Vorarlberger Amokläufer schoss mit Kalaschnikow-Imitat

Bei einer Pressekonferenz in Bregenz wzurden am Montag Details zu der Bluttat bekanntgegeben
Bei einer Pressekonferenz in Bregenz wzurden am Montag Details zu der Bluttat bekanntgegebenAPA/REPRO/ DIETMAR STIPLOVSEK
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Der 27-jährige Gregor S., der am Sonntag in Vorarlberg zwei Personen und dann sich selbst erschoss, war dem Verfassungsschutz als Neonazi bekannt.

Der 27-jährige Mann, der bei seinem Amoklauf in Nenzing am Sonntag zwei Menschen getötet und zwölf verletzt hat, war polizeilich kein unbeschriebenes Blatt. Neben acht Vorstrafen gehörte er bis 2013 dem Skinhead-Neonazi-Netzwerk "Blood and Honour" an. Die Schüsse feuerte er mit einem serbischen Kalaschnikow-Nachbau ab, im Auto fand die Polizei ein zweites baugleiches Modell.

Den rechtsextremen Hintergrund bestätigte die Polizei am Montagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Bregenz. Aufgefallen war der Mann häufig in den Jahren 2005 bis 2010. In diese Zeit fallen auch seine acht rechtskräftigen Verurteilungen wegen Körperverletzung, gefährlicher Drohung und Verstoßes gegen das Waffengesetz. Bei einer Vernehmung von mehreren Neonazis 2004 bei der Polizei - darunter der Täter - sei plötzlich eine Gaspistole aufgetaucht, die ihm zugerechnet worden ist, berichtete der stellvertretende Leiter des Landeskriminalamtes, Stefan Schlosser. Daraufhin habe man ein Waffenverbot gegen den damals Jugendlichen verhängt.

Waffenkiste bei Hausdurchsuchung gefunden

Seit 2010 sei der Mann - er arbeitete als Installateur und hatte mit seiner Partnerin ein 17 Monate altes Kind - nicht mehr aufgefallen, sagte Schlosser, der Bruch mit der "Blood and Honour"-Bewegung erfolgte aber erst 2013. Dass der Mann auch danach offenbar noch der rechtsextremen Szene nahestand, belegen die bei einer Hausdurchsuchung sichergestellten Gegenstände. In einer in einem Nebenraum abgestellten versperrten Blechkiste fand die Polizei eine abgefeuerte Werfergranate, Kriegsmunition, eine Gastpistole sowie Bücher und Materialien, "die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind".

Auch bei der Tat in Nenzing war der 27-Jährige aus dem Raum Bludenz schwer bewaffnet. Sämtliche Schüsse gab er mit einer Zastava M92 Kaliber 7,62 ab, einem aus Serbien stammenden vollautomatischen Sturmgewehr, das einer Kalaschnikow ähnelt. Ein baugleiches Modell, dessen Magazin allerdings entfernt war - "vermutlich um es für die Tatwaffe zu verwenden" - hatte der Mann in seinem Pkw in einer Sporttasche auf dem Rücksitz verstaut.

Die Tatwaffe auf einem Polizeibild
Die Tatwaffe auf einem PolizeibildAPA/REPRO/ DIETMAR STIPLOVSEK

Streit mit Freundin als Auslöser

Die Vorarlberger Polizei-Verantwortlichen zeichneten die Tatnacht minutiös nach. Der 27-Jährige geriet wegen einer "Nichtigkeit" (Schwendinger) in einen verbalen Streit mit seiner Lebenspartnerin, woraufhin er das Fest verließ, einen Firmenwagen bei seinem Arbeitgeber in Nenzing holte und nach Hause fuhr. Nach zwei bis drei Stunden kehrte er zurück - mit den Kalaschnikow-Imitaten im Auto.

Nach einer neuerlichen Auseinandersetzung mit seiner Freundin im Barbereich gingen beide zum am Parkplatz abgestellten Auto des 27-Jährigen. Dort holte er nach einem weiteren Wortgefecht eines der Gewehre aus einer Sporttasche und begann wahllos auf die etwa 80 Meter entfernten Festbesucher zu schließen, die sich im Barbereich befanden. Im Kugelhagel kamen ein 48-jähriger Mann aus Nenzing und ein 33-Jähriger aus Lustenau ums Leben. Weitere zwölf Personen wurden durch Streif-, Steck- und Durchschüsse schwer verletzt.

Seine Freundin, die zunächst noch neben dem Amokläufer stand, brachte sich in Sicherheit und alarmierte sowohl die Rettung als auch die Einsatzkräfte. Nachdem der 27-Jährige ein Magazin leer geschossen hatte, das laut Schwendinger ungefähr 30 Schüsse fasst , begab er sich wieder zu seinem Fahrzeug, installierte das Magazin der zweiten Waffe und verließ den Parkplatz in Richtung einer angrenzenden Wiese. Dort schoss er sich in den Mund und war auf der Stelle tot.

Die Angaben der Polizei lauteten folgendermaßen:

  • 3.07 Uhr Eingang des Notrufs

  • Eine Minute später traf die erste Polizeistreife vor Ort ein, im Minutentakt kamen anschließend weitere Einsatzkräfte hinzu. Gesamt waren 17 Streifen, die Hundestaffel, die Beamten des Einsatzkommandos Cobra und schließlich die Beamten des LKA am Tatort.

  • Um 3.44 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden. "Die Situation war geklärt und unter Kontrolle", sagte Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher.
Das Konzertgelände in Nenzing
Das Konzertgelände in NenzingAPA/DIETMAR MATHIS FOTOGRAFIE

Ein Mann in kritischem Zustand

Hinsichtlich des Zustands der Verletzten gab es am Montag keine Neuigkeiten. Ein Mann (Jahrgang 1962) befand sich weiter in kritischem Zustand, die anderen Verletzten waren stabil. Anders als am Sonntag verlautbart, waren zwölf (anstatt elf) Personen verletzt worden, einer dieser Festbesucher hatte aber auf ärztliche Hilfe verzichtet. Zwei Personen waren bereits am Sonntag wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Der 48-jährige und der 33-jährige Mann, die im Kugelhagel ums Leben kamen, erlitten einen Schuss in den Oberkörper bzw. einen Kopfschuss. Der 48-Jährige starb letztlich an seinem Blutverlust. Er war ebenso wie der 33-Jährige polizeilich nicht bekannt gewesen.

(APA)

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