Zika-Virus: 150 Forscher raten zu Verschiebung von Olympia

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Eine halbe Million Besucher könnten in Rio de Janeiro angesteckt werden und die Krankheit mit in ihre Heimatländer bringen, warnen die Experten. Die WHO weist die Bedenken zurück, warnt aber Schwangere.

Als Reaktion auf die Zika-Epidemie haben mehr als 150 Gesundheitsexperten in einem Offenen Brief die Verschiebung der Olympischen Spiele in Rio empfohlen - oder gleich einen ganz anderen Austragungsort. In einem am Freitag veröffentlichten Schreiben an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf warnen die Experten vor globalen Gesundheitsrisiken. Eine halbe Million Besucher der Spiele könnten in Rio de Janeiro angesteckt werden und die Krankheit mit in ihre Heimatländer bringen, hieß es darin.

Der besonders in Brasilien verbreitete Virus kann unter anderem schwere Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen. In irehm Brief empfehlen die Wissenschafter daher, die WHO solle eine unabhängige Expertengruppe aufstellen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu den Risiken der Zika-Verbreitung beraten könne. Diesen Schritt nicht zu tun, wäre aus ihrer Sicht unverantwortlich.

Zu den Unterzeichnern gehören 151 Experten von Universitäten und Gesundheitszentren in 29 Ländern. Verfasst wurde der Brief von Amir Attaran von der Universität Ottawa, Arthur Caplan und Lee Igel von der Universität New York und Christopher Gaffney von der Universität Zürich.

WHO beschwichtigt, warnt aber Schwangere

Die WHO wies die von den Forschern geäußerten Bedenken umgehend zurück: Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Vertagung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige, teilte die Organisation in der Nacht auf Samstag mit. Auch würde eine solche Entscheidung "die internationale Ausbreitung des Zika-Virus nicht signifikant" beeinflussen, schließlich sei Brasilien nur eines von fast 60 Ländern und Gebieten, aus denen Übertragungsfälle durch Moskitos gemeldet würden - und zwischen denen reger Reiseverkehr herrsche.

Geraten wird von der WHO aber zu besonderen Schutzmaßnahmen. So rät die Organisation Schwangeren generell davon ab, Rio de Janeiro oder andere Zika-Gebiete zu besuchen. Weiters empfiehlt sie allen Reisenden sich mit Hilfe von Mückenschutzmittel und möglichst heller, langer Kleidung vor den Moskitos zu schützen, die das Virus übertragen. Beim Geschlechtsverkehr sollten immer Kondome verwendet werden - oder es wird gänzlich auf Sex verzichtet. Das gilt auch noch mindestens vier Wochen nach der Rückkehr aus Südamerika. Denn das Virus kann durch Geschlechtsverkehr weitergeben werden.

Zudem rät die WHO, in Unterkünften mit Klimaanlagen zu übernachten. Die in der Regel verschlossenen Fenster und Türen dort seien eine Barriere für Mücken. Weites sollten keine Gebiete in Orten besucht werden, in denen die Sanitäranlagen schlecht sind und es offene Wasserstellen gibt. Diese sind ideale Brutstätten für die Mücken.

(APA)

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