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Ohne Retusche

Werbung ohne Photoshop

Sommersprossen, Poren und Co.: Das Make-Up-Label Urban Decay Cosmetics setzt neuerdings auf ein natürliches Hautbild.
16.08.2018 um 10:12
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Hauptbild • (c) Instagram/@urbandecaycosmetics

Porentief natürlich: Die US-Make-Up-Marke Urban Decay Cosmetics verzichtet auf ihren neuesten Instagram-Fotos auf Photoshop, Contouring, Facetune und Co. – und wird dafür von ihren 9,8 Millionen Followern gefeiert.  

(c) Instagram/@urbandecaycosmetics

Die geteilten Beauty Shots zeigen zwar ein aufregendes  Augen-Make-Up, auf digitale Weichzeichner oder Schminktechniken, die ein unrealistisches Hautbild propagieren, wurde jedoch verzichtet. Poren, Sommersprossen und Unreinheiten wurden ganz natürlich belassen.

(c) Instagram/@urbandecaycosmetics

Die Follower auf Instagram lobten die authentischen Bilder: “Wunderschön und ich liebe die echte Haut“ oder “Endlich mal jemand, der nicht mit Photoshop bearbeitet wurde, um unmenschlich auszusehen“.

Nicht der erste Riese in der Beauty- und Fashionbranche, der auf Natürlichkeit statt Retusche setzt.

(c) Instagram/@urbandecaycosmetics

Nach dem Motto "You can’t photoshop personality" (zu dt.: "Du kannst Persönlichkeit nicht photoshoppen") setzt die Wiener Luxus-Boutique Popp & Kretschmer für neue Kampagnensujets auf die Tricks der klassischen, analogen Fotografie, anstatt auf digitale Retusche.

(c) via www.popp-kretschmer.at

Frauen zu zeigen, "wie sie sind - natürlich schön, stark, weiblich und selbstbewusst", ist der Anspruch des neuen Frühling/Sommer-Katalogs, der von Modefotografin Rafaela Pröll in Szene gesetzt wurde.

(c) via www.popp-kretschmer.at

Um im Katalog zu landen, mussten die Models vor allem Persönlichkeit und Ausstrahlung mitbringen. Martine Lindskjold aus Schweden zeigt sich tätowiert und selbstsicher vor der Kamera. Dazu gesellt sich das slowakische Topmodel Michaela Hlavackova, die bereits für die Cover aller großen Magazine wie "Vogue", "Marie Claire" oder "Elle" abgelichtet wurde und für Chopard, Armani oder Miu Miu arbeitete.

(c) via www.popp-kretschmer.at

Damit setzte man auch heuer wieder auf etablierte Namen. Im letzten Jahr holte man Victoria's Secret Model Magdalena Frackowiak vor die Kamera. Die österreichische Boutique greift mit den Aufnahmen einen Trend auf, der nicht nur in der Modebranche immer beliebter wird, wie zuletzt ein US-Kosmetikriese bewies.

(c) via www.popp-kretschmer.at

Glatte Haut, makellose Körper, glänzendes Haar: In der Welt der Kosmetik- und Modefirmen haben Makel keinen Platz. Geht es nach der größten US-amerikanischen Drogeriekette CVS soll damit nun Schluss sein: In den 9700 Filialen, online und in allen Werbekampagnen kommen ab April keine retuschierten Fotos mehr vor. Körperform, Proportionen, Augen- und Hautfarbe sowie Falten und andere "individuelle Merkmale" sollen nicht mehr digital manipuliert werden. Unbearbeitete Bilder werden mit einem Wasserzeichen versehen. 

(c) CVS

Als Frau, Mutter und Präsidentin eines Unternehmens mit überwiegend weiblicher Kundschaft sei sie sich ihrer Verantwortung bewusst, wird CVS-Chefin Helena Foulkes in der Aussendung zitiert. Sie sieht einen Zusammenhang zwischen der Verbreitung unrealistischer Ideale und negativen Folgen für die Gesundheit: "80 Prozent der Frauen fühlen sich schlecht, nachdem sie eine Beauty-Anzeige sehen. 90 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 17 wollen zumindest eine Sache an ihrem Aussehen verändern."

(c) Instagram/cvspharmacy

Wie unrealistisch die Schönheitsideale der Modewelt sind, sieht man spätestens beim Blick auf Bikinimodels mit perfekter Figur und Haut. Man braucht nicht unbedingt ein geschultes Auge haben, um zu wissen, dass das vor allem auch auf übermäßige Retusche zurückzuführen ist.

Bei der Textilkette Asos verfolgt man jetzt den Ansatz "weniger ist mehr".

Asos

Dehnungsstreifen, kleine Makel, die sonst der Retusche zum Opfer fallen würden, zeigt man bei Asos neuerdings im Onlineshop.

Dieser Mut zu mehr Ehrlichkeit kommt bei den Kundinnen gut an. „Es ist so toll, ein Model zu sehen, das nicht gephotoshoppt ist, sie schaut auch mit Dehnungsstreifen hinreißend aus", heißt es da etwa.

Asos

Die spanische Kette Desigual startet bereits den "Sommer ohne Komplexe" und verzichtet bei den jüngsten Kampagnen-Bildern auf die Retusche.

