Büskens wird Rapid-Trainer: "Die Deutschen können alles besser"

Mike Büskens ist der neue starke Mann in Hütteldorf, der 48-Jährige folgt Zoran Barišić als Trainer nach.
Mike Büskens ist der neue starke Mann in Hütteldorf, der 48-Jährige folgt Zoran Barišić als Trainer nach.(c) APA/DPA
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Mike Büskens ist neuer Trainer in Hütteldorf und übernimmt keine 24 Stunden nach der Trennung von Zoran Barišić das Ruder. Didi Kühbauer ist enttäuscht, rechnet mit dem Ex-Klub ab.

Wien. Die Ära von Zoran Barišić bei Rapid ist beendet, der 46-Jährige ist nicht mehr Trainer in Hütteldorf. Der Umstand ist keineswegs überraschend, hingegen der Zeitpunkt dieser Trennung, immerhin startet am Freitag die Vorbereitung auf die neue Saison. Offiziell will man es in Hütteldorf als „einvernehmlich“ verstanden wissen, vollends glaubhaft scheint das nicht. Barišić dürfte den Machtkampf mit Sportdirektor Andreas Müller verloren haben.

Der Trainer wirkte zuletzt ob der Zwistigkeiten entnervt, böse Worte kamen ihm dennoch nie über die Lippen. „Die beste Lösung für alle Beteiligten“, sagte der Wiener. „Ich wünsche Rapid das Beste – ich habe hier immer mit Herzblut gearbeitet.“ Der Traum, im neuen Stadion auf der Bank zu sitzen, erfüllt sich für ihn also nicht. Die Meinungsverschiedenheiten waren zu groß und ließen sich nicht mehr überbrücken, das Tischtuch war zerschnitten.

Keine österreichische Lösung

Die Zeit drängte, einen Nachfolger präsentierte Rapid bereits keine 24 Stunden später. Viele Kandidaten wurden gehandelt, die Palette reichte von Mirko Slomka, Tayfun Korkut bis zu Markus Gisdol. Es wurde aber der Deutsche Mike Büskens, 48, den Müller schon seit Schalker Zeiten kennt. Der Mittelfeldspieler gewann 1997 den Uefa-Cup, wurde auch zweimal DFB-Cupsieger.

Nicht ganz so gut sieht seine Ausbeute als Trainer aus. Er begann 2002 bei der B-Mannschaft der Knappen, stieg mit Greuther Fürth (2009–2013) in die deutsche Bundesliga auf und mit dem Klub auch wieder ab. Der gelernte Koch versuchte sich 2013 bei Fortuna Düsseldorf, wurde dort aber nicht glücklich und nach nur fünf Monaten wieder beurlaubt. Seit Mai 2015 war Büskens ohne Beschäftigung, er saß aber immerhin im sportlichen Beirat der Schalker. Nun erhielt er einen Einjahresvertrag mit Option auf Verlängerung – offenbar will Müller die Erfolgskurve seiner Spieler abwarten, ehe er mit dem Trainer eine längere (und teurere) Vereinbarung trifft.

Barišić: Zu freundschaftlich?

Fans hatten damit spekuliert, Didi Kühbauer könnte zum Zug kommen. Der Ex-Teamspieler winkt jedoch im Gespräch mit der „Presse“ ab: „Es hat mit Rapid keine Gespräche gegeben.“ Er selbst zeigte sich von der Trennung von Barišić überrascht. „Ich halte es auch gegenüber dem Trainer für nicht korrekt.“ Auch er rechnete mit der deutschen Lösung. „Ich bin enttäuscht“, meinte er. „Ich hätte mir das Amt des Rapid-Trainers jederzeit zugetraut.“ Nachsatz: „Wir Österreicher sind offenbar nicht gut genug – und die Deutschen können offenbar alles besser.“

Kühbauer, er ist mit Barišić auch eng befreundet, hängt somit weiterhin in der Warteschleife. „Ich habe scheinbar nicht das richtige Netzwerk – und unsere Trainerarbeit ist dann oft nichts wert. Ich muss abwarten, was passiert. Was da bei Rapid jetzt passiert ist, halte ich für einen Wahnsinn. Es geht dem Vereinen nur um den Erfolg. Alles andere interessiert keinen.“

Barišić war seit April 2013 im Amt, er stellte sich stets schützend vor seine Mannschaft, war bei den Fans sehr beliebt. Ihm wurde jedoch oft auch vorgeworfen, ein zu freundschaftliches Verhältnis zu den Spielern gehabt zu haben. Unter seiner Führung wurde Rapid dreimal Vizemeister, schaffte in der Europa League den Gruppensieg, überwinterte erstmals seit zwei Jahrzehnten im Europacup, ging jedoch gegen Valencia vollends unter. Das Erreichte war vergessen, es mehrten sich zusehends die Stimmen, die von einem vergebenen Meistertitel sprachen – man sehnte seinen Abschied herbei. Ihm soll ein lukratives Angebot aus Deutschland (2. Liga) vorliegen.

Büskens kommt in den Genuss des brandneuen Stadions, die Fans sind bereits hungrig auf die neue Heimat. Das Eröffnungsspiel am 16. Juli gegen Chelsea ist längst ausverkauft. Auch Barišić braucht plötzlich eine Eintrittskarte. Sportdirektor Andreas Müller hat seine hingegen sicher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2016)

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