Viele Tote bei Flüchtlingstragödien vor Kreta und Libyen

Quelle: UNHCR; Grafik: Petra Winkler
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Mehr als 700 Menschen waren an Bord eines Flüchtlingsschiffs nahe Kreta, gut 300 wurden gerettet. An der libyschen Küste wurden mehr als 100 tote Flüchtlinge gefunden.

Vor der Küste von Kreta hat sich am Freitag offenkundig ein neues Schiffsunglück ereignet, das womöglich hunderte Tote gefordert hat. Mehr als 700 Menschen seien an Bord gewesen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit. Die griechische Küstenwache hat am Vormittag rund 300 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet und drei Tote geborgen. Ihr Schiff war rund 75 Seemeilen südlich der Insel Kreta gekentert. Dies erklärte ein Sprecher der griechischen Küstenwache. Die griechische Küstenwache schickte zwei Patrouillenboote, ein Flugzeug und einen Hubschrauber für die Rettungsaktion. Mindestens vier Schiffe, die in der Region unterwegs waren, beteiligten sich ebenfalls an dem Rettungseinsatz.

Auch Kinder unter den Toten

Eine weitere Flüchtlingstragödie ereignete sich offenbar an der libyschen Küste: Dort wurden am Freitag über 100 Leichen mutmaßlicher Flüchtlinge angespült. Die libysche Marine berichtete von 104 Toten, auf der Website "Migrant Report" wurde unter Berufung auf den Libyschen Roten Halbmond von 117 Leichen berichtet. Laut "Migrant Report" befinden sich unter den Toten auch Kinder.

Bereits am Donnerstag hatte die Hilfsorganisation Roter Halbmond über Leichen von 85 Menschen berichtet, die an der Westküste Libyens angespült worden waren. Die Leichen seien allerdings bereits verwest - es sei unklar, wann die Menschen ertrunken seien, hieß es.

 

Heuer bisher mehr als 200.000 Migranten

Wegen des guten Wetters und der ruhigen See wagen derzeit besonders viele Menschen die Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa. Die Route über Kreta wird dabei zusehends häufiger frequentiert. Bisher kamen in diesem Jahr 205.509 Personen über das Mittelmeer in die EU, 2443 starben dabei, 376 davon in der Ägäis. Im vergangenen Jahr kamen bei der gefährlichen Überfahrt zu den griechischen Inseln in der Ägäis, auf der sogenannten östlichen Mittelmeerroute, 806 Menschen ums Leben, wie aus Daten der IOM hervorgeht.

Ende Mai hatte die griechische Küstenwache vor der Küste Kretas ein Flüchtlingsboot abgefangen, auf dem zwei mutmaßliche Schlepper 65 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Pakistan transportierten. Nach Angaben der Passagiere war das Boot in der Türkei losgefahren. Die Küstenwache äußerte sich nicht dazu, ob es auf dem Weg nach Italien oder Griechenland war. Möglicherweise hatte es die Route über Kreta gewählt, um den NATO-Patrouillen in der Nord-Ägäis auszuweichen.

Am Mittwoch sind bereits 113 Flüchtlinge aus Afghanistan in Kreta angekommen. Die Urlaubsinsel im Süden der Ägäis, bisher weitgehend abgeschnitten vom Flüchtlingsstrom, rückt zunehmend in den Fokus der Flüchtlingsrouten von Ägypten und Libyen.

 

(APA/DPA/Reuters)


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