Hotspots: Dealer weichen in die Bezirke aus

(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Der Gürtel ist derzeit „fast frei“ von Drogengeschäften und Dealern.

Die Kinder haben die Aktion mit offenen Mündern und großen Augen verfolgt. Samstagnachmittag kontrollierte die Polizei am Richard-Wagner-Platz im 16. Bezirk eine Gruppe Schwarzafrikaner. Reine Routine. Ein Mann wehrte sich allerdings, beschimpfte zuerst die Beamten und schlug einem Polizisten anschließend mehrmals mit der Faust ins Gesicht. Woraufhin ihn die Polizisten mit Pfefferspray außer Gefecht setzten. Rasch kam ein Großaufgebot an Polizisten (fünf Einsatzfahrzeuge, mit rund 20 Beamten) zu Hilfe, um die protestierenden Freunde des Mannes in Schach zu halten.

Die Kinder, Mütter und Jugendlichen, die sonst den Tag am Spielplatz und im Fußballkäfig am Richard-Wagner-Platz verbringen, nahmen auf den Bänken quasi in der ersten Reihe Platz, und verfolgten neugierig die Aktion. Der mit Pfefferspray eingenebelte 40-jährige Haitianer (Er ist kein Asylwerber, sondern hat einen Aufenthaltstitel. Er darf bis 2017 legal im Land bleiben) saß in Handschellen am Boden und beschwerte sich auf Englisch: „You put me in jail, because I am a black man.“ („Ihr sperrt mich ins Gefängnis, weil ich ein Schwarzer bin“, Anm.) Drogen wurden bei ihm keine gefunden. Der Mann wurde trotzdem festgenommen und angezeigt – Widerstand gegen die Staatsgewalt, schwere Körperverletzung (da er einen Polizisten angegriffen hat). Der betroffene Polizist wurde verletzt, konnte den Dienst aber fortsetzen.

Es wird nicht das letzte Mal sein, dass sich solche Szenen in den Bezirken rund um den Gürtel abspielen. „Der Gürtel selbst ist mittlerweile fast frei von Dealern“, sagt Einsatzleiter Michael Holzgruber, vom Stadtpolizeikommando Josefstadt. Die Polizei hat dort in den vergangenen zwei Woche starke Präsenz gezeigt, 200 Polizisten waren bei Schwerpunktaktionen an den Drogenhotspots im Einsatz, um die Szene zu zerschlagen. Was zur Folge hat, dass die Dealer nun „sternförmig ausweichen“, sagt Holzgruber. Also weg von den Hotspots an den U-Bahnstationen Josefstädter Straße, Thaliastraße, Gumpendorfer Straße, rein in die Bezirke 15, 16, sieben und acht.

Die Polizei reagiert bereits darauf und kontrolliert nun ebenfalls routinemäßig tiefer in den Bezirken. Der Richard-Wagner-Platz ist etwa zwei Straßenbahn-Stationen von der U-Bahn-Station Thaliastraße entfernt. Ob das reparierte Drogengesetz (seit erstem Juni können die Dealer wieder leichter in U-Haft genommen werden) und die Schwerpunkt-Aktionen der Polizei tatsächlich die Drogen-Szene verkleinern und die Dealer nicht nur aus den Augen der Passanten an der U6 treibt, konnte Holzgruber noch nicht sagen. „Unser Einschreiten bleibt ja gleich“, sagt er. Aber die Konsequenzen wiegen jetzt schwerer. „Früher nahmen die Kollegen jemanden am Gürtel fest und am nächsten Tag haben sie ihn genau an der gleichen Stelle wieder angetroffen“, sagt er. Das sei sehr frustrierend gewesen. Wird ein Dealer jetzt erwischt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er länger von der Straße verschwindet.

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