Mode aus Linz: Jetzt, die Zukunft

(c) Guenter Parth
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Das erste Jahr des neuen Modestudiums der Kunstuniversität Linz mit dem Schwerpunkt „Fashion & Technology“ ist fast um: eine Auswahl innovativer Studentenprojekte.

Die Zukunft aktiv mitgestalten: Was in anderen Zusammenhängen mitunter als leere Worthülse herumgeschleudert wird, steht im neu geschaffenen Studiengang „Fashion & Technology“ an der Kunstuniversität Linz seit einem Jahr an der Tagesordnung. Unter der Leitung von Ute Ploier und Christiane Luible betreten – und vermessen – Studierende dort Neuland, was das Zusammenführen, die harmonische und möglichst ungezwungene Amalgamierung von innovativen Technologien und Modemachen betritt. Dabei geht es, wie Ute Ploier stets betont, keineswegs um die Anfertigung irgendwelcher blinkenden, piependen Wearables mit Gadget-Charakter, sondern im Idealfall um die Möglichkeit, Modemachen unter Berücksichtigung neuer Blickwinkel zu denken – ohne alle gelernten und bewährten Erfordernisse der vestimentären Formgebung über Bord zu werfen.

Modestadt Linz? „Wir möchten die Verschmelzung von Design und Technologie erreichen“, sagt Ploier. „Darum setzen wir im Studiengang stark auf interdisziplinäres Arbeiten – ein neues Berufsbild des Modedesigners ist im Entstehen begriffen.“ Mit einem thematisch nochmals zugespitzten Modestudium in Linz zu starten, habe sich, so die Uni-Professorin, aufgrund der vielen Partner vor Ort angeboten: 3-D-Strick und -Druck werden in der Region produziert, mit Lenzing ist ein innovativer Faserhersteller in unmittelbarer Nähe angesiedelt, die Ars Electronica bietet sich als Partner natürlich ebenfalls an.

Dass man für ein Studium in einem (relativen) Nebenschauplatz wie Linz besondere Anziehungspunkte braucht, um bestenfalls international wahrgenommen zu werden und Studierende anzuziehen, liegt auf der Hand. Beide Professorinnen zeigen sich gegen Ende des ersten Studienjahres aber erfreut über Zulauf und Zuspruch. Außerdem, so Christiane Luible, sei aufseiten der Studierenden eine apriorische Sensibilität für das Themenfeld spürbar: „Wir haben, wenn ich das so sagen kann, definitiv keine Mainstream-Studenten. Jeder entwickelt seine eigene Handschrift und arbeitet völlig eigenständig. Die Ergebnisse sind teilweise ungewöhnlich und unkonventionell; jeder geht seinen eigenen Weg. So entstehen zum Teil sehr überraschende Projekte“, fasst Luible zusammen.

Wenngleich Technologie – die Auseinandersetzung mit neuen wie existierenden Techniken – während des gesamten Curriculums eine Rolle spielt und ab dem ersten Semester entsprechende Module angeboten werden, handelt es sich doch bei dem Angebot der Kunstuniversität Linz um ein reguläres Modestudium. Darauf legen auch beide Professorinnen großen Wert. „Mode ist etwas ja erst, wenn es akzeptiert und getragen wird“, sagt Christiane Luible. Irgendwelche Kleider, die eher skulpturalen Charakter haben und mit 3-D-Druck hergestellt werden, die aber so gut wie unmöglich Teil einer Alltagsgarderobe werden können, gehören somit eher nicht zum erwünschten Output.

Das Verständnis für die Gegebenheiten des Modemachens ist ­eine der Grundvoraussetzungen dafür, dass die vorgestellten Ent­würfe sich nicht in der Unendlichkeit abstrakter Spielereien ver­lieren. Eine Heraus­forderung für die Studierenden? „Vielleicht, ja, aber eher auch eine Befreiung, weil sie von Anfang an ihre eigenen Wege ­entwickeln können und nicht zwangsläufig von bereits Existierendem geprägt sind“, sagt Ute Ploier. Denn es handelt sich bei allem, was aktuell mit „Future Fashion assoziiert wird, um ein im Moment erst im ­Entstehen begriffenes Gebiet. „Es ist ja gerade das Spannende“, ­so ­Luible ­weiter, „dass ­dieser Bereich gerade neu erfunden wird, ­­und unsere Studierenden gehören zu denen, die das Feld mitgestalten.“

Um eben dieses Feld auszuloten, richten die Verantwortlichen des Studiengangs anschließend an die Präsentation der ersten in Linz entstandenen Modeprojekte ein Symposium aus, bei dem internationale Experten sich mit dem Thema einer möglichst richtungsweisenden Mode auseinandersetzen werden. Denn egal, was die Zukunft bringen mag – in Linz hat sie in Modedingen unter Umständen schon begonnen.

Tipp

Am 15. 6. werden im Deep Space des Ars Electronica Center Arbeiten Studierender gezeigt. Am 16. 6. findet in der Tabakfabrik Linz ein Symposium statt.

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