Polizei verlegt Sondereinheiten zum Flüchtlingscamp an der Grenze.
Athen. Griechenlands Regierung hat sich offenbar zur Räumung des Flüchtlingslagers Idomeni entschlossen: Montagvormittag wurden Spezialeinheiten der Polizei in den Norden des Landes verlegt, bereits ab Dienstag könnte die Evakuierung des informellen Camps an der griechisch-mazedonischen Grenze beginnen. Bisher hatte die Regierung Tsipras stets erklärt, dass sie eine Räumung aus Sicherheitsgründen ablehne – ein Großteil der immer noch mehr als 8.500 Bewohner des Lagers sind Frauen und Kinder.
Doch Lokalpolitiker äußerten ihren Unmut immer lauter. Vergangene Woche erstattete der Regionalchef von Zentralmazedonien, in dessen Zuständigkeitsgebiet Idomeni liegt, Anzeige wegen der Zustände im Lager. Tzitzikostas meinte, er sei verpflichtet „das Leben und das Eigentum der griechischen Bürger“ zu schützen, und das werde er auch tun.
Evakuierung in Etappen
Giorgos Kyritsis vom Koordinationsausschuss für Flüchtlinge stellte fest, dass die Räumung möglichst ohne Gewaltanwendung und in kleinen Etappen vor sich gehen werde. Bis zur endgültigen Evakuierung des Lagers könnte eine Woche vergehen, es handle sich um keine einmalige „Säuberungsaktion“.
Zunächst sollen die Flüchtlinge in neuen Camps in Nordgriechenland untergebracht werden. Seit mehr als zwei Monaten versuchen die Behörden, die Flüchtlinge davon zu überzeugen, in offizielle Lagerstrukturen umzuziehen – bisher ohne Erfolg. Was meist verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass eben diese Lagerplätze bisher nicht bereitstanden oder in schlechtem Zustand waren. Das scheint sich nun geändert zu haben. (gon)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2016)