne Wahlparty: "Es ist doch noch nicht alles verloren in diesem Land"

Fix war bzw. ist zwar noch nichts. Dem Jubel unter den Van-der-Bellen-Anhängern tat das aber keinen Abbruch: Schon bei der ersten Hochrechnung um 17 Uhr nahmen die Jubelrufe und das Geklatsche kaum ein Ende. Gefeiert wurden schon die 49,8 Prozent für Alexander Van der Bellen wie ein Sieg.

Irgendwie schienen die 1200 Gäste im Palais Auersperg in der Wiener Josefstadt, in dem die Wahlfeier stattfand, nicht wirklich an den eigenen Erfolg geglaubt zu haben. Die einen waren nach der ersten Hochrechnung "sehr zuversichtlich, obwohl wir das zu Mittag nicht waren". Die anderen schienen immer noch nicht überzeugt: "Es ist nicht berauschend - aber immerhin." Eine andere Grüne freute sich darüber, dass "doch noch nicht alles verloren ist in diesem Land". "Aber fast", konterte die nächste.

"Mutig in die neuen Zeiten": Ein passender Spruch für eine Zukunft mit Alexander Van der Bellen oder Norbert Hofer im Amt des Bundespräsidenten. So sieht es dieser Van der Bellen-Unterstützer. "Der Slogan passt immer. Selbst wenn Hofer das Rennen macht, ist das zu akzeptieren. Denn die Gesellschaft darf nicht gespalten werden."

Im Garten des Palais Auersperg fanden sich immer mehr Anhänger ein. Dort wurde nicht ausgelassen gefeiert, sondern gerechnet: Wie viele Briefwähler muss Van der Bellen überzeugen, um zu gewinnen? Welche Rolle spielen dabei die Auslandsösterreicher? Und wie valide sind die Wahlkartenprognosen wirklich? Zweckoptimismus mit einer gehörigen Portion Unsicherheit machte sich im Garten breit.

In den prunkvollen Sälen des Palais startete währenddessen die Band. Das erste Lied an diesem Wahlabend: Hero von Maria Carey.

Zurück im Garten sah man am großen Interesse ausländischer Medien, dass es sich um keine gewöhnliche Bundespräsidentschaftswahl bzw. Wahlparty handelt: Van der Bellen-Wähler David steht hier gerade einem französischen Radiosender sowie "Le Monde" Rede und Antwort - und zwar auf französisch.

Das ausländische Medieninteresse lässt sich in Zahlen messen: Von den 88 Kamerateams und den mehr als 200 Journalisten, die ins Palais kamen, waren rund 150 aus dem Ausland. Medien aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Japan waren darunter. Und sie alle warteten gespannt auf das Eintreffen von Alexander Van der Bellen.

Doch das erste Foto ergatterte kein Profifotograf, sondern ein kleiner Bub. Das Selfie hatte Vorrang.

"Danke, Sascha. Danke, Doris" war auf der großen Videoleinwand bei Van der Bellens Eintreffen zu lesen. Die Anhänger bedankten sich damit nicht nur bei Alexander Van der Bellen, sondern auch bei seiner Frau Doris Schmidauer. Bei aller Vorsicht: Van der Bellen selbst wurde bereits wie der nächste Bundespräsident empfangen.

Heute werde "gefeiert, gefeiert, gefeiert und morgen ausgezählt", sagte Van der Bellen in Richtung seiner Unterstützer. Aber: "Wir werden nicht übermütig."

Allzu übermütig war die anschließende Party trotz großer Freude tatsächlich nicht. Die Van der Bellen-Fans sparen sich offenbar die Kräfte. Denn schon am Sonntagabend wurde lautstark über den Ort der Präsidentschaftsfeier für Alexander Van der Bellen am heutigen Montagabend nachgedacht. Der Optimismus kehrte offenbar wieder zurück.