Brandstiftung in Asylheim: Polizei hat Anschlag befürchtet

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Ein neu gebautes Asylwerberheim brannte in Oberösterreich ab. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Für Täterhinweise gibt es 5000 Euro Belohnung.

Wien/Linz. Wo demnächst Asylwerber einziehen sollten, steht jetzt nur noch eine Ruine. Seit vergangenem Jahr baut das Rote Kreuz NGO Holzteilfertighäuser für Asylwerber, um die Zahl der fehlenden Quartiere zu verringern. Sechs stehen bereits in Oberösterreich. Nun ist das siebte Fertigteilhaus in Oberösterreich kurz vor seiner Fertigstellung in Altenfelden im Mühlviertel abgebrannt.

Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der oder des Täters führen, lobte die Landespolizeidirektion Oberösterreich unterdessen bis zu 5000 Euro aus. Hinweise werden unter der Nummer 059133-403333 gesammelt. Das Haus hätte demnächst von 48 Asylwerbern bezogen werden sollen. Verletzt wurde – das Haus war ja noch nicht bezogen – niemand. Zu dem Täter oder den Tätern gibt es noch keine Spur. Man habe an der Außenwand zwei Brandherde gefunden, allerdings keinen Brandbeschleuniger, so die Polizei Oberösterreich. Mittlerweile habe man auch den Verfassungsschutz eingeschaltet. In der 2200-Menschen-Gemeinde Altenfelden im Mühlviertel zeigt sich Bürgermeister Klaus Gattringer (ÖVP) entsetzt. „Dass es so etwas in Altenfelden gibt, hätte ich mir vor einigen Stunden noch nicht gedacht.“ Zwar hätte es im Vorfeld Diskussionen über das Quartier gegeben, nach einer Informationsveranstaltung hätte er aber den Eindruck gehabt, dass die Bedenken ausgeräumt werden konnten.

Polizei nicht überrascht

Das Haus wäre die erste Asylunterkunft in der kleinen Gemeinde gewesen. Ein vorheriges Projekt sei an einer Unterschriftenaktion gescheitert. Beim aktuellen Bau sei die Stimmung zwar aufgeheizt gewesen, Drohungen hätte es aber keine gegeben. „Wir haben christliche Werte in der Partei, der ich angehöre“ – solange so viele Lebensmittel in den Müll geworfen würden, gebe es keinen Grund, bedürftigen Menschen nicht zu helfen, so der Bürgermeister. Auch beim Roten Kreuz sei man geschockt. Man halte aber am Auftrag fest, Menschen zu helfen, und werde in den kommenden Tagen mit den Behörden sprechen, um so bald wie möglich mit dem Wiederaufbau zu beginnen, so Walter Aichinger, Präsident des Roten Kreuzer, in Oberösterreich. Die Organisation beziffert den Schaden auf vorläufig 300.000 Euro.

Zahlreiche Politiker drückten ihre Bestürzung aus. „Das ist sicherlich das falsche Signal, das von unserem Land ausgeht“, sagte Landeshauptmann Josef Pühringer. Aber Vorwürfe, dass in Oberösterreich nicht viel getan wurde, dass mit Asylwerbern anständig umgegangen wird, brauche man sich nicht zu machen, betonte er im Ö1-Morgenjournal vom Donnerstag. Man könne offensichtlich einen derartigen Anschlag nicht verhindern. Die Unterkunft werde auf jeden Fall wieder aufgebaut, so Pühringer.

Die SPÖ in Oberösterreich verlangt Maßnahmen auf Sicherheitsebene. Apropos Sicherheitsebene: Die Polizei ist über den Brandanschlag nicht ganz so überrascht wie die Politik. „Wir haben befürchtet, dass es irgendwann auch bei uns dazu kommen wird“, sagt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ – mit Hinweis auf die Lage in Deutschland. Tatsächlich gab es in der Vergangenheit auch in Österreich immer wieder Anschläge – auch mit Toten. Dass Flüchtlingsheime tatsächlich ganz zerstört werden, ist aber selten. Laut einer Anfragebeantwortung des Innenministeriums gab es im Vorjahr 25 Übergriffe auf Asylunterkünfte. Im Detail kam es zu Drohungen und Sachbeschädigungen, etwa durch Brandstiftungen, Böllerschüsse oder Steinwürfe. Auch Körperverletzungen wurden dokumentiert. Von den Anschlägen waren Einrichtungen in allen Bundesländern betroffen – außer im Burgenland.

Die meisten Vorfälle (sieben) gab es in Kärnten. So wurden bei einem Bölleranschlag auf eine geplante Asylunterkunft in Groß-Kirchheim die beiden Inhaber leicht verletzt, in Straßburg wurde mit einem pyrotechnischen Gegenstand eine Tür beschädigt. Brandanschläge gab es auch in Wels und in Dornbirn, ebenso in Mitterdorf, Wörgl und Traiskirchen. (win/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2016)

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