Instagram (Desigual)

Das Model Charli Howard wurde für den Job engagiert. Die Britin weigerte sich vor einiger Zeit, für eine Agentur weiter abzunehmen und steht seither für Body Positivity.

Instagram (Desigual)

Klein, groß, dünn, dick ... Seit Anfang Mai promotet Desigual die neuen Bikinis auf seinem Instagram-Channel, jedes Bild ist mit einem Statement des Models versehen. 

Instagram (Desigual)

Kurvige Bikini-Models, natürliche Posen und der Verzicht auf Photoshop waren auch hier die richtigen Zutaten, um Bademode zu bewerben. Dem US-Unternehmen Target ist mit seiner #TargetSwim-Kampagne ein richtiger Coup gelungen, unzählige Medien berichten darüber, das Feedback ist durchwegs positiv.

Target

Das Unternehmen setzt in der Werbung auf unterschiedliche Körperformen und Hautfarben. Als Models wurden Body-Aktivistin Denise Bidot (im Bild), Tänzerin Megan Batoon, Skateboarderin Lizzi Armanto und Moderatorin Kamie Crawford engagiert.

Target

Der Textilriese hat es sich mit der "Target Loves Every Body"-Kampagne bereits 2015 zur Aufgabe gemacht, Bikinishopping für alle Frauen zu einer erfreulichen Angelegenheit zu machen.

Target

Die gleiche Idee hatte man auch bei H&Ms Schwestermarke Monki. In der #NoFilter-Kampagne wurde auch nichts retuschiert.

Instagram/@monki

Natürlich - auch mit Achselhaaren - und ganz entspannt zeigen die Models die neuen Bademodentrends.

Instagram/@monki

Dass sich Natürlichkeit bezahlt macht, weiß man mittlerweile auch bei Aerie. Seit 2014 verzichtet das Lingerie- und Bademodenlabel von American Eagle auf Photoshop. Und das schlägt sich auch im Umsatz nieder, der im Vorjahr um 20 Prozent gestiegen ist und so schnell anscheinend nicht aufhört zu wachsen.

 

 

 

Instagram/@aerie

Allein im ersten Quartal 2016 stieg der Umsatz um 32 Prozent, vorausgesagt waren lediglich 14,9 Prozent. Global Brand President Jennifer Foyle macht dafür vor allem die Photoshop-Entscheidung verantwortlich.

Instagram/@aerie

"Wir hatten sicherlich einen kreativen Moment, als das Team zusammen kam und wir sagten 'Was passiert mit den Millennials und der nächsten Generation wirklich?'", erklärte sie im Gespräch mit Business Insider.

 

Instagram/@aerie

Und weiter: "Wir waren uns ziemlich sicher, dass es gut bei der Generation ankommen wird. Warum sollten wir die Models überhaupt nachretuschieren? Sie sind wunderschön so, wie sie sind."

Instagram/@aerie

Deshalb wird man auch weiterhin bei der Strategie bleiben und auf Photoshop verzichten. Speckröllchen und Dehnungsstreifen inklusive.

Instagram/@aerie

Das positive Körpergefühl der Kampagne kommt für die Kundinnen gut an, die auf Social Media mit ihren Bikinis posieren ...

Instagram/@aerie

... und sich in ihrem Körper allem Anschein nach wohlfühlen.

Instagram/@aerie

Die Bilder sind eine willkommene Abwechslung zu den überperfekten Bikinifotos, die man sonst aus der Werbung kennt.

Instagram/@aerie

Noch kann man es zwar nicht mit Wäschegiganten wie Victoria's Secret aufnehmen, doch das rapide Wachstum könnte Aerie langfristig zu einem der "Big Player" machen.

Instagram/@aerie

Und damit vielleicht auch andere Labels zum Umdenken bewegen um unmögliche Photoshop-Schönheitsideale zu verhindern.

Instagram/@aerie

"Ich denke man schafft es auch ohne. Und ich denke man braucht es nicht so stark, wie man glaubt", meint Jennifer Foyle, die immerhin aus Erfahrung spricht. 

Instagram/@aerie

Plus Size Model Ashley Graham steht auch zu ihrem Körper, mit allen Dellen und Speckröllchen. Auf Instagram veröffentlicht sie immer wieder unretuschierte Bilder von Shootings, um damit auf ihre Botschaft aufmerksam zu machen.

Instagram/@theashleygraham

"Einmal hat mir jemand gesagt meine Schenkel wären 'Cellulite-City'. Aber ich weiß jetzt, dass diese Schenkel eine Geschichte erzählen von Sieg und Mut. Ich werde nicht zulassen, dass andere sagen, wie mein Körper aussehen soll, damit sie sich besser fühlen, und das solltet ihr auch nicht."

Instagram/@theashleygraham

Immer wieder zeigt sich das berühmte Model, das es als erste Frau mit Übergröße in die Bikiniausgabe der "Sport's Illustrated" geschafft hat, von ihrer natürlichen Seite. "Ein bisschen Orangenhaut tun niemandem weh ...", schreibt sie etwa hier. 

Instagram/@theashleygraham

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