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Brenner: Tirol „in einer Sandwich-Situation“

(c) REUTERS (DOMINIC EBENBICHLER)
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In Tirol gab es trotz konstanter Migrantenzahl über das Mittelmeer zuletzt mehr Aufgriffe.

Wien. Die Krise wegen geplanter österreichischer Kontrollen am Brenner ist nach kurzer Entspannung neu entbrannt: Jüngster Anlass ist die Entsendung 80 zusätzlicher österreichischer Beamter an die Grenze. Die Zahl illegaler Einwanderer habe zuletzt zugenommen, beklagte Tirols Landeshauptmann, Günther Platter: Rom würde nur „wirkungslose Beruhigungspillen über angebliche Kontrolle verteilen.“ Italien beschwerte sich darauf über „österreichischen Populismus“.

Der Anlass: Am Pfingstwochenende seien „30 bis 50 illegale Einwanderer täglich“ an der italienischen Grenze gestoppt worden, sagt ein Tiroler Polizeisprecher zur „Presse“. Einige hätten versucht, zu Fuß nach Österreich zu gelangen. Die meisten Aufgriffe habe es nicht am Brenner, sondern im Tiroler Hinterland gegeben, also stünden die Polizisten jetzt an der grünen Grenze. Zuletzt seien aber nur noch „zehn bis 15“ Illegale täglich erwischt worden – vor einem Monat waren es zwei bis drei. Man müsse „die Situation beobachten.“

Auf italienischer Seite kann man wenig mit diesen Zahlen anfangen. Von Steigerung könne keine Rede sei, heißt es aus Bozen gegenüber der „Presse“. Dank intensiver Kontrollen auf Zügen sei die Zahl konstant niedrig – die Bozner Polizei spricht von „zwei bis drei“ illegalen Migranten täglich, die von Österreich zurückgeschickt werden (weil sie nachweislich aus Italien gekommen sind). Die Kooperation mit den Tiroler Kollegen funktioniere gut. Man sei täglich in Kontakt. Und verstehe daher nicht, warum sich die Zahlen widersprechen.

Tatsächlich kommen derzeit nicht wesentlich mehr Migranten über das Mittelmeer nach Italien als im Vorjahr: Heuer waren es laut UN-Angaben 34.000 Menschen, nur sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Dass keine Verschiebung der Balkanroute stattgefunden hat, zeigen die Herkunftsländer der Migranten: Die meisten kommen aus Westafrika (etwa Nigeria, Gambia, Senegal), sie fliehen meist aus wirtschaftlichen Gründen. Rom wird vorgeworfen, sie nicht wieder in ihre Heimatländer zurückzuführen.

 

Meist Afrikaner

Aus Afrika stammt auch die größte Anzahl der aufgegriffenen Migranten in Tirol. Rund 6000 waren es seit Jänner. 3500 davon seien an der Grenze zu Bayern – die geschlossen ist – zurückgeschickt worden. Diese Grenzkontrollen sind auch ein wesentlicher Grund, warum die Zahl illegaler Einwanderer in Tirol steigt: Früher seien aus Italien kommende Einwanderer nach Deutschland weitergereist – heute werden sie nach Tirol zurückgeschickt. „Wir befinden uns in einer Sandwich-Situation“, klagt der Polizist. (basta.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2016)