Erste Bank: Eine halbe Milliarde Euro Gewinn

(c) Reuters (Christian Bruna)
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Treichl will auch für 2009 eine Dividende ausschütten. Der Nettogewinn ist von Jänner bis Juni 2009 auf 492Mio. Euro gesunken. Man hatte aber einen noch stärkeren Rückgang befürchtet.

Wien(höll). Die vergangenen Monate seien die schwierigsten in der Geschichte der Bank gewesen, räumte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen ein. Trotz Finanzkrise hat sich das nach der Bank Austria zweitgrößte Kreditinstitut des Landes wacker geschlagen.

Der Nettogewinn ist von Jänner bis Juni 2009 im Vergleich zur Vorjahresperiode zwar um 22,7Prozent auf 492Mio. Euro gesunken. Analysten haben jedoch einen Ergebnisrückgang von bis zu 30Prozent erwartet. Mit Ausnahme der Ukraine waren alle Ost-Töchter in den schwarzen Zahlen. Laut Treichl werde sich in der Finanzbranche nun die Spreu vom Weizen trennen. „Wir sind der Überzeugung, dass wir unser Geschäftsmodell auch weiterhin profitabel umsetzen werden.“ Apokalyptische Vorhersagen über die Lage in Osteuropa teilte der Bankchef nicht: „Ich glaube nicht, dass wir Armageddon vor uns haben. Was wir haben, ist eine ernste und schwere Rezession.“ Diese werde vermutlich noch länger dauern. Aber schlimmer sollte es aus heutiger Sicht nicht mehr werden.

„Gehen nicht mehr zum Staat“

Der Grund, warum das Institut nicht an das Halbjahresergebnis von 2008 herangekommen ist, liegt im Kreditrisiko. Die Bank erwartet, dass wegen des Wirtschaftsabschwungs mehr Kunden ihre Darlehen nicht zurückzahlen können. Daher wurden die Risikovorsorgen auf 892,1Mio. Euro verdoppelt. Spekulationen, wonach die Erste Bank zusätzliches Geld vom Staat beantragen werde, wies Treichl zurück: „Wir werden sicher nicht noch einmal zum Staat gehen. Ganz bestimmt nicht.“ Laut der Vereinbarung mit dem Finanzministerium hat das Institut im Frühjahr die erste Tranche von 1,2 Mrd. Euro bekommen, im Herbst kommt noch eine weitere Mrd. Euro dazu.

An eine vorzeitige Rückzahlung der Staatshilfe – wie es amerikanische Banken tun – denkt Treichl vorerst nicht. Mit der Finanzspritze soll die Eigenkapitalquote von aktuell 8,4Prozent bis Jahresende auf über neun Prozent angehoben werden – eine Quote, die international üblich ist.

Im ersten Halbjahr 2009 kletterte der Anteil der ausfallgefährdeten Darlehen („Non-Perfoming Loans“) im Vergleich zum gesamten Kreditvolumen von 2,9Prozent auf 3,6Prozent. Der für das Risiko zuständige Vorstand Bernhard Spalt geht davon aus, dass die Kreditausfälle im zweiten Halbjahr ansteigen werden. Bei großen Firmen habe es bislang noch kaum Insolvenzen gegeben. „Aber wir bauen für die Zeit vor, in der es große Unternehmen ebenfalls erwischen wird.“

Neues Sparprogramm

Eine Gewinnprognose für das Gesamtjahr nannte Treichl nicht. Im Gegensatz zur Hypo Group Alpe Adria und zur Österreichischen Volksbanken-AG wird die Erste Bank heuer aber in der Lage sein, die Zinsen für das Staatsgeld von acht Prozent zu zahlen. Zusätzlich soll es eine Dividende für die Aktionäre geben. Die Ergebnisse der Belastungstests der OeNB, die wegen fauler Ostkredite das Kapital der sechs größten Banken im schlimmsten Fall auf nur knapp über das gesetzliche Minimum schrumpfen sehen, hält Treichl für wenig realistisch. „Wir glauben nicht, dass die von der Nationalbank in den Stresstests angegebenen Parameter eintreten werden.“

Bis Jahresende will die Erste Bank ein neues Programm zur Effizienzsteigerung ausarbeiten. Gerüchte, wonach das Institut künftig mehr als 100 Mio. Euro pro Jahr einsparen will, wies Treichl als „Spekulation“ zurück.

Treichl kündigte an, dass die spanische Sparkasse La Caixa ihren Beteiligung an der Erste Bank von derzeit 5,1Prozent auf maximal zehn Prozent aufstocken wird. Einem Anteilserwerb von mehr als zehn Prozent, so Treichl, „würden wir nicht zustimmen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2009)


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